Schlicht und robust, das sind die E-Bikes zum Mieten, die Dance künftig in Wien anbieten wird.

Foto: Dance

Wien – Mieten statt kaufen ist auch bei Fahrrädern längst Thema. Mit Eddi Bike, Swapfiets und Bikegorillaz stehen Wienerinnen und Wienern bereits drei solcher Angebote zur Verfügung. Nun kommt mit dem Berliner Start-up Dance ein viertes dazu, das sich auf E-Bikes für den Alltagsgebrauch spezialisiert hat. Wer sich für ein solches Abo-Bike entscheidet, erspart sich hohe Anschaffungskosten und hat zugleich den Reparaturservice inklusive. Ab heute, Dienstag, können sich Interessenten ein solches Dance-Bike reservieren. Wann die ersten Räder ausgeliefert werden, steht noch nicht fest.

Hinter Dance stehen Eric Quidenus-Wahlforss und Alexander Ljung, die 2012 die Plattform Soundcloud gegründet haben. Für das E-Bike-Projekt haben sie den Mitbegründer von Jimdo, Christian Springub, mit an Bord geholt. Das Trio hat es geschafft, potente Investoren für ihre Bike-Abo-Idee zu begeistern, und erhielt so Millionenbeträge zur Anschubfinanzierung. Im Sommer 2021 wurden die ersten E-Bikes in Berlin an Kundinnen und Kunden ausgeliefert. Wie viele Menschen bisher E-Bikes bei Dance gemietet haben, ist nicht bekannt. Laut Firmenangaben wurden in Berlin bisher "mehrere Hundert Abos" abgeschlossen. Aktuell expandiert Dance in die Städte München und Hamburg sowie Wien und Paris als erste außerhalb Deutschlands.

Analoge Abo-Räder bereits in Wien

In Wien wird Dance der erste Abo-Anbieter mit reiner E-Bike-Flotte sein. Eddi Bike hat sich auf Stadträder ohne E-Motor spezialisiert. Das Eddi Bike kostet im flexiblen, monatlich kündbaren Modell 29,90 Euro pro Monat. Wählt man das Jahresabo, so spart man 78 Euro und muss monatlich 24,90 Euro berappen. Reparaturservice binnen 48 Stunden und Lieferung frei Haus sind inkludiert.

Der aus den Niederlanden stammende Anbieter Swapfiets setzt auf Hollandräder, die dank blauer Vorderreifen leicht im Straßenbild zu erkennen sind. Das Basismodell ist ab 16,90 Euro pro Monat zu haben. Es gibt verschiedene Mietoptionen, die im Preis variieren. Auch bei Swapfiets ist ein Reparaturservice binnen 48 Stunden inkludiert, und die Räder werden nach Hause geliefert. Neuerdings hat Swapfiets auch ein E-Bike-Modell im Verleihprogramm, das auf 74,90 pro Monat kommt. Allerdings ist das Rad derzeit nicht verfügbar, so die Auskunft auf der Homepage. Nach einem Jahr am Wiener Markt habe man rund 1000 Abos verkauft, so das Unternehmen auf Anfrage. Rund 40 Prozent dieser Abos betreffen das E-Bike-Angebot, das derzeit aber nicht verfügbar ist, weil "ausverkauft". Interessierte können sich auf die Warteliste setzen lassen.

E-Bikes für die Freizeit

Bikegorillaz haben sich wiederum auf Mountainbikes konzentriert und bedienen eher den Freizeit-Markt und weniger das Alltagsradeln. Das Unternehmen setzt auf namhafte Hersteller und deren Modelle. Je nach Ausführung – ob simples Tourenrad oder Downhill-taugliches Fully – variiert der monatliche Preis zwischen 89 und 209 Euro. Wer sein Mietrad liebgewonnen hat, kann zudem eine Kaufoption ziehen und das Rad zum jeweiligen Zeitwert erstehen.

Dance will nun mit seinen E-Bikes das bestehende Angebot in Wien erweitern, wie Mitgründer Quidenus-Wahlforss erklärt. Er selbst hat familiäre Beziehungen nach Wien – seine Frau stammt aus der Bundeshauptstadt – und hofft, dass die Idee des Miet-E-Bikes gut angenommen wird: "Wir rechnen mit mehreren Tausend Abonnements im ersten Jahr. Ab 9. März kann man sich auf die Warteliste eintragen lassen." Für Neukunden wird es in Wien ein Eröffnungsangebot von 49 Euro pro Monat bei einer Jahresmitgliedschaft geben. Wer das monatlich kündbare Modell wählt, muss anfangs mit 69 Euro pro Monat rechnen. Auch bei Dance ist ein Reparaturservice binnen 24 Stunden an Wochentagen, 48 Stunden an Wochenenden und Feuertagen sowie Lieferung frei Haus inkludiert.

Dance setzt auf eigene E-Bike-Modelle

Die E-Bikes, die Dance vermietet, werden eigens für das Unternehmen hergestellt. Auch die verbauten Komponenten sind Spezialanfertigungen. Das soll Diebstahl und Weiterverkauf verhindern und erschweren, wie Quidenus-Wahlforss sagt: "Wir haben dutzende Modelle von bekannten Herstellern getestet, aber keines entsprach unseren Anforderungen. Die meisten waren zu klobig." Die Dance-Bikes kommen mit integriertem Licht und optional auch mit Schutzblechen und Gepäckträgern. Beim Antrieb setzt man auf wartungsarme Riemen statt der althergebrachten Kette.

Zudem ist jedes Rad mit einem versteckten GPS-Tracker ausgestattet. Wie bei anderen Anbietern auch, werden die Räder mit Schloss geliefert. Wird man dennoch Opfer eines Langfingers, so ist – sofern das Rad ordnungsgemäß abgeschlossen war – eine einmalige Zahlung von 100 Euro fällig, wie Quidenus-Wahlforss erklärt.

Digital mittels App

Anders als bei bekannten E-Scooter-Leihsystemen sind Dance E-Bikes auch außerhalb der Servicezone, also in dem Fall Wien, nutzbar. Es gibt keine Abschaltautomatik oder Ähnliches, wenn man ein bestimmtes Areal verlässt. Die Akkus der Räder können zum Laden aus dem Rahmen genommen werden. So muss nicht das ganze Fahrrad in der Wohnung oder einem Raum mit Steckdose stehen, um es aufzuladen. Zudem gibt es die Möglichkeit, das Rad mittels Dance-App zu digitalisieren. Dann werden Routen, zurückgelegte Kilometer und anderes gespeichert und können ausgewertet werden.

Ab wann die ersten E-Bikes in Wien an Kundinnen und Kunden geliefert werden, ist noch nicht klar. Das Unternehmen denkt aber bereits an den nächsten Schritt, wie Quidenus-Wahlforss sagt: "Nach individuellen Abos wollen wir Unternehmen direkt ansprechen, die E-Bikes für ihre Angestellten zur Verfügung stellen wollen." In Berlin gibt es dieses "For Business"-Angebot bereits. (Steffen Arora, 9.3.2022)