Tätigkeiten wie die Mobile Pflege sind anstrengend – und das beeinträchtigt die langjährige Arbeitsfähigkeit.

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Wien – Die 2024 startende Angleichung ihres Pensionsalters wird Frauen nicht generell höhere Pensionen bringen. Denn ein höheres Pensionsantrittsalter führt nicht automatisch zu längerem Verbleib am Arbeitsmarkt und damit besseren Bezügen im Alter – ist doch die Altersarbeitslosigkeit unter Frauen hoch. Nicht einmal die Hälfte der unselbstständig Erwerbstätigen ist 2019 direkt vom Vollzeitjob in Pension gegangen, ergaben Studien von "Diskurs. Das Wissenschaftsnetz".

Schrittweise wird ab 2024 bis 2033 das Antrittsalter der Frauen von 60 Jahren an die für Männer geltenden 65 Jahre angeglichen. Das wird aber nur dann positive Effekte auf die Frauenpensionen – und die Finanzierung der Alterssicherung – haben, wenn die Integrationsmaßnahmen verstärkt werden und Betriebe ihre Mitarbeiterinnen auch bis zur Pensionierung behalten, betonte Christine Mayrhuber (WIFO) am Donnerstag bei der Präsentation der Studienergebnisse. Die Betriebe seien aber noch nicht wirklich auf die Anhebung des Frauenpensionsalters vorbereitet, es gebe kaum Maßnahmen, hat Ingrid Mairhuber (FORBA) festgestellt.

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Besserung hat sich im letzten Jahrzehnt nicht abgezeichnet – im Gegenteil: Der Anteil der Direktübertritte von Frauen war rückläufig. 2010 lag er noch bei 57,1 Prozent bei den unselbstständig Erwerbstätigen und 80,4 Prozent bei Selbstständigen – und 2019 waren es nur mehr 48,1 bzw. 72,4 Prozent, ergab Mayrhubers Studie.

Sie hat allerdings erhebliche Unterschiede nach Wirtschaftsbereich und Betriebsgröße festgestellt: In der Saisonbranche Hotellerie/Gastronomie ging nur ein Drittel der Frauen direkt in Pension, in der Verwaltung knapp über zwei Drittel. Und je kleiner der Betrieb ist umso weniger Direktübertritte gibt es: Bei unter zehn Beschäftigten war es auch nur ein Drittel.

Faktor Arbeitsfähigkeit

Eine entscheidende Rolle für den längeren Verbleib von Frauen am Arbeitsmarkt – vor allem wenn es darum geht, in fortgeschrittenem Alter noch einen neuen Job zu finden – spielt die Arbeitsfähigkeit. Selbst Branchen mit Arbeitskräftemangel würden Personal suchen, dessen Gesundheitszustand gut ist, stellte Mairhuber bei näherer Betrachtung der Situation in drei ausgewählten Bereichen – Mobile Pflege, Handel und Gebäudereinigung – fest. Aber durch die in diesen Branchen über weite Strecken sehr belastenden Bedingungen leide die Arbeitsfähigkeit besonders stark. Und bei Frauen komme noch die Doppel- oder Dreifachbelastung dazu.

Zudem seien Frauen mit Unterbrechungen oder Teilzeitarbeit für Kinderbetreuung oder Pflege schlechter im Arbeitsleben verankert. Damit steigt das Risiko der Altersarbeitslosigkeit. 2021 war laut Mairhuber die Arbeitslosigkeit von 55- bis 59-jährigen Frauen mit 8,3 Prozent im Handel oder 20,5 Prozent in der Gebäudereinigung sehr hoch. (APA, 3.3.2022)