Der frühe Vogel fängt den … beruflichen Erfolg: Die Teilnahme an einer Junior Company ist für junge Menschen die optimale Vorbereitung auf das spätere Berufsleben.

Was schätzen Sie am Junior-Company-Programm? Welche Kompetenzen erwerben die Schüler:innen und welche Vorteile bringt eine Teilnahme mit sich?

Mag. Thomas Pfleger: Das Junior-Company-Programm bringt jungen Menschen wirtschaftliche Zusammenhänge näher, indem sie sich selbst ausprobieren dürfen: Sie erwerben Wissen durch Praxis. Unternehmerisches Handeln und Denken werden gefördert, der Umgang mit Geld und Finanzen geübt. Die Schüler:innen entwickeln ein Verständnis fürs Marktgeschehen. Sie arbeiten über einen längeren Zeitraum selbstständig an ihren Ideen, Projekten und Dienstleistungen und erkennen, wie wichtig organisiertes und zielgerichtetes Arbeiten für den unternehmerischen Erfolg ist. Sprachkenntnisse werden häufig verbessert, speziell im Englischen, das als Wirtschaftssprache eine große Rolle spielt. Die Teilnahme an einer Junior Company ist für mich eine der besten Möglichkeiten der aktiven Berufsorientierung. Junge Menschen können auf praktische Weise herausfinden, wo ihre Stärken und Talente liegen und was ihnen Spaß macht.

Mag. Jürgen Roth: Da die Schüler:innen in der Junior Company gemeinsam mit anderen arbeiten, werden viele Fähigkeiten geübt, die auch für das spätere Berufsleben essenziell sind: Teamfähigkeit, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit zum Beispiel. Gemeinsam in der Gruppe müssen Probleme bewältigt und Lösungen herbeigeführt werden. Manchmal kommt es zu unerwarteten Situationen, die ein großes Maß an Flexibilität erfordern. Wer solche Situationen gut meistert, geht gestärkt daraus hervor. Jede/jeder Einzelne trägt Verantwortung für den Erfolg des Unternehmens – das schafft Selbstbewusstsein und führt dazu, dass die jungen Menschen erkennen, welche Stärken in ihnen stecken. In einer Junior Company wird bei vielen der Unternehmergeist und die Freude am Gründen geweckt!

Mag. Jürgen Roth, Präsident von Junior Achievement Austria
Foto: Junior Company

Letztes Jahr hat es die österreichische Junior Company Lazy Bowl von der BHAK Liezen beim Europafinale auf den dritten Platz geschafft. Was bedeutet das für Sie als Präsident von Junior Achievement Austria?

Mag. Jürgen Roth: Ich bin unheimlich stolz auf das Ergebnis – es ist der größte internationale Erfolg in der 26-jährigen Geschichte unseres Vereins! Er ist außerdem eine Bestätigung dafür, dass Junior Achievement Austria eine wirklich gute Arbeit leistet und für die Zukunft gut aufgestellt ist.

Herr Mag. Pfleger, auch für Sie persönlich verlief der Europawettbewerb äußerst erfolgreich: Erst gewann die von Ihnen betreute Junior Company Lazy Bowl den dritten Platz und dann konnten auch Sie sich über eine Platzierung freuen und den dritten Preis in der Kategorie "Teacher of the Year" mit nach Hause nehmen. Wie hat sich der doppelte Erfolg für Sie angefühlt?

Mag. Thomas Pfleger – "Teacher of the Year"
Foto: Junior Company

Mag. Thomas Pfleger: Das war großartig – und unerwartet. Zuvor bin ich ja auf Österreichebene von meinen Schüler:innen vorgeschlagen worden, ohne, dass ich das wusste. Umso überraschender war die Nachricht, dass ich "Junior Lehrkraft des Jahres 2021" in Österreich geworden bin – und mich damit für das Europafinale qualifiziert hatte. Die Schüler:innen haben über mich geschrieben, dass ich ihnen sehr viel Freiraum gegeben und sie gut unterstützt habe. Am Anfang des Projekts habe ich auch ein bisschen etwas vorfinanziert – auch das fand Erwähnung. Ich bin für etwas ausgezeichnet worden, was mir unglaublichen Spaß macht: Schüler:innen bei ihrer Entwicklung zu begleiten. Ich bin Wirtschaftslehrer und mir ist es wichtig, "das Feuer des Unternehmertums" an die jungen Menschen weiterzugeben. Ich denke, meine Motivation und mein Engagement haben positiv auf meine Schüler:innen abgefärbt. Es ist toll zu sehen, welche Entwicklungen die Schülerinnen mit ihren Unternehmen in der Zeit gemacht haben, wie sie Feedback umgesetzt und Verbesserungsvorschläge angenommen haben – und wie sich der Unternehmergeist bei ihnen gezeigt hat.

Sie haben erlebt, wie die Junior Company zur Persönlichkeitsentwicklung beiträgt. Wie gelingt das?

Mag. Thomas Pfleger: Schüler:innen entfalten sich dann, wenn sie merken, dass sie etwas besonders gut können. Sie blühen in Disziplinen auf, für die im Regelunterricht oft nicht so viel Raum ist: zum Beispiel mit anderen reden, um eine Idee gemeinsam zu entwickeln.

Mag. Jürgen Roth: Die Junior Company ist eine gute Gelegenheit, sich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren. Junge Menschen entdecken ihre Leidenschaften und lernen, wie sie ihre Stärken einsetzen können. Werden Talente früh erkannt, können sie noch besser gefördert werden – was wiederum das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit der Schüler:innen stärkt.

Bei der Persönlichkeitsentwicklung spielt das Alter eine entscheidende Rolle. Gibt es die Möglichkeit, eine Junior Company noch früher in der Schullaufbahn stattfinden zu lassen? Und wie können Schulen zu unternehmerischen Vorbildern werden?

Mag. Jürgen Roth: Je früher Kinder ihre Talente erkennen, desto selbstbestimmter können sie ihr Leben gestalten und am Wirtschaftsgeschehen teilhaben. Der persönliche Erfolg führt dann wiederum zum Wohlstand in der Gesellschaft. Junior Achievement Austria bietet daher ein Junior-Company-Programm auch für die Sekundarstufe I an und seit diesem Jahr ganz neu – durch die MEGA Bildungsstiftung – auch für die Primarstufe I. Mag. Thomas Pfleger: Wichtig für die Wirtschaftsbildung an den Schulen ist die Einbindung der lokalen Unternehmen und der ständige Austausch mit diesen sowie mit externen Wirtschaftsexpert:innen. Die Bildung an der Schule muss außerdem mit den realen Verhältnissen in der Wirtschaft mitziehen. Dann ist Bildung erfolgreich und ermöglicht einen guten Start ins Berufsleben.

Video: JA Europe "Teacher of the Year" Preisträger Mag. Thomas Pfleger auf ORF 2
Junior Achievement Austria