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In Österreich liegt die Durchimpfungsrate bei unter 50 Prozent.

Foto: Reuters/Lucy Nicholson

In Österreich gibt es jährlich rund 440 Gebärmutterhalskrebs-Neuerkrankungen und 140 Todesfälle. Für viele – und auch für Krebsarten bei Männern – ist eine Infektion mit Humanen Papilloma-Viren (HPV) verantwortlich. Auch zu Krebsvorstufen kann HPV führen, was hierzulande pro Jahr 6.000 Operationen nötig macht. "Dieses Leid ist nicht mehr notwendig", stellt der Gynäkologe Christian Schauer klar und verweist auf die HPV-Impfung, die sehr hohen Schutz bietet.

90 Prozent Durchimpfungsrate nötig

Für Mädchen und Buben ab dem vollendeten neunten bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr wird die Impfung daher seit mehreren Jahren kostenlos angeboten. Um HPV-bedingten Gebärmutterhalskrebs auszurotten, braucht es eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent. In Österreich liege diese allerdings bei unter 50 Prozent, was noch eine optimistische Schätzung sei, analysiert Schauer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie (AGO), anlässlich des Welt-HPV-Tages am 4. März. Die AGO forderte daher mehr Anstrengungen und unter anderem eine automatische Impfung aller Kinder mit der Möglichkeit eines Opt-outs der Eltern.

"Es muss möglich sein, dass alle Kinder geimpft werden", gibt der Mediziner der Abteilung für Gynäkologie im Krankenhaus Barmherzige Brüder Graz als Ziel aus. Für Kinder, die das zwölfte Lebensjahr schon abgeschlossen haben, gibt es derzeit ein Catch-up-Programm, im Rahmen dessen die Impfung bis zum vollendeten 18. Lebensjahr zum Selbstkostenpreis angeboten wird.

80 Prozent infizieren sich einmal in ihrem Leben

Jedes Jahr gibt es in Europa 30.000 Gebärmutterhals-, 6.000 Anal- sowie 4.000 Scheiden- und Peniskrebserkrankungen. Bis zu 80 Prozent der Männer und Frauen infizieren sich in ihrem Leben mit HPV. Rund zehn Prozent aller gesunden Frauen weltweit haben aktuell eine HPV-Infektion. Der Gynäkologe Christoph Grimm von der Med-Uni/AKH Wien spricht von einer "enormen Durchseuchung und Verbreitung in der Bevölkerung".

Von der Impfung wisse man, dass sie hocheffektiv und sicher sei, sagt Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Abteilung Impfwesen im Gesundheitsministerium: "Letztendlich kann sie Leben retten." Die Impfung wirke am besten im Altersbereich der kostenlos angebotenen Kinderimpfung, außerdem solle sie rechtzeitig vor sexueller Aktivität verabreicht werden. Eine Immunisierung sei auch später noch für jeden bis zum 30. Lebensjahr empfohlen, danach optional und etwa nach Veränderungen in der Gebärmutter auch teilweise von der Sozialversicherung bis zum 45. Lebensjahr kostenlos. (poem, APA, 4.3.2022)