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Die OMV will zukünftig raus aus Öl und Gas und in Chemie investieren.

Foto: Reuters / Heinz-Peter Bader

Der Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV wird in einigen Jahren kaum mehr wiederzuerkennen sein. Geht der Plan auf, wird Österreichs größtes Industrieunternehmen zu einem Kunststoffkonzern mit angehängter, deutlich verkleinerter Öl- und Gassparte umgebaut. 2050 will das teilstaatliche Unternehmen klimaneutral sein und sämtliches selbst produziertes Öl und Gas nur mehr veredeln, nicht mehr verbrennen. OMV-Chef Alfred Stern sprach bei der Präsentation der neuen Strategie am Mittwoch vom "größten Umbau in der Geschichte der OMV".

Um in der Transformation zügig voranzukommen wird das Investitionsbudget deutlich erhöht. Statt 2,3 Milliarden Euro wie im Schnitt der Jahre 2019 bis 2021 sollen bis 2030 Jahr für Jahr an die 3,5 Milliarden Euro in die Weiterentwicklung des Unternehmens fließen – allfällige Übernahmen exklusive. Mindestens 40 Prozent davon sind für CO2-arme Projekte vorgesehen.

Steigende Dividende auch während Umbau

Als konkretes Zwischenziel soll die Öl- und Gasproduktion bis 2030 um ein Fünftel reduziert werden – trotzdem soll der Gewinn stabil bleiben, und den Aktionären wird eine wachsende Dividende in Aussicht gestellt, wie OMV-Finanzvorstand Reinhard Florey sagte.

Demnach soll die Rohölproduktion bis 2030 schrittweise um etwa 30 Prozent reduziert werden, die Erdgasproduktion um etwa 15 Prozent. Investitionen in die Öl- und Gasproduktion werden bis 2026 fortgesetzt, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Gasprojekten wie zum Beispiel im Schwarzen Meer liegt. Gas sei als Brückentechnologie notwendig, bis erneuerbare Energien an seine Stelle treten könnten, sagte Stern. Erstes Gas aus dem Schwarzen Meer sollte 2027 fließen, die Investitionen in diesen Bereich will man dann rasch zurückfahren.

Fünf Milliarden für CO2-arme Geschäftsfelder

Weitere Eckpunkte der "Strategie 2030": Der Geschäftsbereich Refining & Marketing soll ein führender europäischer Anbieter von nachhaltigen Kraftstoffen, Rohstoffen und Mobilitätslösungen werden. So sollen etwa mit Investitionen von insgesamt mehr als 400 Millionen Euro bis 2030 mehr als 2.000 E-Ladestationen an Tankstellen und an Autobahnen und Transitstrecken sowie rund 17.000 Wallbox-Ladestationen für Firmenstandorte errichtet werden.

Zur Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen will die OMV zugleich rund fünf Milliarden Euro in die Entwicklung von CO2-armen Geschäftsfeldern investieren, das heißt in die Geothermie und die Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCS). Das Geld für diese Transformation soll aus den Gewinnen der Öl- und Gasproduktion kommen: "Unser übergeordnetes Ziel ist es, Cashflow und nachhaltige Energielösungen bereitzustellen, um die Transformation zu unterstützen", sagte E&P-Vorstand Johann Pleininger laut Aussendung.

Sechs Milliarden operatives Ergebnis im Visier

Es wird erwartet, dass das CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten (bereinigt um Lagerhaltungseffekte) bis 2030 mindestens sechs Milliarden Euro erreicht. Der operative Cashflow (exklusive Net-Working-Capital-Effekte) soll bis dahin über sieben Milliarden Euro erreichen. Nach klaren Prioritäten bei der Kapitalallokation – Investitionen an erster Stelle, gefolgt von Dividenden, anorganischem Wachstum und Entschuldung – sind Investitionen in Höhe von 3,5 Milliarden pro Jahr zur Unterstützung des organischen Wachstums geplant. Mindestens 40 Prozent davon sind für CO2-arme Projekte vorgesehen. (Günther Strobl, APA, 16.3.2022)