Der Ruf von Android-Tablets könnte wahrlich besser sein. Jahre an softwareseitiger Vernachlässigung durch Google führen dazu, dass sich die meisten Hersteller auf günstige Modell beschränken, mit den Geräten von Apple legt sich hingegen kaum jemand direkt an. Mit einer entscheidenden Ausnahme: Im Rahmen der Galaxy-Tab-S-Reihe versucht Samsung Jahr für Jahr Top-Hardware mit einer eigenen, stark angepassten Android-Variante zu kombinieren.

Mut zu High-End

Eine Strategie, die das Unternehmen auch nicht so schnell aufgeben will – ganz im Gegenteil. Mit dem Galaxy Tab S8 Ultra dringt man nun sogar noch weiter in den Premiumbereich vor. Stolze 1.149 Euro kostet die günstigste Ausführung des neuen Tablets, die teuerste schlägt mit 1.599 Euro zu Buche. Das wirft natürlich umgehend die Frage auf: Rentiert sich das wirklich? Für ein Android-Tablet? Da ergibt es sich doch hervorragend, dass der STANDARD das betreffende Gerät in den vergangenen Wochen bereits ausführlich unter die Lupe nehmen konnte. Also: Los geht's.

Große Hände treffen auf riesiges Tablet: Das Samsung Galaxy Tab S8 Ultra.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Das erste Wort, das wohl so ziemlich jedem aus dem Mund fährt, der das Galaxy Tab S8 Ultra in die Hand nimmt, lautet: "groß". Gefolgt von einem "sehr". Ein Eindruck, dem auch schwer zu widersprechen ist. Mit 208,6 x 326,4 Millimeter ist das Tablet tatsächlich ziemlich massiv, dass es mit 5,5 Millimeter sehr dünn ist, verstärkt diesen Eindruck fast noch. Mit 728 Gramm ist das Samsung-Gerät mit Aluminiumgehäuse auch nicht gerade ein Leichtgewicht. Anders gesagt: Als handlich lässt sich das Galaxy Tab S8 Ultra wirklich nicht bezeichnen.

Vieles richtig gemacht

Generell ist die Verarbeitung – wie von Samsung gewohnt – wieder einmal hervorragend. Das Design ist schlicht, die Knöpfe bieten ein gutes Klickgefühl. Leichte Abzüge gibt es dafür, dass durch die geringe Dicke des Gehäuses die Kamera leicht heraussteht. Zumindest liegt das Tablet trotzdem gut auf, weil es schlicht groß genug ist, um das auszugleichen.

Das Zentrum des Geschehens ist der 14,6 Zoll große AMOLED-Touchscreen mit einer Auflösung von 2.960 x 1.848 Pixel. Das ist viel, aber bei der Größe dann auch nicht mehr gar so viel. Die Pixeldichte von "nur" 240 PPI führt dazu, dass man hier im Gegensatz zu den meisten aktuellen Smartphones sehr wohl noch einzelne Pixel mit dem freien Auge wahrnehmen kann.

Altbekannte Stärken

Ansonsten gibt es aber auch beim Galaxy Tabs S8 Ultra ein in – fast – allen Bereichen ausgezeichnetes Display. Der Kontrast ist toll, die Farbgebung auch, und vor allem gibt es 120-Hz-Support, was dazu führt, dass alle Animationen butterweich ablaufen. Die maximale Helligkeit des Displays ist mit 630 Nits für ein Tablet durchaus gut. Aktiviert man die adaptive Helligkeit, kann diese kurzfristig sogar auf bis zu 1.000 Nits erhöht werden – also wenn es in der Umgebung besonders hell ist.

Ebenfalls auffällig ist, dass Samsung den Rahmen um den Bildschirm äußerst schmal gehalten hat. Das ist im Sinne der maximalen Ausnutzung der gebotenen Fläche für Inhalte an sich erfreulich, hat aber auch so seine Nachteile.

Zeit für böse Scherze

Der erste: Es gibt einen Notch. Ja, tatsächlich: einen Notch. Und zwar rund um die beiden Frontkameras. Ein Umstand, der Samsung in den vergangenen Wochen viele spöttische Kommentare eingebracht hat, und zwar nicht ganz zu Unrecht. Hat das Unternehmen doch in den vergangenen Jahren kaum eine Chance ausgelassen, um über Apples Notch beim iPhone zu lästern. Wenn man mal diese Phase der ersten Gehässigkeit durchlaufen hat, muss man aber ehrlicherweise auch zugeben: Im Alltag fällt dieser kaum auf, er ist also klein genug, um nicht wirklich zu stören.

Da muss schon der größte Android-Roboter im Haus her, um noch mit dem Galaxy Tab S8 Ultra mithalten zu können. Ebenfalls gut zu sehen: der Notch oben in der Mitte.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Mühsamer ist da schon ein zweiter Nebeneffekt des schmalen Rahmens: Dieser führt dazu, dass das an sich schon sehr unhandliche Tablet noch schwerer zu halten ist. Immerhin passiert es leicht, dass man auf dem Bildschirm ankommt, und so das Touch-Display verwirrt. In Summe kann man eigentlich jetzt schon sagen: Wer nur ein Tablet für den Medienkonsum sucht, ist hier an der falschen Stelle – selbst wenn man bereit ist den Preis komplett auszublenden. Dafür sind kleinere Gerät tatsächlich besser geeignet. Besonders absurd wird es, wenn das Galaxy Tab S8 Ultra im Hochformat verwendet wird. Ohne es wo abzustützen, geht das nur kurz.

Gerade aus dieser Perspektive verblüfft eine weitere Entscheidung: Die Wahl eines Seitenverhältnisses von 16:10. Das mag für Filme gut sein, für das produktive Arbeiten wäre aber ein etwas schmaleres Verhältnis von 3:2 besser geeignet – und auch zumindest eine Spur handlicher.

Prozessorfreuden

Im Inneren werkt ein Snapdragon 8 Gen 1 – und damit der aktuellste Topchip von Qualcom. Das ist eine äußerst erfreuliche Wahl, hat sich Samsungs eigener Exynos 2200, der beim Galaxy S22 in Europa zum Einsatz kommt, doch als ein ziemlich problematischer Chip erwiesen. Die Liste an Beschwerden über allerlei Performance-Defizite war nach der Vorstellung jedenfalls lang.

Das ist hier anders: An der Leistung der Galaxy Tab S8 Ultra gibt es nichts auszusetzen, Apps starten schnell, gröbere Hänger gab es im Testverlauf nicht. Auch in den gewohnten Benchmarks – von 3DMark über PCMark und Geekbench bis zu Speedometer 2.0 – gibt es wie zu erwarten durchgängig sehr gute Werte. Die Hitzeentwicklung hat man halbwegs im Griff, der Wert von 63 Prozent im 3DMark Wildlife Stress ist jedenfalls in Ordnung, da schneiden manche aktuellen Top-Smartphones deutlich schlechter ab.

Disclaimer

An dieser Stelle muss allerdings eine wichtige Anmerkung vorgenommen werden: Beim Testgerät handelte es sich um eine jener Ausführungen des Geräts, die mit 16 GB RAM ausgestattet sind. Die günstigste Ausgabe hat hingegen "nur" 8 GB, ein doch recht deutlicher Unterschied. Das könnte gerade bei der massiven gleichzeitigen Nutzen von Apps, wie es etwa im DeX-Modus der Fall ist – dazu später mehr – zu einem Problem werden. All das mit Betonung auf "könnte", es handelt sich hier also nur um eine Vermutung, da das nicht mit einem entsprechenden Modell ausprobiert werden konnte.

Comics kommen auf dem Tablet voll zur Geltung, und doch ist das Gerät auch dafür eigentlich zu groß und zu schwer, weil es sich einfach nicht bequem halten lässt.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Ebenfalls sehr flott ist die Geschwindigkeit des lokalen Datenspeichers – was nicht zuletzt die flinken App-Starts erklärt. Apropos: Je nach Modell gibt es 128 oder 512 GB lokalen Speicherplatz. Immer mit zu bedenken ist, dass die Systemsoftware bereits einen Teil davon belegt, und dieser ist bei Samsung typischerweise nicht gerade klein. So kann man gleich mal rund 30 GB vom angegebenen Platz wieder streichen, was beim kleineren Modell doch ein signifikanter Anteil ist. Glücklicherweise gibt es hier etwas, das bei Smartphones mittlerweile zu einer Seltenheit geworden ist: Einen MicroSD-Slot, mit dem der Speicherplatz um bis zu 1 TB erweitert werden kann.

Bitte nicht damit fotografieren

So wichtig die Kamera bei aktuellen Smartphones geworden ist, so begrenzt ist ihre Relevanz bei Tablets. Das Galaxy Tab S8 Ultra bietet auf der Rückseite zwei davon, eine Hauptkamera mit 12 Megapixel und eine Ultraweitkamera mit 6 Megapixel. Deren Qualität lässt sich mit dem Begriff "überschaubar" zusammenfassen.

Klar gibt es viele Tablets mit noch schlechteren Kameras, gleichzeitig liefert jedes aktuelle Mittelklasse-Smartphone deutlich bessere Bilder. Gedacht ist die Kamera also vor allem als Alternative für Videokonferenzen oder auch für Augmented-Reality-Features und Alltagsaufgaben wie das Einscannen von QR-Codes – halt wenn man das mal auf eben diesem Gerät direkt braucht. Und dafür reicht das Gebotene dann auch.

Frontkameras

Fast wichtiger sind da die Frontkameras, immerhin dürften diese für Videokonferenzen primär zum Einsatz kommen. Hier gibt es ebenfalls eine Haupt- und eine Ultraweitkamera, wobei letztere einen Betrachtungswinkel von 120 Grad hat. Dies wird nicht zuletzt für das "Autoframing"-Feature genutzt, bei dem das Gerät die gerade sprechende Person in den Mittelpunkt rückt. Die Qualität der jeweils mit einem 12-Megapixel-Sensor versehenen Kameras ist zwar auch nicht überragend, besser als die meisten Laptop-Kameras sind sie aber allemal.

Trotz der geringen Dicke hat Samsung einen relativ großen Akku mit 11.200 mAh in das Gerät bekommen. Dessen Leistung reißt den Tester aber nicht vom Hocker: Irgendwo um die sieben Stunden "Screen on Time" liefert dieser im Test im normalen Tablet-Modus. Im PCMark Work 3.0 Akku-Benchmark kommt das Galaxy Tab S8 Ultra auf einen Wert von 7:18 Stunden – ein eher bescheidenes Ergebnis.

Die Kamera auf der Rückseite steht leicht heraus. Direkt daneben ist jene Stelle, an der der Stift geladen werden kann – und dank Magnetismus an der Stelle auch hält.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Da geht mehr

Nur um das richtig einzuordnen: Die besagte "Screen On Time" von sieben Stunden wäre für ein Smartphone ein durchaus guter Wert. Für ein Tablet ist es aber etwas enttäuschend, zumal dies gerade bei Nutzung mit externer Tastatur intensiver und länger verwendet wird. Zudem schrumpft diese Zeit Im DeX-Modus nochmal, da dieser generell mehr Strom verbraucht, wie auch Samsung selbst betont.

Zumindest verspricht Samsung einen schnellen Ladevorgang. Mit bis zu 45 Watt soll das Gerät in 82 Minuten voll sein. Soweit die vom Hersteller verlautbarte Theorie, die in der Praxis aber nicht ganz nachvollzogen werden konnte. Mit einem 90-Watt-USB-PD-Charger dauerte es 106 Minuten bis der Akku komplett voll war – das, obwohl das Tablet "Superschnellladen" anzeigt.

Das wirft jetzt alles natürlich die Frage auf: Warum wurde nicht einfach das originale Ladegerät verwendet? Nun, weil ein solches schlicht nicht mehr mitgeliefert wird. Ach ja: Drahtloses Laden gibt es hier ebenfalls nicht, das wäre bei einem solch dünnen Gerät aber auch ziemlich überraschend.

Fingerabdruckerkennung

Zum Entsperren des Geräts gibt es einen Fingerabdrucksensor unter dem Bildschirm, der auch zuverlässig und flott funktioniert. Allerdings überrascht, dass dafür ein optischer Sensor zum Einsatz kommt, sonst bevorzugt Samsung Ultraschallsensoren – nicht zuletzt weil diese sicherer sind. Ebenfalls wünschenswert wäre irgendeine Art von haptischem Feedback, wie es der sonst gerne gescholtene Sensor von Googles Pixel 6 bietet.

Ein echtes Highlight sind die klanglichen Qualitäten des Geräts. Das Galaxy Tab S8 Ultra klingt – für ein Tablet halt – ziemlich gut, zudem ist die maximale Laustärke beeindruckend. Einen Raum damit zu beschallen, ist jedenfalls kein Problem.

Vermischtes

Weitere Details: Es gibt WiFi 6E, Bluetooth 5.2 und bei einzelnen Modellen auch Unterstützung für 5G-Mobilfunk. Eine Kopfhörerbuchse sucht man hingegen vergeblich, und fast noch wichtiger: Eine IP-Zertifizierung hat das Tablet nicht, es ist also nicht vor Wasser und Staub geschützt – badezimmertauglich ist es damit also nur sehr begrenzt.

S-Pen

Mit dem Tablet wird aber noch ein wichtiges Accessoire mitgeliefert: ein S-Pen. Das mit der Stiftsteuerung kann Samsung wie kaum ein anderer Hersteller, immerhin hat man in diesem Bereich über die Jahre viel Erfahrung gesammelt. Und die spiel man voll aus. Der S-Pen ist hervorragend, die Latenz mit – vom Hersteller genannten – 2,8ms äußerst niedrig.

Die Stiftsteuerung ist zweifellos ein Highlight aktueller Samsung-Geräte – und hier im Speziellen sehr gut gelungen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Vor allem aber hat Samsung viele Optimierungen für die Stiftsteuerung in die eigene Software aufgenommen. Es gibt also zum Schnellzugriff die Möglichkeit Notizen zu erstellen oder auch Bilder zu zeichnen, die Handschriftenerkennung funktioniert ebenfalls ganz gut – also zumindest bei jenen, die noch so etwas wie eine leserliche Handschrift haben (=nicht der Autor).

Ein bisschen übertreibt es Samsung allerdings – wie so oft – mit den Gimmicks. So stehen beim Zeichnen verschiedene Stiftarten zur Wahl, die dann mit passenden Tönen untermalt werden – was spätestens bei der Füllfeder das Grauen den Rücken hinunterjagt. Dass diese Soundeffekte auch noch eine signifikante Verzögerung haben, macht den Griff zum Lautlosmodus schnell zu einem Muss.

Wohin damit?

Ein Problem gibt es aber beim S-Pen: Er ist ein externes Zubehör, hat also – im Gegensatz zum S22 Ultra – keinen fixen Platz im Gehäuse, das würde sich bei einem so dünnen Gerät auch gar nicht ausgehen. Es gibt zwar zwei magnetische Flächen beim Tablet – eine auf der Rückseite, eine an der Oberkante, bei denen er angebracht werden kann – die Chance den Stift zu verlieren ist damit aber groß.

Besser ist das nur, wenn eine der separat erhältlichen Hüllen von Samsung verwendet werden, wo es eine fixe Ausbuchtung für den S-Pen gibt. Ach ja, geladen wird der Stift drahtlos, und zwar wenn man ihn mit der erwähnten Stelle auf der Rückseite – und nur dort – verbindet.

Die Software

Als Software läuft auf dem Gerät OneUI Tab 4, also Samsungs angepasste Android-Version mit einigen Tablet-spezifischen Verbesserungen. Ein Update auf das gerade erst veröffentlichte Android 12L, das selbst diverse Tablet-Optimierungen vornimmt, soll in den kommenden Monaten folgen. Apropos Updates: Samsung verspricht vier große Android-Versionssprünge und fünf Jahre lang Sicherheitsaktualisierungen – das ist Bestwert in der Android und insofern äußerst erfreulich.

Gleichzeitig muss man aber auch betonten, dass Apple seine iPads noch deutlich länger unterstützt. Und auch Chrome-OS-Tablets mit Android-Support haben einen erheblich längeren Support-Zeitrahmen, typischerweise derzeit von acht Jahren.

Viele sinnvolle Verbesserungen

Aber zurück zur aktuellen Samsung-Software. Der Hersteller tut einiges, um die Tablet-Nutzung zu verbessern. So gibt es flexiblere Split-Screen-Möglichkeiten als beim Default-Android oder auch die Möglichkeit, fixe App-Paare anzulegen. Zudem wurden einige Anpassungen an Systemkomponenten wie den Einstellungen vorgenommen, um weniger verschwenderisch mit dem Platz umzugehen.

Die Split-Screen-Ansicht ist nützlich, besser sind auf große Bildschirme optimierte Apps. Gmail macht das etwa ganz gut.

Android ist kein gutes Tablet-System

Das ist nett, gleichzeitig wirkt das Gesamtbild aber weiterhin ziemlich unausgegoren. Viele der UI-Elemente sind unübersehbar auf kleinere Geräte ausgerichtet und wirken so auf einem riesigen Tablet verloren. Vor allem aber: Samsung, Microsoft und Google mögen sich zuletzt bemüht haben, zumindest einige ihrer Apps besser auf Geräte mit großen Bildschirmen anzupassen, in der weiteren Android-Welt sieht es in dieser Hinsicht aber weiter betrüblich aus – und das ist noch freundlich formuliert.

So gibt es noch immer Apps, die ausschließlich eine Porträtansicht kennen, und die, selbst wenn sie hochskaliert werden, komplett verloren wirken. Besonders nervig sind darunter jene, die den Porträtmodus des Tablets beim Start erzwingen, wodurch die Ansicht dann beim Aufruf besagter Programme automatisch gedreht wird.

Aber wenn wir schon über die Apps andere Hersteller schimpfen, muss ehrlicherweise auch gesagt werden: Selbst Googles Play Store ist zum Teil absurd schlecht auf große Bildschirme vorbereitet. Und auch unter den vorinstallierten Samsung-Apps finden sich einige, die auf einem Gerät dieser Kategorie komplett verloren wirken.

Google zeigt selbst vor, wie es nicht geht. Ein Screenshot aus dem Play Store, der verdeutlicht, wie wenig sich die Hersteller bisher um Android-Tablets scheren.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

DeX als Alternative

Nun gibt es bei Samsung aber zumindest eine Alternative: Den eigentlich ursprünglich für die externe Wiedergabe auf einem Monitor gedachten Desktop-Modus namens DeX auch direkt am Tablet zu verwenden. Dies lässt sich über die Systemeinstellungen aktivieren, und bietet dann ein komplett anderes Layout. Es gibt am unteren Bildschirmrand ein Panel samt App-Launchern, Uhr, Benachrichtigungsbereich und einen eigenen Knopf um die aktuellen Benachrichtigungen anzuzeigen.

All das ist recht offensichtlich an Windows orientiert, insofern sollten sich die meisten Nutzer damit schnell zurechtfinden. Vor allem aber werden die Apps dabei wie vom Desktop gewohnt in Fenstern angezeigt, die sich frei in ihrer Größe verändern lassen. Im Detail könnte man dabei einiges kritisieren – etwa das schlicht viele Apps damit nicht richtig zusammenarbeiten – aber so generell ist das durchaus gut gelungen. Sogar gewohnte Tastatur-Shortcuts funktionieren in der DeX-Ansicht.

Eigene Nachteile

Das Problem dabei: Dieser Modus ist zwar definitiv besser, wenn man Maus und Tastatur verwendet, für die Touch-Nutzung ist er aber wiederum nur begrenzt geeignet. Dafür sind viele der Elemente einfach zu klein und zu nah nebeneinander angeordnet. Zudem ist das eben eine komplett andere Ansicht, mit diversen Detailunterschieden in der Nutzung im Vergleich zur normalen Ansicht.

Der DeX-Modus verwendet ein sehr Desktop-ähnliches Design.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Ein nahtloser Übergang mit dem Desktop-Modus ist ebenfalls nur begrenzt möglich. Zwar lässt sich DeX automatisch starten, wenn die offizielle Tastaturhülle verbunden wird, das ist aber mit einer Wartezeit von ein paar Sekunden verbunden. Zudem wird dabei auch die aktuelle Fensteranordnung nicht übernommen.

Zwei Lösungen statt einer

In Summe kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es deswegen zwei Oberflächen gibt, weil Samsung es nicht geschafft hat, ein User Interface zu finden, das für beide Nutzungsarten ausreichend gut funktioniert. Bleibt die Hoffnung, dass die neuen Ambitionen von Google in diesem Bereich Besserung bringen. Neben dem neuen Android 12L soll ja auch das kommende Android 13 wieder Tablet-Optimierungen bringen, und damit auch frischen Schwung in die betrübliche App-Situation rund um Android-Tablets bringt. Angesichts der Erfahrungen der vergangenen Jahre ist das aber eine eher vage Hoffnung.

Verfügbarkeit und Preis

Das Galaxy Tab S8 Ultra ist bereits erhältlich, die Farbwahl wird den Nutzern einfach gemacht, es gibt nämlich nur eine, und zwar Graphite – also ein sehr dunkles Grau. Der Preis beginnt wie schon erwähnt bei 1.149 Euro für das WLAN-only-Modell mit 8 GB RAM und 128 GB Speicherplatz, für das Topmodell mit 16 GB RAM, 512 GB Speicherplatz sowie 5G-Support kommen dann 1.599 Euro zusammen. Vor allem aber: Das ist eigentlich noch nicht alles. Denn wer ein Tablet in dieser Kategorie kauft, für den ist eine Hülle eigentlich unerlässlich. Samsungs offizielle Hülle kostet 99 Euro – das ist aber ohne Tastatur. Wer hingegen die Tastaturhüllen haben will, muss atemberaubende 349 Euro zahlen. Vorbesteller haben diese noch kostenlos dazu bekommen, diese Aktion ist aber eben mittlerweile ausgelaufen.

Fazit

Es gibt zwei unterschiedliche Möglichkeiten, das Galaxy Tab S8 Ultra zu betrachten. Da wäre der Umstand, dass es derzeit wohl das beste – auch im Sinne von stärkste – Android-Tablet ist. Die Hardware ist hervorragend, die Software zumindest weniger schlimm als bei anderen Android-Anbietern, die Stiftsteuerung sehr gut gelungen.

Das ändert aber nichts am Kernproblem: Android auf Tablets ist einfach noch immer ein wenig erquickliche Angelegenheit. Das liegt in gewissem Maß am System selbst, vor allem aber am miserablen App-Support, viel zu viele Android-Entwickler ignorieren das Thema bis heute. Das führt dazu, dass es im Alltag regelmäßig frustrierende Erlebnisse gibt. Von dem, was Apple in diesem Bereich bietet, ist man noch immer weit entfernt. Insofern ist es nicht ganz überraschend, dass selbst viele Android-Smartphone-User für ihre Tablet-Bedürfnisse lieber zu einem iPad greifen.

Das Design fällt in die Kategorie "schnörkellos" – und das im besten Sinne.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Zielgruppe?

Zudem drängt sich beim Galaxy Tab S8 Ultra noch eine andere Frage auf: Wer soll eigentlich die Zielgruppe sein? Diejenigen, die so ein Tablet vor allem zum Medienkonsum nutzen, sind mit einem etwas kleineren und somit handlicheren Gerät deutlich besser bedient. Vor allem aber mit einem, dass nicht dermaßen teuer ist, wie Samsungs aktuelles Top-Tablet.

Wer hingegen mit so einem Gerät produktiv arbeiten will, und die enge Verschränkung mit bekannten Android-Apps benötigt, ist wiederum bei einem Chromebook oder einem Chrome-OS-Tablet besser aufgehoben. Diese haben eine ordentliche Desktop-Oberfläche, funktionieren aber auch tadellos mit Touch und bieten neben Android-Support auch noch Zugriff auf Linux-Anwendungen.

Hardware sucht nach Software

Um hier nicht missverstanden zu sein: Es ist Samsung hoch anzurechnen, dass das Unternehmen neben seinen günstigeren Modellen auch weiterhin High-End-Tablets entwickelt. Das ändert nichts daran, dass Android und vor allem das umgebende App-Ökosystem noch erhebliche Fortschritte machen müssen, bis der Kauf so eines Geräts wirklich empfohlen werden kann. (Andreas Proschofsky, 12.3.2022)