Thomas Szekeres stand bei Maßnahmenverkündigungen in Zeiten der Pandemie oft im Rampenlicht, sagt aber, dass er sich wegen Bedrohungen medial etwas zurückgezogen hat.

Foto: APA/Hans Punz

Johannes Steinhart ist Szekeres' härtester Konkurrent. 2012 sowie 2017 war Steinhart bei der Ärztekammerwahl Stimmenstärkster, Szekeres wurde dank einer Koalition aber trotzdem Kammerpräsident.

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Über zu wenig Aufmerksamkeit konnte sich Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres nicht beklagen. Die Pandemie beschert dem 59-Jährigen seit zwei Jahren viel Medienpräsenz. Doch inzwischen habe er sich medial eher zurückgezogen, sagt Szekeres im STANDARD-Gespräch. Der Grund sei, dass nach jedem öffentlichen Auftritt Beschimpfungen und Bedrohungen kämen. Dabei habe er sich nichts zuschulden kommen lassen – "außer dass ich öffentlich für die Impfung aufgetreten bin".

Eine Folge der Corona-Krise ist auch, dass bei der Wiener Ärztekammerwahl kommenden Samstag eine Ärztegruppe der Impfgegnerpartei MFG (Menschen, Freiheit, Grundrechte) mitmischt. Der Gynäkologe Christian Fiala führt diese an. Er versucht seit Monaten mit scharf formulierten Aussendungen gegen Szekeres Stimmung zu machen. Darin steht dann etwa, dass der Kammerpräsident impfkritischen Ärzten mit Disziplinaranzeigen gedroht habe und ungeimpften Ärzten mit dem Zulassungsentzug. Derlei Vorwürfe weist Szekeres zurück. Zu disziplinarrechtlichen Anzeigen gegen Ärzte kann es prinzipiell kommen, wenn ihr Verhalten dem Ansehen der Ärzteschaft oder Patienten schadet. Der Disziplinarrat der Kammer entscheidet dann darüber.

Kein Fan der Impfpflicht

Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK), deren Präsident Szekeres ebenfalls ist, hat aber sehr wohl vom Gesetzgeber verlangt, die Impfpflicht so auszugestalten, dass Ärztinnen und Ärzte von der Ärzteliste gestrichen werden, wenn sie Corona-Impfungen verweigern. Realisiert wurde dies bisher nicht. Ein Fan der Impfpflicht ist Szekeres selbst nicht. Er sei dafür, dass sich die Menschen gegen Covid-19 impfen lassen, aber am besten sei es, mit Überzeugung zu arbeiten.

Die MFG-Ärzte haben inzwischen selbst eine Disziplinaranzeige eingebracht: Sie zweifeln an, dass bei Szekeres' PhD, den er an der Uni Trnava bekam, alles ordnungsgemäß abgelaufen ist. Szekeres lässt das kalt. "Das ist aus der Luft gegriffen. Ich war in Wien sowohl promoviert als auch habilitiert. Ich hätte den PhD nicht gebraucht", sagt er. Er habe lange mit Kolleginnen und Kollegen der Uni Trnava zusammengearbeitet, daher sei es dazu gekommen, obwohl er da schon an der Uni Wien tätig war. Aber jeder könne so eine Anzeige einbringen.

Teures Haus am Graben

Auch einen Immobilienkauf hinterfragen Fiala und Co: So erwarb der Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer ein Gebäude an der noblen Adresse Graben 14 im ersten Bezirk – um 327,5 Millionen Euro. Die Österreichische Beamtenversicherung als Verkäuferin soll dafür aber nur mit rund 190 Millionen Euro gerechnet haben, berichtete der "Kurier". Ein schlechter Deal? "Wir sind sehr optimistisch, dass wir da gut eingekauft haben. Die Idee ist, hier eine Rendite zu erwirtschaften, weil wir nur so die Pensionserhöhungen absichern können", sagt Szekeres. Im Plural spricht er, weil über Immobilienkäufe ein 19-köpfiges Gremium entscheidet. Fix ist: Die Beiträge für den Wohlfahrtsfonds, eine zusätzlich zur Sozialversicherung abzuführende Altersvorsorge, sind vor jeder Ärztewahl ein Thema.

Die Wahlen 2017 und 2012 hatte in Wien eigentlich Johannes Steinhart mit der ÖVP-nahen "Vereinigung" gewonnen – mit 26 Mandaten. Das Team Thomas Szekeres erhielt 17 Mandate, kam aber mit anderen Fraktionen – Wahlgemeinschaft, Grüne Ärzte, Turnusärzte, Kammerlight und Hausärzte – auf eine Mehrheit – und Szekeres zum Zug.

Niedergelassen gegen angestellt

Steinhart (67) ist niedergelassener Urologe. Szekeres vertritt als ehemaliger AKH-Betriebsrat die angestellten Ärzte. Seine SPÖ-Mitgliedschaft hat er 2015 ruhend gestellt. Auch auf Bundesebene strebt er eine Wiederwahl an.

In Wien sind 13.728 Ärztinnen und Ärzte wahlberechtigt – abgestimmt wird persönlich oder per Briefwahl. Das vorläufige Endergebnis soll Samstagabend vorliegen. Für 3. Mai ist die Vollversammlung anberaumt, die dann den Kammerpräsidenten wählt. Im Bund fällt diese Entscheidung am 24. Juni. Davor wählen noch weitere Bundesländer – bis 8. April. Im Burgenland und in Niederösterreich treten ebenfalls MFG-Ärzte an. (Gudrun Springer, 18.3.2022)