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US-Präsident Joe Biden verhängte ein Importverbot für russisches Rohöl und Gas.

Foto: AP / Patrick Semansky

Nun ist es also so weit: Als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat mit den USA das erste Land den Import von russischem Erdöl und Gas verboten. "Das bedeutet, dass kein russisches Rohöl mehr in US-Häfen angenommen werden darf", erklärt US-Präsident Joe Biden in einer Fernsehansprache im Weißen Haus am Dienstagabend.

"Das amerikanische Volk wird Putins Kriegsmaschinerie einen weiteren schweren Schlag versetzen." Damit stelle man sich auf die Seite des ukrainischen Volkes und mache klar, Putins Krieg nicht zu subventionieren.

Die Maßnahme sei mit europäischen Verbündeten abgestimmt, sagte der US-Präsident weiter und nahm an, dass viele europäische Partner möglicherweise nicht in der Lage seien, sich anzuschließen. An einer langfristigen Strategie, die Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern, werde bereits gearbeitet.

Großbritannien zog am Mittwoch nach und will russische Ölimporte bis Jahresende senken, danach komplett stoppen.

Importverbot umgehend wirksam

Biden erklärte auch, dass das Embargo Effekte auf die amerikanische Bevölkerung haben wird. Dass die Sanktionen auch bald an den Zapfsäulen zu spüren sein werden, machten die Rohölpreise bereits deutlich. Das US-Leichtöl WTI hat sich um 1,6 Prozent auf über 125 Dollar je Fass verteuert. Die Nordseesorte Brent ist um zwei Prozent auf über 130 Dollar je Barrel gestiegen. Die Höchststände von Montag wurden vorerst nicht erreicht.

Einem hochrangigen US-Regierungsvertreter zufolge werde das Importverbot umgehend wirksam. Bereits unterzeichnete Verträge müssen binnen 45 Tagen abgewickelt werden. Neue Investitionen in den russischen Energiesektor sowie eine Beteiligung von Amerikanern und Amerikanerinnen an solchen Investitionen sind damit ebenfalls verboten.

Ob derartige Sanktionen überhaupt eine Auswirkung auf die russische Wirtschaft haben, bezweifelt Hendrik Mahlkow, Handelsforscher am Institut für Weltwirtschaft. Er spricht dem Importstopp eine symbolisch hohe Wirkung zu. Einen ökonomischen Schaden der russischen Wirtschaft verursache er aber praktisch nicht und "hat daher auch keine unmittelbaren Auswirkungen auf die finanzielle Handlungsspielräume Wladimir Putins". Erst ein Zusammenschluss von USA, Großbritannien, Kanada und der EU hätte langfristig einen signifikanten Schaden für Russlands Wirtschaft zur Folge. In einer Simulation errechnete der Handelsforscher, dass das Bruttoinlandsprodukt dann dauerhaft um 1,2 Prozent sinken würde.

Uran bleibt außen vor

Beim Importverbot russischer Energieträger "vergessen" hat Biden die Uranlieferungen. Russische Experten haben dafür eine ziemlich einfache Erklärung: Während die USA Öl, Gas und Kohle relativ leicht ersetzen können, ist es beim Atombrennstoff wesentlich komplizierter. Das Land verfüge nicht über genügend Kapazitäten, um seinen Bedarf an angereichtem Uran selbst zu decken.

In Moskau wird darauf verwiesen, dass "etwa 50 Prozent des in amerikanischen Atomkraftwerken verwendeten Urans aus Russland, Kasachstan und Usbekistan" stamme. Der russische Anteil wird dabei nicht weiter aufgegliedert, soll sich aber auf etwa 20 Prozent des Gesamtvolumens belaufen. Die Folgen eines Embargos wären für die USA daher wesentlich härter als für Russland, sagte der russische Atomexperte Alexander Uwarow. Zudem könne derzeit nur die russische Atomholding bis zu 20 Prozent angereicherten Uran liefern, der für AKWs der nächsten Generation nötig sei. (Julia Beirer, André Ballin, 9.3.2022)