Reaktion auf den Krieg des Kreml: Frankreich schickt 500 Soldaten nach Rumänien.

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Die Käppis, jene altertümlich anmutenden zylindrischen Kopfbedeckungen und die fladenartigen schwarzen Barette, die die französischen Soldaten tragen, muten hier in Rumänien etwas sonderbar an, aber ansonsten können sich die rumänischen und die französischen Truppen gut verständigen. "Atențiune!" heißt es auf Rumänisch, "Attention!" auf Französisch. Die Sprachen sind eng verwandt und auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine verbindet die Westeuropäer mit den Osteuropäern. In den vergangenen Tagen hat Frankreich hunderte Soldaten nach Rumänien, an die Ostflanke der Nato entsandt.

Das ganze Land wird aufgerüstet. In den Nato-Truppenstützpunkt Câmpia Turzii, in der Nähe der Stadt Cluj, werden gerade 500 Millionen Euro investiert, aus den USA kommen 150 Millionen Dollar. Auf dem Weg zur Basis, die auf einem Hügel liegt, sind Bagger und Maschinen zu sehen. Blutjunge Soldaten in blaugrauer Camouflage bewachen das Eingangstor. Seit Kriegsbeginn wurden 20 Kampfflugzeuge und Abfangjäger aus den USA, Italien und Deutschland hier stationiert. 16 Kampfflugzeuge und 21 Abfangjäger parkten bereits vor Ort. Die Luna Air Base gilt seit dem Kriegsbeginn als strategischer Punkt für US-Militärluftoperationen. Neben französischen und belgischen Truppen werden nun auch US-Soldaten nach Rumänien eingeflogen.

Aufschwung durch Aufrüstung

Für die Stadt Câmpia Turzii, eigentlich ein unscheinbarer Vorort von Cluj, bedeutet das Aufschwung, wie Bürgermeister Dorin Lojigan erklärt. "Die Nähe zu der Militärbasis ist definitiv gut für uns. Sie bringt nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch mehr Geld für die Stadt", sagt er. Lokale Baufirmen werden beschäftigt, die ausländischen Soldaten besuchen Restaurants und Cafés und geben in Câmpia Turzii ihr Geld aus. Der Bürgermeister hat auch beste Kontakte zu den US-Amerikanern da oben auf dem Hügel, die mitunter etwas für den Kindergarten und die Schule spenden.

Dafür müssten die Bürger von Câmpia Turzii im Gegenzug auch den permanenten Lärm der Abfangjäger aushalten, meint er verschmitzt. Wer in die Stadt hineinfährt, kann bereits beim ersten Kreisverkehr einen silbern blitzenden Abfangjäger auf einer Verkehrsinsel bewundern, der seine Schnauze recht angriffslustig in die Höhe streckt.

Schon im Zweiten Weltkrieg wurde das Areal für Flieger genutzt, Anfang der 1950er-Jahre dann als Militärflugplatz für die Truppen des Warschauer Paktes ausgebaut. Zum Nato-Beitritt Rumäniens 2009 wurde die Basis ausgebaut. Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 kamen kanadische Kampfflugzeuge, und weiße Drohnen der Marke MQ-9 Reaper – Sensenmann – überwachen seitdem vermehrt den Luftraum über Siebenbürgen. Anders als in Westeuropa wurde seit der Krim-Annexion wegen der geografischen Nähe und der eigenen historischen Erfahrung von Gewaltherrschaft aufgerüstet.

Den Rumänen ist klar, dass sie hier, an der Ostgrenze der "freien Welt", die westlichen Werte verteidigen müssen, weil im Norden hinter dem Karpatenbogen der russische Aggressor Demokratie und Freiheit zerstören will. Bukarest schickt zudem nicht nur militärische Ausrüstung ins Nachbarland, einem Militärflugzeug und vier Hubschraubern aus der Ukraine wurde auch erlaubt, auf rumänischen Stützpunkten zu landen, wie der Politikanalyst Radu Vancu erzählt.

Eine weitere Nutzung der Nato-Infrastruktur in Rumänien werde den Ukrainern aber nicht gestattet werden, glaubt er. Rumäniens Politiker versichern, dass das Land nicht in den Konflikt hineingezogen werde.

Erhöhung der Ausgaben

Der rumänische Präsident Klaus Iohannis kündigte aber eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben von derzeit zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 2,5 Prozent an. In Rumänien soll eine neue Nato-Kampftruppe formiert werden, wie man vergangene Woche in Brüssel beschloss. Von Neutralität und Ambivalenz gegenüber Russland ist hier nichts zu bemerken. Die Grenze mit der Ukraine ist schließlich auch 640 Kilometer lang, der Krieg bedrohlich nahe.

Fragt man die Bürger in Câmpia Turzii, so wird die Verstärkung der Nato-Truppen positiv wahrgenommen, aber militärische Aufrüstung allein nicht als Lösung gesehen. Weil die rumänische Regierung für eine Integration der gesamten Region in die euroatlantischen Strukturen wirbt, gehörte sie zu den Ersten, die den EU-Antrag der Ukraine unterstützten. Bukarest drängt schon lange auf eine Beitrittschance für das Nachbarland Moldau.

"Russland ist eine Bedrohung für die Demokratie, die Ukraine und die Moldau müssen deshalb dringend und sehr schnell in die EU aufgenommen werden", erklärt Bürgermeister Lojigan. Für die Rumänen ist das auch eine Sicherheitsfrage. Sie haben Angst, dass Moldau als Nächstes überrannt wird. (Adelheid Wölfl aus Câmpia Turzii, 9.3.2022)