Ekaterina Degot wird bis 2027 als Intendantin des Festivals steirischer herbst fungieren.

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Graz – Ekaterina Degot wird bis Ende 2027 Intendantin des "steirischen herbst" bleiben. Der Vertrag der 63-Jährigen wurde bis 2027 verlängert, teilte Kulturlandesrat Christopher Drexler (ÖVP) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Graz mit. Degot leitet das Festival seit 2018. Für die Intendanz hatten sich diesmal neun Personen beworben.

"Ekaterina Degot hat eine ausgezeichnete Bewerbung sowie Präsentation geliefert. Sie hat in äußerst schwierigen Zeiten, die in den letzten beiden Jahren von der Covid-Pandemie geprägt waren, Programme mit international sehr positiver Wahrnehmung gestaltet und hat damit in schwierigen Zeiten die Position des steirischen herbst als herausragendes Festival gestärkt", begründete die Findungskommission ihre einstimmige Entscheidung.

Kommission überzeugt

"Sie hat die Findungskommission wie auch uns als Eigentümervertreter durch ihre klaren Vorstellungen überzeugt wie sie dieses traditionsreiche Festival der zeitgenössischen Kunst, auf ihren bisherigen Erfahrungen aufbauend und mit neuen Akzenten versehen, in den kommenden Jahren entwickeln will", erklärte Drexler. Das Motiv von Ekaterina Degot, mit Kunst Hoffnung zu geben, gewinne in dieser Zeit besondere Aktualität, meinte der Landesrat.

"Ich nehme diese Verantwortung sehr ernst", meinte Degot. "In dieser Zeit brauchen wir radikale Solidarität und dafür steht der steirische herbst", meinte die aus Russland stammende Intendantin. Der blutige Krieg von Putins Russlands gegen die Ukraine im Herzen Europas bringe ein Déjà-vu für das Festival, das 1968 erstmals stattgefunden hat: "Der steirische herbst hat den Kalten Krieg und die Jugoslawienkriege überstanden und wird in den kommenden Jahren lernen, eine noch zentralere Rolle auf der sich seit Februar 2022 tragisch verändernden Landkarte des nahen Europas zu spielen", betonte Degot.

Der blutige Krieg in der Ukraine und das extrem repressive Regime in Belarus und Russland würden für die Welt, aber auch für das Festival neue Herausforderungen schaffen: "Als jemand, der tatsächlich bereits in einem Kalten Krieg gelebt und darunter gelitten hat, weiß ich sehr genau, was in diesem Moment kulturell und künstlerisch nötig ist."

Kritische Stimmen hören

Degot gab der Hoffnung Ausdruck, auf künstlerische Weise etwas über den Krieg zu sagen. Zur Situation der russischen Künstler, die zum Teil derzeit im Westen nicht beschäftigt werden, meinte die Intendantin: "Die russische kulturelle Szene ist sehr gespalten." Die "kritischen Stimmen Russlands sollen gehört werden", betonte Degot.

Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) würdigte die herbst-Inszenierungen vergangener Jahre wie "Paranoia TV" und "The Way Out": Sie hätten "einen Weg aus der Komfortzone gewiesen, inmitten von Covid-Krise und der Krise der Freiheit".

Ekaterina Degot wurde am 2. Dezember 1958 in Moskau geboren. Sie studierte Kunstgeschichte und war Herausgeberin eines Online-Magazins für Kunstnachrichten, -analysen und -kritiken. Ab 2014 leitete sie die Akademie der Künste der Welt in Köln, 2018 folgte sie Veronica Kaup-Hasler aus Intendantin des steirischen herbst nach. (APA, 17.3.2022)