Viele sehen eine Notwendigkeit von niederschwelligen Möglichkeiten, Gewalt zu melden.

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EU-weit – Fast vier von fünf Frauen in der EU (77 Prozent) gehen davon aus, dass es während der Corona-Pandemie zu mehr körperlicher oder seelischer Gewalt gegen sie gekommen ist. Dabei ist der Wert in Griechenland mit rund 93 Prozent am höchsten und in Ungarn mit 47 Prozent am niedrigsten, wie am Freitag aus einer repräsentativen Eurobarometer-Umfrage des EU-Parlaments hervorging. Österreichische Frauen gaben einen Wert von 89 Prozent an, was über dem EU-Schnitt liegt.

58 Prozent der Österreicherinnen stimmten zu, dass es ihrer Meinung nach einen starken Anstieg von körperlicher und seelischer Gewalt in der Pandemie gegeben hat. Im EU-Schnitt liegt dieser Wert bei 46 Prozent. 31 Prozent – ebenso viele wie im EU-Schnitt – gingen von einem geringen Anstieg aus. Sechs Prozent der österreichischen Befragten stellten keine Veränderung fest, ein Prozent eine geringe Reduktion und keine der befragten Frauen ging von einer starken Reduktion aus. Vier Prozent machten dazu keine Angaben.

Gewalt zu melden sollte einfacher sein

Auf die Frage, welche Formen von Gewalt Frauen aus ihrem Umfeld seit Pandemiebeginn widerfahren sei, gaben EU-weit 14 Prozent häusliche Gewalt oder Missbrauch, 16 Prozent Online-Belästigung, ebenso viele Belästigung auf der Straße und elf Prozent Belästigung am Arbeitsplatz an. Vor allem in Irland, Griechenland, Kroatien, Zypern, Luxemburg und Rumänien waren die Werte für häusliche Gewalt und Missbrauch mit jeweils mehr als 20 Prozent überdurchschnittlich hoch. In Österreich lag dieser Wert wie im EU-Durchschnitt bei 14 Prozent.

58 Prozent in der EU sehen es als Schlüsselinstrument gegen körperliche und emotionale Gewalt, dass es einfacher sein sollte, Gewalt zu melden – auch bei der Polizei. In Österreich sind 51 Prozent davon überzeugt. Zwei von fünf Frauen sprechen sich in diesem Zusammenhang dafür aus, Polizei- und Justizmitarbeitende besser zu schulen. Das meinten 36 Prozent der befragten Österreicherinnen.

Die Studie befasste sich auch mit geschlechtsspezifischen Fragen für zukünftigen Themen im Europäischen Parlament. Die drei wichtigsten Anliegen bei den Befragten waren Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern (47 Prozent) sowie psychische und physische Gewalt gegen Frauen (47 Prozent), gefolgt vom Lohngefälle zwischen Frauen und Männern und seinen Auswirkungen auf die Karriereentwicklung (41 Prozent). Vier von zehn befragten Frauen in der EU (38 Prozent) gaben an, dass sich die Pandemie negativ auf das Einkommen von Frauen sowie auf ihren Work-Life-Balance (44 Prozent) und die Zeit, die sie bei der Arbeit verbringen (21 Prozent), ausgewirkt hat.

Bei der Umfrage wurden vom 25. Jänner bis 3. Februar 26.741 Frauen ab einem Alter von 15 Jahren befragt. In Luxemburg, Zypern und Malta betrug die Stichprobe rund 500, in den übrigen Ländern rund 1.000 Frauen. (APA/dpa, 6.3.2022)