Entscheidungen, wie die Geschichte im Spiel weitererzählt werden soll, werden gemeinsam mit den Weggefährten in einer Abstimmung getroffen.

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Für viele westliche Augen mag das neue Taktik-Rollenspiel Triangle Strategy auf den ersten Blick nicht nach viel aussehen, und das aus Japan stammende Spiel versucht auch gar nicht, den Einstieg besonders knackig oder spektakulär zu gestalten. Lässt man sich auf das Abenteuer allerdings ein, warten eine an Dramatik gewinnende Geschichte und ein äußerst fesselndes und komplexer werdendes Kampfsystem, das man auch gut nach Feierabend genießen kann, ohne einen hohen Puls riskieren zu müssen.

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Um was geht es?

Hauptcharakter Serenoa Wolffort ist nicht nur zu Beginn einer der langweiligsten Charaktere. Seine Reise durch das von drei Fraktionen dominierte Reich Norzelia lebt vor allem von spannenden Antagonisten und den Intrigen, denen man sich im Lauf der nächsten 40 Stunden stellen muss. Speziell zu Beginn des Spiels wird man mit vertonten Zwischensequenzen überhäuft und lernt so die Fantasy-Welt rund um Ritter und Magier kennen. Wer sich davon zunächst überwältigt fühlt – keine Angst. Nach wenigen Stunden findet man seinen Draht zu den Charakteren, die Dramatik nimmt zu, und auch die Begleiter bekommen langsam ein Profil. Das politische Hickhack um Ressourcen und die Geschichte um Verrat ziehen einen langsam in den Bann.

Was ist die spielerische Herausforderung?

Vergleichbar ist das Spielprinzip mit Titeln wie Fire Emblem oder Final Fantasy Tactics. Man findet sich auf einem in Kacheln unterteilten Kampffeld wieder, auf dem sich wie auf einem Schachbrett die bis zu zwölf eigenen Figuren und eine Vielzahl an Gegnern versammelt haben. Neben den speziellen Fertigkeiten der eigenen Mannschaft – es gibt etwa Angriffs- und Verstärkungsmagier, schnelle Kavallerie und fliegende Bogenschützen –, die es sinnvoll einzusetzen gilt, spielt auch das Terrain eine große Rolle. Erhöhungen können genauso genutzt werden wie Zangenangriffe oder gut platzierte Fallen.

Parallel werden die Figuren dank Levelaufstiegen stärker und können mit neuen Fähigkeiten ausgerüstet werden. Auch Resistenzen können auf Wunsch verstärkt werden, um etwa Magieschaden länger zu widerstehen. Mit der Zeit werden auch die genutzten Waffen stärker, und mit kleinen Talentbäumen gelingt eine den eigenen Vorlieben entsprechende Feinjustierung. So bleiben die Kämpfe immer fordernd, erlauben mit der Zeit aber komplexere Strategien, aufgrund der Varianz an Angriffsmöglichkeiten.

Die Kämpfe erlauben verschiedene taktische Manöver.
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War es das?

Zwischen den vielen Dialogen und den immer länger dauernden Kämpfen findet sich keine offene Welt, die man zwischendurch erkunden darf. Dafür gibt es kurze Abschnitte, in denen man mit Personen sprechen kann, um mehr über die nächsten Schritte zu erfahren und so etwaige negative Überraschungen zu vermeiden oder sich einen spielerischen Vorteil zu verschaffen. Auch Gegenstände können bei diesen Erkundungstouren gefunden werden.

Ein Moralsystem sorgt zudem dafür, dass man wichtige Entscheidungen im Spiel als Team treffen muss, etwa den Ausschluss eines Mitglieds. In kurzen Dialogen hört man sich die Argumente der Gefolgschaft an und versucht sie von der eigenen Meinung zu überzeugen. In einer folgenden Abstimmung wird dann der weitere Verlauf des Spiels festgelegt. Das führt zu verschiedenen Endsequenzen, die unterschiedlich positiv ausfallen. Etwas Zeit in die Dialoge zu investieren lohnt sich also.

Ist das Spiel für mich?

Wenn man also Fire Emblem oder Final Fantasy Tactics gern gespielt hat, wird man auch mit Triangle Strategy viel Spaß haben. Die Spiele unterscheiden sich in manchen Punkten, aber da man sie gut ins selbe Genre werfen kann, darf sich die erwähnte Zielgruppe durchaus angesprochen fühlen. Ansonsten dürfen Spieler, die ein Faible für Rundenstrategie und sich entwickelnde Charaktere haben, ebenfalls einen genaueren Blick riskieren. Japanophile Spieler werden sich zudem weniger an der teils sehr theatralischen Inszenierung stoßen als andere. Geduld für die vielen Zwischensequenzen sollte man in jedem Fall genauso mitbringen wie eine Liebe – oder zumindest Akzeptanz – für den malerischen, aber keinesfalls spektakulären Grafikstil.

Die Geschichtserzählung nimmt etwa die Hälfte der Spielzeit in Anspruch. Wer nur kämpfen will, ist hier falsch.
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Fazit

Im ersten Quartal 2022 aufzufallen ist schwierig. Links und rechts schlagen die großen Blockbuster ein, und ältere Games bekommen Next-Gen-Updates. Da hat es ein Spiel mit neuem Namen und einer scheuen Optik nicht leicht, aus dieser tosenden Brandung herauszustechen. Triangle Strategy hat die Aufmerksamkeit aber in jedem Fall verdient. Neben dem langatmigen Einstieg und dem blassen Hauptcharakter bietet das Spiel ein komplexes Kampfsystem und eine sich entwickelnde Story, die immerhin etwa 50 Prozent der Spielzeit einnimmt. Wer das mag, der sollte sich den Titel in jedem Fall genauer ansehen oder im E-Shop die umfangreiche Demo ausprobieren. (Alexander Amon, 10.3.2022)