Der türkise Ex-Finanzminister Gernot Blümel wies im Ibiza-U-Ausschuss umfangreiche Gedächtnislücken auf.

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Alle Jahre wieder heißt es in München "Ozapft is’", alle Jahre wieder heißt es in Wien "Ausschuss is’‘". Beim neuesten, dem ÖVP-Korruptions-Ausschuss, wird es um den gesetzlich vielleicht etwas grenzwertigen Schabernack gehen, den Sebastian Kurz und seine türkise Rasselbande im Kanzleramt und sonst wo veranstaltet haben.

Zur Zeit, da Sie diese Kolumne lesen, hat der Ausschuss vor ein paar Tagen begonnen, zur Zeit, da ich sie schreibe, läuft er eben erst an, das heißt, ich muss bei der Formulierung meiner Sätze hasardieren und ein wenig im Nebel der Zukunft stochern. Das macht aber nichts, weil schon jetzt sonnenklar ist, was sich im Nebel der Zukunft verbirgt, nämlich eine Orgie des Sich-nicht-erinnern-Könnens, wie sie namentlich hohe ÖVP-Politiker bei vergangenen Veranstaltungen dieser Art eindrucksvoll dargeboten haben. Gedächtnisvolumen wie eine geschredderte Festplatte, leere Birne à gogo.

Lieblings-Vergissmeinnicht

Mein persönliches Lieblings-Vergissmeinnicht war der türkise Ex-Finanzminister Blümel, der sich beim Ibiza-Ausschuss 2020 im Verein mit seinem ebenfalls amnestischen Regierungskumpel Kurz so konsequent als menschgewordene Mattscheibe präsentierte, dass man sich fragt, wie er heute jeden Morgen in sein Büro bei der Superfund findet. Allein, oder hat er einen Sherpa?

Besonders bitter ist, dass Thomas Schmid maulfaul im fernen Amsterdam sitzt und offenbar keinerlei Anstalten macht, sich nach Österreich zu begeben. Er hätte ja wenigstens ein paar Ansichtskarten von sich nach Wien schicken können! Aber selbst darauf scheint Schmid vergessen zu haben. So haben wir es denn mit einem Untersuchungsausschuss zu tun, bei dem leicht der Eindruck entstehen könnte, er sei das parlamentarische Äquivalent eines Pflegeheims für Alzheimerkranke. Das ist eine durchaus problematische Angelegenheit.

Therapeutische Gegenstrategien täten also not. Alle, die in den Ausschuss geladen sind, sollten gedächtnisfördernde Präventionsmaßnahmen in Anspruch nehmen können: Gehirnjogging, Nussmixe, Kreuzworträtsel, Omega-3-Fettsäuren, Obst, Gemüse und Gratis-Ginkgo. Ein berufener Mann, sich um dieses Programm zu kümmern, wäre der Abgeordnete Andreas Hanger, den wir künftig gewiss wieder öfter zu sehen bekommen werden. Hanger ist absolut unvergesslich. (Christoph Winder, 5.3.2022)