Die USA verhandeln mit europäischen Ländern über einen Importstopp für russisches Öl.

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Singapur – Der Ukraine-Krieg sorgt für heftige Schwankungen auf den Öl- und Finanzmärkten weltweit. Ein möglicher Importstopp für Öl aus Russland trieb die Preise zum Wochenauftakt auf den höchsten Stand seit 2008. Im frühen Handel verteuerte sich ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent um bis zu knapp 18 Prozent auf 139,13 Dollar (127,30 Euro) und lag damit in der Nähe des Rekordniveaus von fast 150 Dollar im Sommer 2008.

Damit beschleunigte sich der Anstieg des Ölpreises der vergangenen Tage. Seit der Invasion Russlands in die Ukraine verteuerte sich der Brent-Preis um rund ein Drittel, nachdem er bereits in den Wochen davor angezogen hatte. Seit Ende 2021 zog der Kurs um rund zwei Drittel an.

Blinken führt "aktive Diskussionen" über Importstopp

Die Ölpreise waren seit fast 24 Jahren nicht so hoch. Der historische Rekordpreis für ein Barrel Brent liegt bei 147,50 Dollar. Ähnlich sieht die Entwicklung beim Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) mit Fälligkeit im April aus. Am Montag zog der WTI-Preis um gut neun Prozent oder rund elf Dollar auf über 126 Dollar an, nachdem er zuvor erstmals seit 2008 zeitweise über 130 Dollar gestiegen war.

US-Außenminister Antony Blinken hat wegen der Eskalation des Ukraine-Kriegs neue Strafmaßnahmen ins Spiel gebracht: Washington berate mit europäischen Verbündeten über einen Importstopp für Öl aus Russland. "Wir sprechen jetzt mit unseren europäischen Partnern und Verbündeten, um auf koordinierte Weise die Aussicht auf ein Verbot der Einfuhr von russischem Öl zu prüfen", sagte Blinken am Sonntag zu CNN. Es gebe "sehr aktive Diskussionen" zu dem Thema.

Deutsche Regierung gegen Embargo

Das US-Repräsentantenhaus prüfe derzeit eine wirkungsvolle Gesetzesinitiative, die Russland weiter von der Weltwirtschaft isolieren wird, erklärte dessen Sprecherin Nancy Pelosi. Der Entwurf würde "die Einfuhr von russischem Öl und Energieprodukten in die Vereinigten Staaten verbieten, die normalen Handelsbeziehungen mit Russland und Belarus aufheben und damit den ersten Schritt gehen, um Russland den Zugang zur Welthandelsorganisation zu verwehren". Der Kongress beabsichtige zudem, noch in dieser Woche zehn Milliarden Dollar für die Ukraine bereitzustellen

Deutschland hat Embargo-Forderungen jedoch erneut abgelehnt. Finanzminister Christian Lindner (FDP) sprach sich am Sonntag bei "Bild TV" gegen ein Embargo für Rohstoffimporte aus Russland aus: "Verzichten wir auf Gas, Öl und Kohlelieferungen aus Russland, bedeutet das, dass die Preise in Westeuropa und in der Welt dramatisch steigen werden aufgrund der erwartbaren Knappheit", sagte er und bezweifelte die Wirksamkeit.

Russland ist drittgrößter Ölproduzent

Die Ukraine fordert den Westen seit geraumer Zeit zu einem Verzicht auf Rohstoffimporte aus Russland auf. Russisches Öl und Gas würden "nach ukrainischem Blut riechen", sagte Außenminister Dmytro Kuleba am Sonntag auf CNN.

Russland ist der weltweit drittgrößte Ölproduzent. Bisher ist der russische Energiesektor aus Sorge vor dem wirtschaftlichen Schaden durch hohe Ölpreise für den Westen von internationalen Sanktionen ausgenommen. Dennoch findet russisches Öl im Westen immer weniger Abnehmer. Das verstärkt den Aufwärtstrend bei den Ölpreisen, der von der wachsenden Nachfrage durch die Erholung der Weltwirtschaft von der Corona-Krise geprägt ist.

Nervosität auf Märkten

Der fortschreitende russische Angriffskrieg in der Ukraine verstärkt die Nervosität auf den Märkten. Während sich Rohöl massiv verteuerte, stürzten die asiatischen Finanzmärkte ab. Der japanische Leitindex Nikkei verlor am Montagvormittag mehr als drei Prozent. Der Hang Seng in Hongkong ging um über vier Prozent nach unten.

Angesichts der Börsenverluste setzen die Investoren auf mutmaßlich sichere Werte wie Gold. Der Goldpreis überstieg am Montag zumindest zeitweise die Schwelle von 2.000 Dollar je Feinunze (31,3 Gramm) und lag damit so hoch wie seit September 2020 nicht mehr. (APA, 7.3.2022)