Ein Meilenstein der Hammer Studios wie der Filmgeschichte: Christopher Lee 1958 in "Dracula".

Foto: Hammer Films

Schnell, expressiv, fast kalligrafisch seien diese Filme gewesen. Der italienische Horrormeister Dario Argento gerät noch immer ins Schwärmen, wenn er von den frühen Produktionen der britischen Hammer Studios erzählt. Neben seinem US-Kollegen John Carpenter und kundigen Filmhistorikern ist er einer jener Cinephilen, die in Dark Glamour, zu sehen am Freitag um 23.45 auf Arte und in der Mediathek, die Brutstätte legendärer Horrorfilme würdigen.

Wie es der Untertitel Aufstieg und Fall der Hammer Studios verheißt, erzählt die feine einstündige Doku ein Stück Filmgeschichte als Parabel. In The Quatermass Xperiment, einem kleinen räudigen Film, führte die Filmfirma 1955, als sie in Schwierigkeiten steckte, Horror und Science-Fiction zusammen und traf beim Publikum ins Schwarze. Mit Frankensteins Fluch wird zwei Jahre später das Filmblut erstmals in Farbe so richtig zum Leuchten gebracht, mit Dracula und Christopher Lee kommt wenig später der Sex dazu. Mit kleinen Budgets, aber stark ausgeprägtem Stilwillen und handwerklicher Meisterschaft werden die familiär produzierten Filme zu einem Inbegriff des Horrors, der bewusst den guten Geschmack ignoriert und es sich im Schmuddeleck gemütlich macht.

Es war mit Alfred Hitchcock und dessen Psycho just ein Brite, der die Hammer-Filme über Nacht alt ausschauen ließ. Aber auch der Niedergang des Studios hält Exemplarisches bereit – und das nicht nur, weil man mit möglichst viel nackter Haut dem entwischten Zeitgeist hinterherhechelte. So wurden Filmprojekte potenziellen Finanziers mit marktschreierischen Vorproduktionsplakaten angepriesen. Eine von Hammer etablierte Praxis, die sich bis heute gehalten hat. (Karl Gedlicka, 3.3.2022)