Alfred Nobel hatte ein kompliziertes Verhältnis zu Fragen von Krieg und Frieden. 104 Trägerinnen und Träger des nach ihm bekanntes Preises fordern ein Ende des Krieges.

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Angesichts des von russischem Boden ausgehenden Krieges in der Ukraine rufen auch 104 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger verschiedenster Disziplinen zum Frieden auf. Dazu haben sie eine Deklaration unterzeichnet, die von der Max-Planck-Gesellschaft initiiert wurde und die von den Lindauer Nobelpreisträgertagungen unterstützt wird.

Die Deklaration knüpft an die Mainau-Deklaration 1955 gegen den Einsatz von Atomwaffen an. Sie wurde vom Chemiker Otto Hahn, 16-facher Teilnehmer der Lindauer Tagungen und erster Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, bei der 5. Lindauer Nobelpreisträgertagung mit initiiert.

Warnung vor Atomwaffen

In der aktuellen Erklärung, die am Wochenende aufgesetzt wurde, heißt es: "Die Entdeckung der Atomkernspaltung schuf die Grundlage für den Bau atomarer Vernichtungswaffen. Deren derzeitiges Volumen hat das Potenzial, die Erde für Menschen unbewohnbar zu machen und die menschliche Zivilisation auszulöschen. Deshalb dürfen solche Waffen nie zum Einsatz kommen!"

Die 104 Unterzeichnenden fordern Regierungen und Wirtschaftsverantwortliche auf, wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien verantwortungsvoll und im Bewusstsein für ihre langfristigen Folgen einzusetzen. Der russische Präsident Wladimir Putin wird aufgefordert, die völkerrechtlichen Vereinbarungen zu achten, seine Streitkräfte zurückzurufen, Verhandlungen aufzunehmen und den Frieden herzustellen.

Die Lindauer Nobelpreisträgertagungen und die Max-Planck-Gesellschaft sind überzeugt, dass die Wissenschaft den Dialog fortsetzen muss, auch wenn die Politik schweigt – oder kämpft. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass diese Initiative, neben unzähligen anderen, baldmöglichst zum wieder friedlichen Austausch zwischen den Nationen führt.

Nobels zwiespältige Rolle

Alfred Nobel, der Namensgeber des Nobelpreises, hatte ein nicht ganz einfaches Verhältnis zu den Fragen von Krieg und Frieden. In einem verfrüht erschienenen Nachruf wurde sein Reichtum damit erklärt, dass er das Mittel gefunden habe, "mehr Menschen schneller als jemals zuvor zu töten". Alfred Nobel, der von dieser Würdigung als "Kaufmann des Todes" betroffen war, tauschte sich mit der österreichischen Friedensaktivistin Bertha von Suttner in einem umfangreichen Briefwechsel aus.

Nobel bewunderte ihr Engagement, hielt es aber für aussichtsreicher, auf Regierungen einzuwirken statt die öffentliche Meinung zu mobilisieren. 1894 kaufte Nobel den schwedischen Rüstungsbetrieb Bofors, obwohl er den Krieg eigentlich verabscheute. Er verband mit der Rüstungsproduktion die Hoffnung, dass die Armeen eines Tages vom Krieg Abstand nehmen würden, sobald die abschreckende Wirkung ihrer Waffenarsenale groß genug geworden sei. (red, 3.3.2022)