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Gerhard Schröder und Wladimir Putin auf einem Archivbild aus dem Jahr 2019. Der deutsche Altkanzler ging auch nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht auf Distanz zum Kremlchef.

Foto: Sputnik/Alexei Nikolsky/Kremlin via REUTERS

Gerhard Schröder ist aus Moskau mittlerweile wieder abgereist. So zumindest berichtet es die "Bild am Sonntag". Vom deutschen Altkanzler (1998 bis 2005) selbst war am Sonntagnachmittag nichts zu hören. Er hatte den Flug nach Moskau auch nicht angekündigt, doch einige Medien wussten darüber zu berichten. So soll Schröder laut "Politico" zunächst nach Istanbul geflogen sein, sich dort mit Vertretern der Ukraine besprochen haben und dann weiter nach Moskau gereist sein – in einem von der russischen Regierung zur Verfügung gestellten Jet.

Einen leicht merkwürdigen und schwer umstrittenen Foto-Beleg der Reise gibt es auf dem offiziellen Instagram-Account von Schröders fünfter Ehefrau Soyeon Schröder-Kim. Auf einem Foto ist sie selbst mit geschlossenen Augen im Gebet versunken zu sehen. Sie steht vor einem Fenster eines Moskauer Luxushotel, der Blick nach draußen zeigt die Basilius-Kathedrale am Roten Platz. Unter das Bild hat Schröder-Kim das "Gebets-Emoji" gepostet.

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Foto: Instagram/Soyeon Schroeder-Kim via REUTERS

Schon zuvor hatte sie auf Instagram erklärt: "Was auch immer mein Mann tun kann, um zur Beendigung des Krieges beizutragen, wird er tun." Schröder ist mit Putin befreundet, er hat Aufsichtsratsmandate bei Rosneft sowie Nord Stream 2 und soll in den Aufsichtsrat von Gazprom einziehen.

Ukrainischer Botschafter spricht von "gewisser Hoffnung"

Laut "Bild" hat Schröder dann am Donnerstagabend mehrere Stunden mit Putin gesprochen und ist dann wieder nach Istanbul zurückgeflogen. Andrij Melnyk, der ukrainische Botschafter in Berlin, geht davon aus, bald etwas über das Gespräch zu erfahren und zwar "direkt von Herrn Schröder". Er sagte auch: "Ich weiß, dass Herr Schröder bereit ist, darüber auch zu berichten, über Kanäle, die jetzt quasi nicht öffentlich laufen. Und das ist gut, dass man zumindest da auch eine gewisse Hoffnung hat." Denn es gebe "nicht so viele Menschen weltweit und auch in Deutschland vielleicht, die diesen persönlichen Draht zu Herrn Putin haben". Melnyk dementierte, dass Schröder von ukrainischer Seite gebeten worden sei. Vielmehr sei die Initiative vom Altkanzler selbst ausgegangen.

Weder die SPD noch die deutsche Regierung waren über die Reise informiert. Kanzler Olaf Scholz wollte sie zunächst nicht kommentieren, erklärte dann aber am Rande des EU-Gipfels in Versailles: "Wir werden sicherlich die Ergebnisse zur Kenntnis nehmen können und auch einbeziehen können, in all das, was wir an eigenen Anstrengungen unternommen haben." Vorsichtig wohlwollend zeigte sich SPD-Chef Lars Klingbeil: "Alles was hilft gerade, um diesen furchtbaren Krieg zu beenden, ist ja willkommen."

Sowohl Scholz als auch Klingbeil waren nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine auf Distanz zu Schröder gegangen, weil dieser seine Posten für russische Unternehmen nicht aufgeben und sich auch von Putin nicht distanzieren will. (Birgit Baumann aus Berlin, 13.3.2022)