Bei den städtischen Firmen Wien Holding und Wiener Stadtwerke verdienen 13 Führungskräfte mehr als der Wiener Stadtchef – und das "zum Teil beträchtlich". Michael Ludwig erhält 18.183 Euro brutto.

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Bei den Wiener Stadtwerken und der Wien Holding, zwei Konzernen im Eigentum der Stadt Wien, verdienen gleich 13 Mitglieder der jeweiligen Geschäftsführungen mit ihren Jahresbruttogehältern samt Prämien mehr als der Wiener Bürgermeister – und das "zum Teil beträchtlich". Das geht aus einem aktuellen Bericht des Wiener Stadtrechnungshofs hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Die hohen Jahresgehälter inklusive aller Zusatzleistungen hatten laut den Prüfern auch mit einer sehr großzügigen Prämienregelung bei den Führungskräften zu tun. So gab es in den Jahren 2018 und 2019 "hohe Zielerreichungsgrade", aber auch im ersten Corona-Jahr 2020 wurden die Ziele großteils zu einem hohen Ausmaß erreicht. Die Prüfer führten das mit einer kritischen Anmerkung darauf zurück, dass sich die Ziele auch "auf den gewöhnlichen Tätigkeitsbereich und Tätigkeitsumfang der leitenden Mitarbeitenden erstreckten".

Mit anderen Worten: Es wurden teils Prämien ausgezahlt, wenn das Normalmaß erreicht wurde. Der Stadt-RH gewann den Eindruck, dass die Prämien aufgrund der niedrigen Zielerreichungshürde "den Charakter eines gewöhnlichen Gehaltsbestandteils erhalten könnten". Die Prüfer empfahlen den Stadtwerken und der Wien Holding, ambitioniertere Ziele festzulegen, die über die normalen Arbeitsanforderungen hinausgehen.

Außerdem wurde den Firmen nahegelegt, bei künftigen Verträgen die Gehaltspyramide so zu gestalten, dass nur die Spitzen der beiden Konzerne samt aller variablen Gehaltsbestandteile gleich viel oder mehr als der Bürgermeister verdienen. Stadtchef Michael Ludwig (SPÖ) erhält 18.183 Euro brutto im Monat.

Opposition vermutet "Selbstbedienungsläden"

"Einmal mehr werden Unternehmen im Eigentum der Stadt und Nahebereich der SPÖ Wien als reine Selbstbedienungsläden sichtbar", sagten ÖVP-Klubobmann Markus Wölbitsch und der türkise Finanzsprecher Manfred Juraczka. FPÖ-Chef Dominik Nepp kritisierte ein "intransparentes Vorgehen mit Geldern der Öffentlichkeit". Der grüne Klubchef David Ellensohn zeigte sich über die Stellungnahme der Stadtwerke verärgert: Diese meinten, dass das Entgeltschema jährlich anhand von marktgerechten Gehaltsbenchmarks evaluiert werde. (David Krutzler, 16.3.2022)