Die Formel 1 will grüner werden.

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Die Formel E hat ihren Startvorteil einmal mehr nicht genützt. Sieben Wochen sind seit dem ersten Rennen der achten Saison zur einstigen Hoffnungsserie des Automobilrennsports vergangen. Deutlich mehr Schlagzeilen lieferte in dieser Zeit die Formel 1, obwohl die erst an diesem Sonntag (16 Uhr, ORF 1) in Bahrain ihre 72. WM-Saison beginnt.

Die Formel E hat deutlich an Reiz eingebüßt, seit der Weg in eine rein elektrische Rennsportzukunft nicht mehr vorgezeichnet scheint. Audi und BMW haben ihr schon den Rücken gekehrt, für Mercedes ist nach dieser Saison Schluss, Porsche ist nur noch bis 2024 gebunden. Bleiben aktuell noch Jaguar und Nissan und der für 2023 verheißene Einstieg von Maserati.

"Net Zero"

Der Herstellerschwund ist dem Reiz der Formel 1 geschuldet, die schon aus historischen Gründen mit dem deutlich höheren Marketingwert wuchern kann und sich pflichtschuldigst auch Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt.

Ab 2026 soll der Elektro-Anteil im Hybridsystem der Boliden deutlich gesteigert werden – bis hin zur Gleichwertigkeit mit dem Verbrenner, der zudem ausschließlich mit nachhaltigem Kraftstoff betrieben werden soll.

"Net Zero" ist der griffige Slogan für das Ziel, die CO2-Emissionen bis 2030 auf null zu bringen – ausschließlich bezogen auf das Trainings- und Renngeschehen natürlich. Gegenüber der Saison 2019, in der rund 257.000 Tonnen CO2 anfielen, wäre das freilich ein Fortschritt.

Bewegte Massen

Mit Blick auf das Große und Ganze des Formel-1-Zirkus wäre es allerdings ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn nicht einmal ein Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes der Formel 1 ist auf die Boliden selbst zurückzuführen. Mehr als zwei Drittel verursacht die Reisetätigkeit, die von Jahr zu Jahr intensiver wird und nie und nimmer klimaneutral gestaltet werden kann.

In dieser Saison wird, wenn alles gutgeht, die Rekordzahl von 22 Rennen gegeben, alle Kontinente mit Ausnahme Afrikas werden beglückt. Zum CO2-Ausstoß der Serie selbst kommt die Klimawirkung durch die Zusehermassen. Mehrere Millionen Fans reisen zu den Rennen, so die Pandemie dem nicht entgegensteht. Für dieses Problem gibt es auch keine besseren Lösungsansätze als die Vermeidung von Plastikmüll oder Waldschutzprojekte als Ausgleich.

Ihre Daseinsberechtigung über den Spaß an der Freude hinaus definiert die sogenannte Königsklasse des Motorsports daher über die Entwicklung von Technologien, die mittelfristig den Individualverkehr umweltverträglicher machen. Relevant für den Massenmarkt seien vor allem die Energie-Rückgewinnungssysteme der Motoren, heißt es seitens der Techniker.

Sprit am Anfang

Der neue Kraftstoff, gewonnen unter Einsatz von Biomasse – Algen, landwirtschaftliche Abfälle, nicht essbare Pflanzen –, soll zumindest 65 Prozent weniger Treibhausgasemissionen verursachen und bis 2026 fit für Serienfahrzeug mit Verbrennungsmotor werden. Die Verfahren, sagt Pat Symonds, der technische Direktor der Formel 1, seien allerdings noch "sehr, sehr experimentell", im Frühstadium der Pilotphase heißt es.

Inzwischen wird weiter der Spur des Geldes gefolgt. Die Wegmarken im März heißen Bahrain und Saudi-Arabien. (Sigi Lützow, 17.3.2022)