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Die Bereitschaft, der Ukraine finanziell zu helfen, ist groß. Spendenplattformen tun sich aber mit der direkten Unterstützung des Militärs schwer.

Foto: Marienko Andrew/AP

Um der Ukraine gegen den übermächtigen Aggressor Russland zu helfen, haben sich zahlreiche Initiativen gegründet, die finanzielle Mittel zur Unterstützung sammeln. Während viele davon humanitäre Ziele verfolgen, sammeln einige auch gezielt Geld, um den ukrainischen Truppen den Kauf von Kriegsausrüstung sowie Ausbildungen etwa für Drohnenpiloten zu ermöglichen.

Doch genau das bringt die großen Crowdfunding-Plattformen wie Patreon oder Gofundme in ein Dilemma. Gegründet im kalifornischen Silicon Valley, sind sie stets der Prämisse gefolgt, dass technologische Entwicklungen wie das Internet das Leben der Menschen verbessern sollen. Politischen oder gar militärischen Konflikten gingen sie stets aus dem Weg und fokussierten wie im Fall von Patreon auf die Unterstützung von Künstlerinnen und Kreativen, aber auch Podcastern, Bloggerinnen und Musikern.

Patreon sperrt NGO Come Back Alive

Am Tag der russischen Invasion bekannte Patreon schließlich Farbe. Zur Bestürzung vieler wurde die bereits 2014 nach der russischen Krim-Invasion gegründete Organisation Come Back Alive von der Plattform gesperrt. Spendengelder, die für "über 1.500 Tablets mit Software für uniformierte Artilleristen, 230 Quadrocopter, 45 mobile Überwachungssysteme und über 60 Militärfahrzeuge", aber auch den Bau von Artilleriewaffen und die Ausbildung von Scharfschützen und Drohnenpiloten genutzt wurden, wurden an die Spendenden zurücküberwiesen.

In einem Blogbeitrag machte Patreon deutlich, dass die Plattform nicht für die Finanzierung von Waffen oder militärischen Aktivitäten genutzt werden dürfe und dies einen "eindeutigen Verstoß" gegen die eigenen Richtlinien bedeute. Patreon verwies auf verschiedene wohltätige Organisationen wie das Ukrainische Rote Kreuz, Voices of Children und Revived Soldiers Ukraine und darauf, dass über 3.000 ukrainische Kreative auf der Plattform aktiv seien.

Auf Gofundme finden sich zahllose Initiativen, die unterstützt werden können.
Foto: Gofundme

"Wir sind traurig und erschüttert über den Angriff auf die Ukraine. Wie so viele Menschen auf der ganzen Welt verfolgen wir das tragische Geschehen aufmerksam und wünschen der gefährdeten ukrainischen Bevölkerung Schutz und Sicherheit", schließt der bereits am vergangenen Freitag veröffentlichte Blogbeitrag. Für die Organisation Come Back Alive fiel damit einer, wenn nicht der wichtigste öffentliche Spendenkanal weg.

Auch Gofundme verbietet Spenden

Bei der anderen großen Crowdfunding-Plattform Gofundme, die seit jeher eine breitere Palette an Anliegen unterstützt, waren – Stand Donnerstagmittag – zumindest einige Aufrufe zu finden, die direkt auf die Unterstützung des ukrainischen Militärs abzielen. Die meisten Initiativen drehten sich allerdings um Hilfsprojekte für die ukrainische Zivilbevölkerung, Flüchtlingsunterstützung, aber auch ukrainische Medien wie "Kyiv Independent".

Eine ähnlich bekannte Organisation wie Come Back Alive, die eine entsprechende Öffentlichkeit auf sich zieht, ist allerdings nicht dabei. Das könnte auch erklären, warum die Plattformbetreiber gegen die kleineren Projekte zur Unterstützung der ukrainischen Truppen bisher nicht vorgegangen sind bzw. diese bei den internen Prüfungen durchgerutscht sein könnten.

Stellungnahme Gofundme

Dass das Spendensammeln für Kriegsausrüstung und die Landesverteidigung zulässig ist, um die ukrainische Bevölkerung zu unterstützen, hat Gofundme in einer Stellungnahme mittlerweile klar verneint. Warum einige derartiger Initiativen dennoch online waren, obwohl "jede Spendenaktion überprüft wird", bleibt unklar.

"Jede Unterstützung der Kriegsanstrengungen, unabhängig vom Land, die die Finanzierung von Waffen, Lieferungen an Soldaten und Propaganda umfassen kann, ist unzulässig", teilte eine Gofundme-Sprecherin dem STANDARD mit. Auch für Reisen zu einem Ort, um militärische oder propagandistische Bemühungen zu unterstützen, dürfe die Plattform nicht genutzt werden. (Martin Stepanek, 3.3.2022)

Update: Der Artikel wurde mit einer Stellungnahme von Gofundme ergänzt.