Der Hundertwasserturm in der Wiener Spittelau soll bald zum Raum für kreativen Austausch werden.

Foto: Klima- und Energiefonds/APA-Fotoservice/Juhasz Fotograf/in: Krisztian Juhasz

Noch ist es mehr eine Baustelle als ein Raum für Innovation: Im Inneren des bekannten Hundertwasserturms in der Wiener Spittelau werden gerade alte Büros ausgeräumt und mit neuen Schreibtischen, Stühlen und anderen Büroutensilien ausgestattet. Über drei Stockwerke und auf über 1.000 Quadratmeter Fläche soll hier in den nächsten Monaten das erste "Climate Lab" Österreichs entstehen. Ab Anfang September sollen sich dann Start-ups, etablierte Unternehmen und NGOs, die sich mit dem Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit befassen, in den neuen Büros, Veranstaltungsräumen und Coworking-Spaces treffen, um neue grüne Innovationen zu erarbeiten.

"Es gibt in Österreich zwar ein Haus der Industrie, aber kein Haus des Klimaschutzes", sagt Thomas Kaissl vom Innovationsnetzwerk Impact Hub Wien, das hinter dem Climate Lab steht, im STANDARD-Gespräch. Dabei sei das Interesse an Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsthemen unter jungen Entwicklerinnen und Entwicklern extrem groß und habe schon in den vergangenen Jahren stets zugenommen. Vor mehr als drei Jahren habe sich Kaissl deshalb mit Kolleginnen und Kollegen im Impact Hub in Wien zusammengesetzt, wo dann die Idee eines neuen Climate Labs entstanden sei.

Ort des Austauschs

"Das soll ein Ort der Vernetzung und des Austauschs zwischen vielen verschiedenen Menschen werden", sagt Kaissl. Denn es gebe zwar schon viele gute Ideen für den Klimaschutz, häufig scheitere es jedoch an der konkreten Umsetzung. Das Climate Lab soll deshalb vor allem jungen Innovatorinnen und Innovatoren und Start-ups bei der Finalisierung ihrer Ideen helfen, sagt Kaissl. Dafür sollen sie beispielsweise Expertise und Kontakte von etablierten Unternehmen und anderen Organisationen im Klimaschutzbereich bekommen, die an den zukünftigen Workshops und Veranstaltungen im Climate Lab teilnehmen.

Start-ups können laut Kaissl ab September die fertigen Arbeits-, Büro- und Coworking-Flächen unterschiedlich lange und flexibel mieten und ihre Ideen dann auch in eigenen Ausstellungsräumen präsentieren. Umgekehrt sollen etablierte Unternehmen im Climate Lab von neuen Ideen und Inputs aus der Gründerszene profitieren.

Start-ups von Greenstart

Das sei auch einer der Gründe, weshalb man die Räumlichkeiten in der Wiener Spittelau zur Verfügung gestellt habe, sagt Lisa Grohs, Pressesprecherin von Wien Energie, im STANDARD-Gespräch. Einige der Büros des Unternehmens im Hundertwasserturm seien bereits seit einiger Zeit an einen anderen Standort umgesiedelt worden. Von dem Climate Lab, das ab September drei Stockwerke im Gebäude einnehmen wird, erhoffe man sich auch neue Ideen für das Unternehmen, sagt Grohs. Nicht zuletzt könne man auch eigene Problemstellungen in die Arbeit der Entwicklerinnen und Entwickler einbringen.

Wer die Start-ups sind, die sich im Climate Lab ansiedeln werden, verrät Kaissl noch nicht. Eine "naheliegende Quelle" seien allerdings die sogenannten Greenstarter, also jene top zehn beziehungsweise top drei der Klima-Start-ups, die jedes Jahr von der Initiative Greenstart des österreichischen Klima- und Energiefonds ausgezeichnet und finanziell unterstützt werden. Diese sollen dann zumindest ein Jahr lang das Climate Lab als günstigen Arbeitsplatz nutzen können.

Ökologische Lärmschutzwände und Dachbegrünung

Im vergangenen Jahr gehörten zu den Siegerteams beispielsweise das Start-up Reeduce, das ökologische Lärmschutzwände aus Schilf, Thermoholz und Lehm für den Straßenverkehr entwickelt, das Unternehmen Lignovations, das einen biologisch abbaubaren Ersatz für synthetische Inhaltsstoffe in Sonnencremen, Lacken oder Verpackungen herstellt, und das Start-up Plantika, das Dachbegrünungsmodule für Städte produziert. Bis 8. März konnten sich Start-ups für die diesjährige Ausschreibung von Greenstart registrieren.

In den nächsten Monaten werde die Eröffnung des Climate Labs vorbereitet, es werden noch weitere Partnerinnen und Entwickler für die Räumlichkeiten und Veranstaltungen gesucht, sagt Kaissl. Dieses Jahr sehe man eher noch als "Aufbaujahr" für das Projekt. Mittelfristig könnte das Climate Lab auch auf weitere Stockwerke ausgedehnt werden. Mit den darin entwickelten und vorangebrachten Projekten soll es einen Beitrag dazu leisten, Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen. (Jakob Pallinger, 16.3.2022)