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Einmal vollzutanken kostet so viel wie schon lange nicht. Trotzdem lohnt es sich, nach etwas günstigeren Zapfsäulen Ausschau zu halten.

Foto: reuters/drake

Derzeit scheinen die Preise für die verschiedenen Rohölsorten und der daraus gewonnenen Kraftstoffe nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Die Nordseesorte Brent, Preisführer in Europa, wurde am Donnerstag zeitweise bei 120 Dollar je Barrel gehandelt, das sind 108 Euro je 159 Literfass und damit neuerlich ein paar Prozentpunkte höher als Tags zuvor.

Dabei haben die Ölminister der 23 Opec+-Staaten, das sind die 13 Länder der Organisation erdölexportierender Staaten plus zehn Länder mit Russland an der Spitze, erst am Mittwoch die Ausweitung der Fördermenge ab April um zusätzlich 400.000 Fass am Tag angekündigt. Wieso ist diese Ankündigung verpufft?

Enttäuschender Schritt

Angesichts des von Putin angezettelten Kriegs in der Ukraine und der ohnehin angespannten Situation auf den Rohölmärkten hatten Marktbeobachter ein kräftigeres Signal erwartet.

Tatsächlich waren sich die Öl- und Energieminister der Opec+-Allianz in einer Videokonferenz so rasch wie selten zuvor einig: Die im Vorjahr gestartete schrittweise Ausweitung der Fördermenge soll in dem vereinbarten Ausmaß stattfinden. Und das sind 400.000 Fass, die jeden Monat zusätzlich dazukommen sollen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. So will man Monat für Monat dem Ziel einen Schritt näherkommen, die im April 2020 vorgenommene Rekordförderkürzung von rund zehn Millionen Fass am Tag aufzuholen.

Rasch einig

In nicht einmal einer Viertelstunde sei man sich eins gewesen, ist zu hören. Beobachter interpretieren diesen Schritt als Hinwendung der Opec zu Putin. Im Vorfeld des virtuellen Treffens der Ölminister hatten insbesondere die USA versucht, auf ihren Verbündeten im Nahen Osten, Saudi-Arabien, einzuwirken und auf ein größeres Ölangebot zu drängen. Anscheinend ist den Förderländern in der Golfregion doch das Hemd näher als der Rock, und sie wollen es sich nicht mit Moskau verscherzen. Erst seit Russland und weitere neun Länder mit der Opec im Gleichschritt marschieren, haben sich die Ölpreise wieder stabilisiert. Die Einnahmen der Ölländer sprudeln so heftig wie schon lange nicht mehr.

Davon profitiert auch Russland, zumindest theoretisch. Tatsächlich tut sich Moskau immer schwerer, Käufer für sein Öl zu finden, und wenn, dann nur mit Abschlägen. Das ist dem Aggressionskrieg geschuldet, den Putin gegen die Ukraine seit nunmehr gut einer Woche führt. Raffinerien, auch Banken und andere Großinvestoren lassen lieber ihre Hände von russischem Öl, als dass sie in die Nähe von Putin gerückt werden – und treiben damit zusätzlich den Preis in die Höhe.

Treibstoffe teurer

Die Internationale Energieagentur in Paris hat am Mittwoch die Freigabe von 60 Millionen Fass am Tag aus nationalen Reserven proklamiert. Die Hälfte kommt aus US-Tanklagern. Österreich steuert, wie am Donnerstag bekannt wurde, 337.000 Fass Rohöl bei, das unter anderem in großen Tanks in Lannach in der Steiermark eingelagert ist. Insgesamt verspricht man sich dadurch eine Dämpfung des Preisauftriebs.

An den Tankstellen dürfte es vorerst aber mit den Preisen weiter nach oben gehen. Mit einem Tagesdurchschnittspreis von 1,567 Euro je Liter wurde inzwischen bei Benzin der Tageshöchstpreis aus dem Jahr 2012 überschritten. Der Preis je Liter Diesel lag zur Wochenmitte nach Angaben des Autofahrerklubs ÖAMTC im Schnitt bei 1,561 Euro. Wobei es weiterhin erhebliche Preisunterschiede gibt. Wer gezielt dort tankt, wo es am günstigsten ist, kann pro 50-Liter-Tank auch in der jetzigen Situation an die 25 Euro sparen. (Günther Strobl, 3.3.2022)