"Früh übt sich, was ein Meister werden will": Seit 26 Jahren hält es Junior Achievement Austria mit dem Zitat aus Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" – und setzt mit Maßnahmen im Bereich der Entrepreneurship Education früh an, nämlich bereits im Schulalter. "Junge Menschen verstehen wirtschaftliche Zusammenhänge am besten, wenn sie nicht nur in der Theorie davon erzählt bekommen, sondern wenn sie selbst tätig werden können – als junge Unternehmer:innen", sagt Milica Markovic, Projektleiterin bei JA Austria. "In Junior Companies lernen sie ein Schuljahr lang, was es braucht, um eine Idee wirtschaftlich erfolgreich umzusetzen. Die Schüler:innen trainieren unternehmerische Kompetenzen und Fähigkeiten, erwerben Schlüsselqualifikationen und erleben wesentliche ökonomische Zusammenhänge aus Unternehmer:innen und Mitarbeiter:innensicht."

415 Junior Companies mit 4.000 Schüler:innen

"Learning business by doing business" lautet daher auch das Motto der Programme von JA Austria. Als Lizenznehmer gehört der in Wien ansässige Verein zum weltweit tätigen Junior-Achievement-Netzwerk von JA Worldwide. Die globale Dachorganisation ist eine der größten NGOs mit den wirkungsvollsten Bildungsprogrammen für die Jugend – 2019 feierte das Company-Programm bereits sein 100. Jubiläum an amerikanischen Schulen. Für die Vorbereitung junger Menschen auf ihre berufliche Zukunft ist JA Worldwide für den Friedensnobelpreis 2022 nominiert. In Europa gibt es über die europäische Dachorganisation JA Europe in rund 40 Ländern mehr als 3,9 Millionen Programmteilnehmer:innen. Fürs aktuelle Schuljahr 2021/22 registrierten sich in Österreich 415 Junior-Company-Start-ups mit rund 4.000 Schüler:innen, die von 305 Lehrkräften und 335 Mentor:innen aus der Wirtschaft begleitet und gecoacht werden.

Fürs aktuelle Schuljahr 2021/22 registrierten sich in Österreich 415 Junior-Company-Start-ups mit rund 4.000 Schüler:innen.
Foto: Junior Company

Gründer:in – mit (fast) allem, was dazugehört

Im Junior-Company-Programm gründen Schüler:innen zwischen 15 und 19 Jahre für die Dauer eines Schuljahres ein real wirtschaftendes Unternehmen: die Junior Company. Die Jugendlichen entwickeln eigenständig ihre Geschäftsidee und bieten ihre realen Produkte und Dienstleistungen am schulnahen Markt an. Dabei durchlaufen sie alle Phasen einer Unternehmensgründung und erfüllen alle Aufgaben selbst. Unterstützt werden sie bei den ersten Schritten als Jungunternehmer:innen von ihren Lehrer:innen sowie von Expert:innen aus der Wirtschaft. Daneben gibt es zwei Programme, die das Schnuppern ins Unternehmerleben in verkürzter beziehungsweise vereinfachter Form möglich machen – die Junior Compact Company und die Junior Basic Company – sowie den innoDay zum Ideenaustausch und das intensive 24-Stunden-Programm Innovation Camp. Seit diesem Schuljahr erobert JA Austria auch die Volksschulen mit dem Pilotprogramm Junior Mini Company. Volksschüler:innen der dritten Schulstufe schlüpfen in die Rolle einer Unternehmerin oder eines Unternehmers und designen, produzieren und vermarkten ein Jahr lang ihr Produkt.

Die Jugendlichen entwickeln eigenständig ihre Geschäftsidee und bieten ihre realen Produkte und Dienstleistungen am schulnahen Markt an.
Foto: Junior Company

Unternehmergeist wird geweckt

"Ein wesentliches Merkmal aller JA-Austria-Programme ist die ,hautnahe‘ Auseinandersetzung der Schüler:innen mit der unternehmerischen Realität – allerdings mit eigenen Spielregeln", so Milica Markovic. "Denn das Company-Programm ist und bleibt ein Schulprojekt." Die Dauer ist mit maximal einem Schuljahr begrenzt, das Eigenkapital limitiert, die Schüler:innen dürfen zur Finanzierung keine Kredite aufnehmen und für Steuern und Abgaben gelten eigene Sätze. "Im geschützten Rahmen können junge Menschen Selbstständigkeit üben und Verantwortung übernehmen, Talente erkennen, im Team arbeiten, Ideen in die Tat umsetzen und lernen, Chancen zu nutzen, die ihnen auch später in der Arbeitswelt begegnen werden. In einer Junior Company wird der Unternehmergeist geweckt!", weiß Milica Markovic. Wer an einer Junior Company teilgenommen hat, kann übrigens mit dem Entrepreneurial Skill Pass (ESP) ein europäisches Zertifikat für Beschäftigungsfähigkeit und Selbstständigkeit erwerben. Der ESP öffnet Türen zu Praktika, Studentenjob und Trainingsangeboten bei über 200 europäischen Organisationen.

Highlights Junior Österreichwettbewerb 2021
Junior Achievement Austria

Österreichische Junior Companies erfolgreich

Das absolute Highlight jedes Junior-Jahres kommt zum Schluss, denn dann stehen die nationalen Ausscheidungen und das europäische Finale der Junior Companies an. Beim großen Österreichwettbewerb im Juni präsentieren die neun Landessieger:innen ihre Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen. Das Gewinnerteam darf Österreich anschließend beim europäischen Wettbewerb Gen-E 2022 vertreten. Das Finale findet vom 12. bis 14. Juni in Tallin, Estland statt. Der Europawettbewerb 2021, der aufgrund der Coronapandemie virtuell abgehalten wurde, verlief sehr erfolgreich für Österreich: Die Junior Company Lazy Bowl von der BHAK Liezen konnte sich europaweit den dritten Platz sichern. Auch ihr Betreuungslehrer Mag. Thomas Pfleger konnte mit seinem Engagement begeistern und gewann den dritten Preis in der Kategorie "Teacher of the year".