Als vor 21 Jahren die Spieleserie "Halo" startete, konnte kaum jemand ahnen, welchen Einfluss der Shooter auf die Gaming-Branche und die weitere Entwicklung von Microsoft in dieser Industrie haben würde. Ab 24. März soll die Geschichte rund um den Superkrieger Master Chief ein noch größeres, ein neues Publikum erreichen. Erste Kritiker durften in die ersten beiden Folgen der neuen Paramount-Plus-Produktion bereits hineinschauen, um sich ein Bild zu machen.

Paramount Plus

Abweichung vom Original

Während die Spiele kaum Grautöne kennen und die Figuren sehr klar in Gut und Böse teilt, erlaubt sich die Serie hier mehr Zwischenstufen zu zeigen. So seien laut "Cnet" sowohl der Supersoldat Master Chief als auch die Soldaten an seiner Seite nicht die Befreier fremder Welten, sondern eine "faschistische Armee", die sich gegenüber Nicht-Erdenbewohnern wenig zimperlich zeigen. Erst durch ein besonderes Ereignis würde immerhin der Master Chief seine Menschlichkeit finden und sich danach nicht nur gegen feindliche Aliens, sondern auch gegen seine eigenen Leute stellen.

Bei der Inszenierung habe man sich bei beliebten Sci-Fi-Serien bedient, so "Cnet". Die Beziehung zwischen dem Master Chief und seiner weiblichen Begleiterin Kwan Ha würde an "The Mandalorian" erinnern, die in der Serie auftauchenden Rebellengruppen an "The Expanse". Der Geschichte würde man in jedem Fall anmerken, dass die Macher mit "dem Basismaterial zu kämpfen hatten" und man versuche, die Videospielelemente "in einem neuen Format zum Laufen" zu bekommen. So wurde etwa das Erscheinen der für die Story so wichtigen KI Cortana verändert, was im Netz bereits im Vorfeld zum ersten Shitstorm aufgebrachter "Fans" führte.

Wo es Sinn mache, würde die Serie seinen Wurzeln allerdings treu bleiben. Die Feuergefechte seien brachial inszeniert und würden auch vor übermäßig Blut nicht zurückschrecken. Fans sollen sich vor allem auf aus den Spielen bekannte Elemente freuen, etwa wenn der Master Chief in Deckung sein Schild auflädt. "IGN" sieht allerdings nicht alle Zugeständnisse an die Spiele gelungen. So würde die erste Folge der Serie vor allem dann besonders schwächeln, wenn man den "Look and Feel" der Vorlage versuche zu kopieren, etwa durch Einstellungen aus der Ego-Perspektive oder wenig gelungene CGI bei der Inszenierung der feindlichen Rasse Covenant.

Ein Vorteil laut "IGN" sei es hingegen, dass sich die Serie absichtlich einen neuen Zeitstrang zeichne und sich nicht an den Geschehnissen der Spiele orientieren muss. Davon würden vor allem "die neu eingeführten Charaktere profitieren", die der Geschichte eine "zusätzliche Ebene" verleihen würden. Auch der Versuch dem Master Chief mehr Tiefe zu verleihen, was in den Spielen nur mäßig gelungen sei, wird von "IGN" als Stärke der ersten Folge bezeichnet. Gelobt wird auch die Leistung von Hauptdarsteller Pablo Schreiber, der trotz der dicken Rüstung der Figur gekonnt Leben einhauche.

Natasha McElhone ("Californication", "Die Truman Show") spielt Dr. Halsey, die früh als "Mutter" der Spartaner vorgestellt wird.
Foto: Paramount Plus

Oberflächlich

Wenig euphorisch zeigt sich der "Hollywood Reporter", der die Action aufgrund der "frustrierend gewichtlosen Spiele-Ästhetik" bemängelt und auch die Darsteller bis auf wenige Ausnahmen als oberflächlich bezeichnet. Wer eine Checkliste aus den Spielen mitbrächte und sich freue, wenn er diese Punkt für Punkt abhaken kann, dann könne man durchaus Spaß mit der Serie haben. Für alle anderen sei die "generische Story, die eingeschränkt ansprechenden Charaktere und das hohe, aber wenig effiziente Budget für die Special Effects" nur wenig Grund, diese Serie weiterzuverfolgen.

Man merkt, die Meinungen der ersten US-Kritiken gehen bei dieser ambitionierten Serie auseinander. Als zusätzliche Hilfe, ob "Halo" die Zeit wert ist, wird passend zum Start nächste Woche eine ausführliche Rezension beim STANDARD erscheinen. (aam, 16.3.2022)