Die S22-Reihe.

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Wo liegt die Grenze zwischen einer sinnvollen Leistungsoptimierung und irreführenden Versprechungen gegenüber den Nutzern? Eine Frage, die seit Jahren ein steter Begleiter der Smartphone-Welt ist. Immer wieder wurden Hardwarehersteller dabei erwischt, wie sie ihre Geräte speziell auf einzelne Benchmarks optimieren, um dort dann eine Leistungsfähigkeit vorzugaukeln, die im Alltag der meisten Apps gar nicht erreicht werden kann.

Relationen

Neuester Adressat eines solchen Vorwurfs ist Samsung. Den ersten Vorwurf hat dabei ein südkoreanischer Youtuber erhoben. Dieser fand heraus, dass ein Galaxy S22 Ultra im Benchmark von 3DMark erheblich schlechter abschnitt, sobald er den Paketnamen änderte. Und zwar nicht ein bisschen, sondern signifikant: Der im "Wildlife Extreme"-Test erzielte Wert sank von 2.618 auf 1.141 Punkte.

Eine weitere Spurensuche offenbarte dann den Grund für diesen Effekt. Wie sich herausstellt, ist für diese Verhalten eine fix vorinstallierte App von Samsung verantwortlich, der sogenannte "Game Optimizing Service". Diese reduziert für ausgewählte Apps die Leistungsfähigkeit des Geräts gezielt, wobei "ausgewählt" hier ein recht dehnbarer Begriff ist.

Lange Liste

Die Liste der über den "Game Optimizing Service" angepassten Apps ist mittlerweile rund 10.000 Einträge lang. Entgegen der Namensgebung handelt es sich dabei auch nicht bloß um Spiele, es sind populäre Apps wie Youtube, Google Maps oder auch Outlook enthalten.

All das wirft natürlich eine Frage auf: warum? Üblicherweise werden solche Beschränkungen vorgenommen, um sowohl die Wärmeentwicklung als auch den Akkuverbrauch des Geräts im Griff zu haben. Macht dies keinen merklichen Unterschied in der aktiven Nutzung der jeweiligen App aus, ist das auch nicht notwendigerweise verwerflich.

Irreführung oder nicht?

Dass diese Leistungsreduktion für dermaßen viele Programme zum Einsatz kommt, wirft allerdings die Frage an, was die Herstellerangaben zur Performance der Geräte dann in der Praxis noch wert sind. Im Vorjahr wurde übrigens Oneplus bei sehr ähnlichen Manipulationen erwischt – und versprach nach Kritik, dieses Verhalten optional zu machen.

Unklar ist derzeit, welche Geräte überhaupt von diesen Optimierungen betroffen sind. So scheinen die Apps selbst in der S22-Reihe nicht auf allen Devices vorinstalliert zu sein. Eine Aufklärung dieses Mysteriums könnte eigentlich nur Samsung liefern, dort beschränkt man sich bislang aber auf die Aussage, dass man die Angelegenheit derzeit untersuche. (apo, 3.3.2022)