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Bisher hielt man die heute noch auf der Galapagos-Insel San Cristobal vorkommende Riesenschildkröte für die Spezies Chelonoidis chathamensis – offenbar ein Irrtum.

Foto: Reuters/GALAPAGOS NATIONAL PARK

Forschende haben auf den Galápagos-Inseln im Pazifik eine bisher unbekannte Art von Riesenschildkröten identifiziert. Bisher waren Wissenschafter davon ausgegangen, dass die Tiere auf der Insel San Cristobal zu der Art Chelonoidis chathamensis gehören. Diese Spezies war aufgrund von Überresten bestimmt worden, die Anfang des 19. Jahrhunderts auf der Insel gefunden worden waren.

Ausgestorben und ersetzt

Nun zeigte ein Erbgutvergleich, dass sich die heute auf der Insel lebenden Exemplare genetisch deutlich von der Art C. chathamensis unterscheiden, wie das ecuadorianische Umweltministerium mitteilte. Forscher der Universität von Newcastle in Großbritannien, der Yale-Universität in den USA und der Organisation Galápagos Conservancy gehen deshalb davon aus, dass die 8.000 heute auf San Cristobal lebenden Riesenschildkröten zu einer neuen, bisher noch nicht beschriebenen Art gehören.

Die Art Chelonoidis chathamensis hingegen ist wahrscheinlich rund um die Mitte des 20. Jahrhunderts ausgestorben. Vermutlich hatten beiden Schildkrötenarten einst gemeinsam auf San Cristobal gelebt – eine im Hoch- und die andere im Tiefland, wie die Forscher in der Fachzeitschrift "Heredity" schreiben. Die Forschenden arbeiten derzeit daran, mehr DNA-Material von der ausgestorbenen Art zu gewinnen, um besser zu verstehen, wie diese mit der heute auf San Cristobal lebenden Art verwandt ist.

Chelonoidis chathamensis dürfte bis zum 20. Jahrhundert im südwestlichen Hochland vorgekommen und mittlerweile ausgestorben sein.
Illustr.: James Gibbs, Galápagos Conservancy

Auf zwei Inseln entstanden

Die Insel San Cristóbal besteht aus zwei Regionen, die vor einigen Millionen Jahren, als der Meeresspiegel noch deutlich höher lag, möglicherweise getrennte Inseln waren. Jede davon dürfte ihre eigene Schildkrötenart beherbergt haben. Als der Meeresspiegel sank, verschmolzen die beiden Inseln und vielleicht auch ihre Schildkrötenarten. Heute ist der südwestliche Hochlandabschnitt, wo einst Schildkröten gediehen, aber von Walfängern und Siedlern des frühen 20. Jahrhunderts getötet wurden, feucht und üppig bewachsen. Der nordöstliche Teil, wo heute immer noch Schildkröten leben, ist flacher und trockener.

Eine kürzlich durchgeführte gemeinsame Expedition von Galápagos Conservancy und Galápagos National Park Directorate schätzte die Zahl an Riesenschildkröten auf San Cristóbal auf 6.000 bis 8.000. Als man der Wilderei und der Anwesenheit von Ziegen in den 1970er-Jahren ein Ende setzte waren es gerade einmal 500 bis 700 Exemplare gewesen. (red, APA, 13.3.2022)