Der energiegeladene Virtuose Kissin.

Foto: Sheila Rock

Wien – Die vierteilige Serie im Musikverein zeigt systematisch zentrale Seiten seiner künstlerischen Persönlichkeit. Und: Erst am Ende der ihm gewidmeten Porträtreihe wird András Schiff als Solist zu hören sein, und zwar mit Werken von Vater Bach.

In den restlichen drei Konzerten geht es um Kommunikation, um gemeinsames Musizieren: Der Zyklus begann also im Herbst mit seinem eigenen Kammerorchester Cappella Andrea Barca, im Frühling folgt noch ein Recital als Klavierpartner von Sängerin Cecilia Bartoli.

Für den aktuellen Abend im Musikverein wurde beim romantischen Programm an zwei Flügeln mit dem Russen Jewgenij Kissin ein denkbar prominenter und zugleich ziemlich gegensätzlicher Künstler engagiert.

Größtmöglicher Gleichklang

Als sollten die charakterlichen Unterschiede zwischen den beiden eigens betont werden, sah man den stillen, vergeistigten Schiff gemächlich auf die Bühne schreiten, als ihm der energiegeladene Virtuose Kissin schon weit vorausgeeilt war – ein nicht ganz unkomisches Schauspiel, das sich bei jedem Auftritt und Abgang wiederholte.

Im Zusammenspiel zeigten die beiden Pianisten hingegen größtmöglichen Gleichklang und geradezu schlafwandlerische Synchronität: Auch wenn die beiden Klaviere wie im Goldenen Saal nebeneinanderstehen, ist das noch schwieriger als beim vierhändigen Spiel an einem Instrument.

Davon war allerdings weder bei Mozarts recht robust vorgetragener Sonate für zwei Klaviere D-Dur KV 448 noch bei der beherzt, musikantisch und bisweilen lustvoll-virtuos gespielten Auswahl aus Antonín Dvořáks Slawischen Tänzen wirklich etwas zu verspüren.

"Moldau" am Klavier

Nahtlos ineinander verwoben und innig erklangen die grüblerischen Linien von Schumanns Andante und Variationen B-Dur, op. 46. Und Smetanas eigene Bearbeitung seiner hitträchtigen Moldau (aus Mein Vaterland) schimmerte in den schönsten, subtil vermischten und dann auch nahezu orchestralen Farben.

Unter den Zugaben, für die Kissin und Schiff schließlich an den Tasten nur eines Flügels zusammenrückten, etwas symbolisch Verstehbares: Schuberts berühmter Militärmarsch D-Dur D. 733/1 mit einem sehr nachdenklichen, melancholischen Mittelteil ... (daen, 12.3.2022)