Die jungen Menschen versuchen mit ihren Möglichkeiten, mit der fürchterlichen Situation in der Ukraine umzugehen.

Foto: https://www.tiktok.com/@valerisssh

Sie zeigen, wie sie sich mit einem Bunsenbrenner Kaffee kochen oder zwischen zerstörten Häusern das Nötigste einkaufen. Junge Menschen aus der Ukraine teilen via Tiktok ihren Alltag und versuchen mit Sarkasmus, das Beste aus der Situation zu machen.

Mit einem lachenden Auge

Die junge Ukrainerin, die auf Tiktok unter dem Namen "valerisssh" auftritt, zeigt in einem Video, wie man Kaffee ohne Elektrizität in einem Bunker kocht. Zwei Löffel Kaffee und ein Glas Wasser in einen Behälter füllen und dann mit einem kleinen Bunsenbrenner erhitzen. "Ich bin schockiert, aber es funktioniert", schreibt sie und weist dann noch darauf hin, das Getränk in das hübscheste verfügbare Glas zu füllen. Man müsse sich jetzt nur noch vorstellen, man würde in Paris sitzen und Danke an Putin für diesen schönen Moment sagen.

Die junge Frau ist mit ihren rund 700.000 Followern eine der prominentesten Influencerinnen im Netz, die derzeit auf ihre Art über den Krieg berichten. Sie zeigt, wie sie durch zerstörte Häuserschluchten geht oder sich Donuts im Supermarkt kauft. Immer schwingen Melancholie und Frustration mit, aber oft auch der Wille, sich nicht aufzugeben und das Beste aus der Situation zu machen.

Auch Marta Wasjuta, auf Tiktok "martavasyuta", nutzt ihre Reichweite aktuell, um jüngeren Menschen zu zeigen, was wirklich vor Ort passiert. In einem Interview mit der BBC erklärte sie kürzlich, dass viele Menschen "nicht einmal professionellen Journalisten" glauben würden oder "verifizierten Quellen". Sie wolle den Kanal nutzen, um direkte Eindrücke aus der Ukraine zu zeigen und so auf das Leid aus erster Hand hinzuweisen.

Dabei nutzt sie im Gegensatz zu anderen Tiktokerinnen oft Fremdinhalte, die sie selbst mit Kommentaren oder Musik unterlegt. So zeigt sie ein Video eines auf der Straße liegengebliebenen russischen Lkw-Konvois und textet dazu: "Welcome to hell", untermalt mit dem ähnlich klingenden Song von AC/DC.

Auch Alina Wolik, die früher Videos von ihren Urlauben in Madrid gepostet hat, stellte mit Kriegsbeginn ihre Inhalte um. 16 Millionen Views hat sie auf ihr bestgeklicktes Video, bei dem sie ihren Notfallrucksack zeigt und erklärt, dass sie angezogen schläft, um im Fall eines Luftangriffs möglichst schnell in den Bunker flüchten zu können. In einem Interview mit dem "Spiegel" erklärte sie, dass sie mit ihren Beiträgen der russischen Propaganda widersprechen und die Situation darstellen wolle, wie sie wirklich ist.

Mit der großen Aufmerksamkeit aufgrund der fürchterlichen Situation hatte sie nicht gerechnet – in Wirklichkeit träumt sie nur von einem Stipendium für ein Auslandssemester, um endlich wieder ein normales Leben führen zu können.

Ukraine-Inhalte

Da derzeit viele Menschen auf Tiktok Inhalte zur Ukraine konsumieren, gelingt es den jungen Frauen und Männern gerade mit diesen Inhalten schnell, ein großes Publikum zu erreichen. Sieht man sich öfter Videos des Krieges in voller Länge an und scrollt nicht einfach weiter, dann merkt sich der Algorithmus das und liefert weiterhin Inhalte zu diesem Thema. (red, 11.3.2022)

Update: Das Wort "Zynisch" wurde nachträglich aus dem Titel entfernt.