In Salzburg sorgte der Saharastaub bereits für eindrückliche Himmelsfarben.

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In Andalusien ist das Phänomen noch viel stärker ausgeprägt. Das Bild stammt vom Montag.

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Wien/Innsbruck – Im Grunde ist es Feinstaub, sieht aber viel hübscher aus. Eine sogenannte Saharastaub-Episode füllt derzeit die Timelines in sozialen Medien mit Fotos, die aussehen, als ob ein Gelbfilter darübergelegt worden ist. Grund dafür sind feinste Staubpartikel aus der Saharawüste, die durch Winde in höheren Schichten der Atmosphäre bis Mitteleuropa gewandert sind. Dieses Phänomen ist hierzulande vier- bis fünfmal pro Jahr zu beobachten, erklärt Marcus Hirtl, Wetterexperte bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Im Skigebiet von Klösterle sorgte der Staub für scheinbar gelben Schnee.

Die aktuelle Saharastaub-Episode zählt zu den stärkeren, sagt Hirtl, daher sind die Farbspiele, die der Staub am Himmel erzeugt, besonders eindrücklich. Die Staubwolken zogen über Spanien, Südfrankreich und die Schweiz herauf, daher war am Dienstag über Westösterreich bereits eine deutliche gelbe Färbung zu beobachten. Bilder von Wetterstationen in den Skigebieten zeigten den Kontrast zwischen weißen Pisten und dem gelben Horizont besonders schön.

Sonnblick zeigt erhöhte Feinstaubwerte

Neben den schönen Farben kann der Feinstaub aber auch zu Umweltbelastungen führen, wie Hirtl ausführt: "Werden die Partikel heruntergewirbelt, ist das als Feinstaub messbar." Aktuell zeigen die Werte der Station am Sonnblick bereits erhöhte Feinstaubkonzentrationen aufgrund des Saharastaubs. Wobei die Sonnblick-Messstation selbst auf über 3.000 Meter Seehöhe liegt. Ob die Partikel auch in den tiefen Lagen des Wiener Beckens messbar sein werden, ist noch nicht abschätzbar, sagt der Experte.

Die Alpen, von München aus gesehen – mit und ohne Saharastaub.

Besonders schöne Farbspiele kann der Saharastaub bei Sonnenauf- und -untergängen auslösen. Insgesamt hängt die Intensität der Verfärbung aber vom Wetter, vor allem der Sonneneinstrahlung, ab. Sollte es regnen oder schneien, dann schwemmt der Niederschlag die Partikel aus der Atmosphäre. Im Winter kann das zu rötlich-braunem Schnee führen. Im Fall von Regen spricht man im Volksmund auch vom sogenannten Blutregen – ein Begriff, den der ZAMG-Experte aber nicht gern in den Mund nimmt.

Probleme und Nutzen

Während das Wetterphänomen in unseren Breiten weitgehend ohne gröbere Folgen bleibt, kann es etwa in Südeuropa durchaus Probleme im Alltag verursachen: "Ich habe Berichte gelesen, dass es in Spanien zu Verstopfungen in Autowaschanlagen kommt, wenn viel Staub auf den Fahrzeugen landet und abgewaschen wird." In der Karibik, in Südamerika sowie im Atlantik spielt das regelmäßig auftretende Phänomen auch eine wichtige ökologische Rolle. Die aufgewirbelten Mineralstaubpartikel tragen dazu bei, Phytoplankton im Atlantischen Ozean zu versorgen, und sie transportieren mitunter Nährstoffe, die für die Regenwaldböden des Amazonas wertvoll sein können.

In Spanien mussten Autos vom Staub befreit werden.

Gemäß aktuellen Wettermodellen dürfte die Saharastaub-Episode am Wochenende, spätestens Anfang kommender Woche wieder abklingen. Bis dahin wird sie wohl noch für tausende "#nofilter"-Bilder in den sozialen Medien sorgen. (Steffen Arora, 16.3.2022)