Ihre Bekanntheit verdankt die britische Shackleton-Expedition von 1914 nicht zuletzt den legendären Bildern des australischen Fotografen Frank Hurley. Eine dieser berühmten Aufnahmen zeigt die Endurance, das Schiff der britischen Expedition in die Antarktis, aus der Distanz und scheinbar eingeklemmt zwischen im Vordergrund aufragenden Packeishügeln. Das Bild illustriert letztlich auch das weitere Schicksal der Endurance: Das Expeditionsschiff friert im Südpolarmeer fest und wird im November 1915 von Packeis zerdrückt. Es sinkt bis zum Grund des Weddellmeers in mehreren Tausend Metern Tiefe. Nun haben es Forschende auf dem Meeresboden mit Hightech-Hilfe wiederentdeckt.
Monatelanger Überlebenskampf
Der britische Polarforscher Ernest Shackletone plante mit der 55-köpfigen, auf zwei Schiffen verteilten Crew im Rahmen seiner "Imperial Trans-Antarctic Expedition", die Antarktis auf einer 2.900 Kilometer langen Route zu durchqueren. Aber das Packeis im Weddellmeer macht dem Team einen Strich durch die Rechnung.
Nachdem die Endurance im Februar 1915 im Eis steckengeblieben war und gegen Ende des südlichen Winters dem Druck der Eismassen schließlich nicht mehr standhalten konnte, musste sich die Besatzung des Schiffes 1916 schließlich in drei Beibooten zur hunderte Kilometer entfernten Elefanteninsel durchschlagen. Dann segelten Shackleton und fünf Crewmitglieder im umgebauten Beiboot James Caird weiter bis zur über 1.500 Kilometer entfernten Insel Südgeorgien.
Rettung
Nach einer Klettertour durch die Berge der Insel, die den Männern das Letzte abverlangte, erreichten Shackleton und seine Leute die Walfangstation Stromness und konnten von dort aus Hilfe anfordern. Monate später wurden die verbliebenen Besatzungsmitglieder, darunter auch Fotograf Hurley, gerettet.
Trotz widrigster Umstände haben alle Mitglieder dieses Teils der Expedition überlebt. Das Supportteam der Expedition hatte weniger Glück: Die sogenannte Ross Sea Party hatte sich mit der Aurora schon früh von der Endurance getrennt und sollte auf der anderen Seite des Kontinents Depots anlegen. Schlechte Wetterumstände kosteten dabei drei Männern das Leben.
Hochmoderne Mini-U-Boote
Frühere Versuche, das 44 Meter lange Wrack zu lokalisieren, waren vor allem wegen der schwierigen Bedingungen auf dem eisbedeckten Südpolarmeer nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Nun aber hatte ein Suchteam Glück, wo die anderen bisher gescheitert waren: Den Forschenden an Bord des südafrikanischen Eisbrechers Agulhas II ist es endlich gelungen, die Überreste der aus Holz gefertigten Endurance auf dem Grund der Weddellsee ausfindig zu machen.
Sechs Kilometer von jenem Punkt entfernt, den Kapitän Frank Worsley vor über hundert Jahren in seinem Logbuch vermerkt hatte, liegt das Wrack in einer Meerestiefe von 3.008 Metern. An eine Bergung wird freilich nicht gedacht. Nicht allein die Position des Wracks so tief unter der Meeresoberfläche verhindert wohl eine solche, vor allem der Antarktis-Vertrag, der sie als historische Stätte deklariert, schützt die "Endurance"-Überreste vor dem Zugriff von oben.
Die vom Falklands Maritime Heritage Trust organisierte Mission "Endurance 22" setzte auf hochmoderne ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge namens Sabertooth. Die Mini-U-Boote sind mit hochauflösenden Kameras und Scannern ausgestattet, was der über zweiwöchigen Suche nun endlich Erfolg beschied.
Überraschend guter Zustand
Das Schiff macht auch heute noch seinem Namen alle Ehre: Das nun veröffentlichte Filmmaterial vom Grund des Weddellmeers zeigt die Endurance ("Ausdauer") in einem erstaunlich guten Zustand, die Planken sind vielfach noch an ihren Plätzen, und am Heck prangt gut sichtbar der Name des berühmten Dreimasters.
"Wir sind völlig überwältigt von unserem Glück", sagte Mensun Bound, Forschungsleiter der Expedition. "Dies ist bei weitem das schönste hölzerne Schiffswrack, das ich je gesehen habe. Es steht aufrecht und stolz auf dem Meeresboden, sieht intakt aus und zeigt sich in einem brillanten Erhaltungszustand." (tberg, 9.3.2022)