Willi hat vor sechs Wochen einen Bandscheibenvorfall erlitten.
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Willi ist 75, es geht ihm "eh ganz gut", obwohl er vor sechs Wochen einen Bandscheibenvorfall erlitten hat, obwohl seine Frau vor Jahren tödlich verunglückt ist und sein Sohn in einem Heim leben muss. Willi hat viel zu erzählen, als ich ihn in einer Bäckerei Am Tabor im zweiten Wiener Bezirk kennenlerne: "Da drüben ist das denkmalgeschützte ehemalige Mauthaus, das kennen S’? Und in dem Haus in der Lessinggasse, in dem ich seit 65 Jahren wohne, war früher ein Fiakerbetrieb, noch früher eine Autowerkstatt, davor ein Beisl. Da um die Ecke war früher eine Greißlerei, bei mir um die Ecke ein Fleischhauereibetrieb, und da, wo jetzt der Spar drin ist, war ein Möbelhaus. Beim Spar hab ich mir grad ein Fertigmenü gekauft, seit sechs Wochen bin ich heute das erste Mal runtergegangen, ich hab solche Schmerzen.

In der Bäckerei, wo wir sitzen, hat 62 Jahre lang der Herr Peter Brey sein Caféhaus geführt, jetzt hab ich mir da grad mit Bons den Gugelhupf gekauft, sammeln Sie Bons? Sie müssen die Bons sammeln! Essen gehe ich unten in die Reblaus auf der Oberen Augartenstraße, wenn ich es hinunterschaffe, der benachbarte Prater ist für mich nix. Dort geh ich grad einmal essen zum Englischen Reiter, der gehört der Familie Reinthaler, die kennen S’? Die haben im Ersten auch ein Lokal und noch ein paar andere dazu. Ich hab nach der Volks- und Hauptschule Koch und Kellner gelernt und oben am Cobenzl gearbeitet, wie es der Familie Hübner gehört hat, die bis 1972 dort Pächter war. Danach war ich 25 Jahre lang bei der Voestalpine, die was hat geheißen Alpine Montan früher. Die kennen S’?" Fortsetzung folgt. (Manfred Rebhandl, 19.3.2022)