Ein anonymer Diplomat nannte einen "Mangel an Ressourcen" als Grund für die Schließung der afghanischen Vertretungen.

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Washington – Sieben Monate nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan schließen nach Angaben aus Diplomatenkreisen die Vertretungen des Landes in den USA. Die Botschaft in Washington, D.C. und die Konsulate in New York und Los Angeles würden am Mittwoch ihren Betrieb einstellen, sagte ein afghanischer Diplomat, der anonym bleiben wollte, der Deutschen Presse-Agentur.

Der "Mangel an Ressourcen" sei ein Grund für die Schließung. Nähere Angaben wollte er nicht machen. Die Diplomaten waren noch von der alten Regierung ernannt worden, die im August von den Taliban gestürzt wurde. Sie haben seit Monaten kein Geld mehr erhalten.

Zukunft unklar

Der afghanische Diplomat sagte, man habe sich bis zuletzt bemüht, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Auf dem Twitter-Account der Botschaft in Washington wurde zuletzt am 30. Dezember eine Mitteilung veröffentlicht. Dort hieß es: "Ohne Mittel aus irgendwelchen Quellen arbeiten wir hart daran, die Botschaft offen zu halten und weiterhin unsere Dienste anzubieten. Wir bleiben hoffnungsvoll, dass Afghanistan eines Tages einen nachhaltigen Frieden erzielen wird."

Die "New York Times" hatte am Freitag unter Berufung auf das US-Außenministerium berichtet, dass die afghanischen Diplomaten nach der Schließung der Vertretungen 30 Tage Zeit hätten, um einen weiteren Aufenthalt in den USA zu beantragen, bevor sie abgeschoben werden. Zwar würden sie wegen der Gefährdungslage nicht nach Afghanistan zurückgeschickt. Es sei aber unklar, wohin sie sonst gehen würden. Rund ein Viertel der 100 afghanischen Diplomaten in den USA haben demnach ihren weiteren Verbleib in den USA noch nicht beantragt. (APA, 16.3.2022)