Absatzrückgänge fast überall in Europa, aber Volkswagen bleibt Branchenprimus.

Foto: Imago Images / Eibner

Wien/Brüssel – Komponenten- und Rohstoffmangel und dadurch teils enorm lange Lieferzeiten haben den Pkw-Absatz gehörig eingebremst. In Österreich wurden mit 19.863 Neuwagen um ein Fünftel weniger Pkws zugelassen als im Februar 2021. Ähnlich stark war der Einbruch in Italien, wo um 22,6 Prozent weniger Pkws abgesetzt wurden. Italien rangiert damit bei 110.869 Neuwagen, ebenfalls historisch tief.

Der deutsche Markt verzeichnete mit 200.512 Neuzulassungen wohl ein leichtes Plus von 3,2 Prozent, vermochte den Trend aber nicht umzukehren. In der EU gingen die Neuwagenverkäufe ebenfalls zurück, mit einem Minus von knapp sieben Prozent auf 719.465 Fahrzeuge hält man bei einem historisch schwachen Februarwert, teilte der europäische Branchenverband Acea am Donnerstag mit.

Spanien und Deutschland

Positiv stechen noch Spanien (plus 6,6 Prozent) und Großbritannien (plus 15 Prozent auf 62.103 Pkws) hervor, während Frankreich einen Rückgang um 13 Prozent auf 115.383 Fahrzeuge vermeldete.

Der Branchenverband führt die Absatzschwäche auf die anhaltenden Störungen in der Lieferkette, allen voran bei Halbleitern zurück. Im Vergleich zum Jänner, als der Rückgang sechs Prozent ausgemacht hatte, beschleunigte sich der Schrumpfprozess somit.

Aus der noch im Jänner erwarteten beziehungsweise erhofften Entspannung auf dem Automarkt wird angesichts des Krieges in der Ukraine wohl eher nichts. Im Gegenteil, der Ausfall von Fabriken für Kabelbäume hat die angespannte Situation noch einmal verschlechtert.

Neue Engpässe

"Seit Ende Februar hat sich die Situation noch einmal massiv verschärft. Neue Engpässe bei wichtigen Zulieferprodukten führen zu Produktionsstillständen", sagte auch Peter Fuß vom Beratungsunternehmen EY. "Die Lieferfähigkeit der Autohersteller hat sich damit weiter erheblich verschlechtert." Die Branche arbeite zwar mit Hochdruck daran, Bauelemente und Rohstoffe aus der Ukraine und Russland durch andere Bezugsquellen zu ersetzen, doch das brauche Zeit. "Für die Kunden heißt das: Die Verfügbarkeit von Neuwagen wird sich verschlechtern, Lieferzeiten werden noch länger, und die Preise gehen vermutlich weiter in die Höhe."

Gleichzeitig steige das Risiko einer gedämpften Nachfrage. Steigende Inflation, sinkende Reallöhne und rekordhohe Spritpreise werden wohl nicht ohne Spuren bleiben, denn die Kaufkraft sinkt und die Haushalte werden ihre Fahrzeuge vermutlich länger nützen.

Nach Herstellern war die Betroffenheit unterschiedlich. Branchenprimus Volkswagen (Gruppe) büßte um 11,5 Prozent (auf 176.000 Neuzulassungen) ein. Stellantis (Peugeot, Citroën, Fiat, Opel etc.) blieb um ein Fünftel (151.000 Autos) hinter dem Vorjahresabsatz, während Mercedes-Benz und BMW-Gruppe mehr oder weniger stagnierten. (ung, dpa, 18.3.2022)