Was Amazon mit dem Echo Show 15 macht, klingt nur logisch: ein smartes Display, das, anstatt irgendwo herumzustehen, fix an die Wand montiert wird und sich so nahtlos in die Wohnung einfügt. So weit zumindest die Theorie. Ob dieser Plan auch in der Praxis aufgeht, muss sich erst im Test zeigen, für den der STANDARD das Gerät in den vergangenen Wochen ausführlich unter die Lupe nehmen konnte.

Liebloser Einstieg

Der erste Eindruck ist dabei sehr Amazon-typisch – und das ist leider nicht positiv gemeint. Das Design wirkt extrem generisch, die Verarbeitung hat die Anmutung von Billigprodukten aus China. Dabei ist die Idee, so ein Gerät im Stil eine Bildes zu halten, an sich nicht verkehrt, die Umsetzung wirkt aber einfach nur billig, was nicht unbedingt die Lust erhöht, sich so etwas wirklich an die Wand zu hängen.

Die Katze hat lieber gleich weggeschaut. Ob das ein schlechtes Omen ist? (Spoiler: ja).
Foto: Proschofsky / STANDARD

Dazu kommt noch ein anderer Faktor, der bei den Produktbildern geschickt ausgeblendet wird. Der Echo Show 15 ist erheblich dicker, als es auf Fotos den Anschein macht. Amazon versucht die Tiefe von 35 Millimeter nämlich über einen dünneren Rahmen und eine Abschrägung nach hinten zu kaschieren. Wie erwähnt: gut für Werbefotos, bei einer Wandmontage führt dies aber dazu, dass das Gerät ein paar Zentimeter von der Wand absteht, was wenig attraktiv ist – vom Staubproblem einmal ganz abgesehen.

Montage

Um auch die restlichen Eckdaten noch zu erwähnen: Das smarte Display ist 402 x 252 Millimeter groß, das Gewicht liegt bei 2,215 Kilogramm. Schrauben, Dübel sowie eine Halterung für die Wandmontage werden mitgeliefert. Alternativ gibt es eine Standhalterung, die aber noch dazugekauft werden muss. Deren Erwerb ist schon deswegen eine gute Idee, um zunächst auszuprobieren, ob man mit dem Gerät überhaupt etwas anfangen kann, bevor man mal so eben Löcher in die Wand bohrt.

Von der Seite zeigt sich, wie dick das Gerät wirklich ist. Hier zu sehen mit der extern erhältlichen Standhalterung.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Zwei Dinge gibt es bei einer Wandmontage außerdem noch zu beachten. Da wäre zunächst der Umstand, dass so ein Gerät natürlich mit Strom versorgt werden muss, ein entsprechendes Kabel also irgendwo verlegt werden muss, was über Putz begrenzt attraktiv ist. Vor allem aber verblüfft Amazon mit dem mitgelieferten Kabel. Dieses ist nämlich gerade einmal 1,5 Meter lang und damit unerfreulich kurz. So wie in: für eine halbwegs schöne Verlegung zu kurz. Dass man dann nicht einmal USB-C, sondern einen eigenen Anschluss verwendet, passt in dieses Bild.

Bildschirm

Das Zentrum des Geschehens bildet der 15,6 Zoll große Bildschirm, der eine Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel hat. Die Bildqualität ist generell gut, aber auch nicht mehr, zumindest wird das Display aber recht hell. Was weniger gefällt, ist, dass die Oberfläche doch recht stark spiegelt. Den großen weißen Rahmen um den Bildschirm könnte man als Platzverschwendung sehen, gleichzeitig soll dieser wohl den Bild-Stil betonen.

Da es sich bei dem Bildschirm um einen Touchscreen handelt, kann die Einrichtung direkt am Gerät erfolgen. Das klingt allerdings erfreulicher, als es ist, aus unerfindlichen Gründen fehlt nämlich die Option, das Gerät bequem von außen einzurichten – also über Amazons "Frustration Free Setup". Stattdessen müssen Benutzername und Passwort des Accounts – und natürlich des WLANs – direkt am Gerät eingegeben werden. Das ist mit dem Touch-Display zwar recht schnell erledigt, die mittlerweile sehr gute Einrichtung mithilfe der Alexa-App wäre trotzdem einfacher.

Bugs, Bugs, Bugs

Schon an dieser Stelle kommen gewisse Zweifel an Amazons Softwarequalität auf. So wurde der Amazon-Login aus unerfindlichen Gründen im Setup-Prozess zweimal abgefragt. Der Versuch, in diesem Ablauf einen Schritt zurückzugehen, führte dann aber dazu, dass das Gerät fertig eingerichtet war – ohne zweite Eingabe und ohne sichtbare Nachteile.

Zweifellos ein Bug, aber eigentlich auch einer, der so auffällig ist, dass man sich schon wundert, wie so etwas durch die Qualitätssicherung kommt. Apropos: Dass Amazon beim Setup einen Bildschirmhintergrund mit durch eine reduzierte Farbtiefe sichtbaren Abstufungen bei den Farbverläufen verwendet, mag ein vernachlässigbares Details sein, passt aber in das restliche Bild.

Anzeige

Der Homescreen des smarten Displays gibt sich zunächst einmal minimalistisch: Lediglich Uhrzeit und Wetter werden über ein Hintergrundbild geblendet. Zumindest kann man auswählen, was hier angezeigt wird, von diversen vorgegebenen Kategorien bis zu eigenen, auf Amazon Fotos gespeicherten Aufnahmen. Dazwischen werden immer wieder Tipps für die Nutzung des Geräts angezeigt, das lässt sich aber deaktivieren.

Was ist das eigentlich?

Das ist jetzt der Zeitpunkt, um allen, die mit dem Begriff "smartes Display" nichts anfangen können, eine grundlegende Einordnung zu bieten. Wie bei smarten Lautsprechern arbeitet hier im Inneren ein digitaler Assistent, der auf allerlei Fragen und Sprachbefehle reagieren kann. In diesem Fall wäre das Amazons Alexa.

Darüber können dann eine Fülle von Wissensfragen gestellt werden, wobei die Ergebnisse hier nicht nur gesprochen, sondern dank Bildschirm noch grafisch angereichert werden. Das sieht dann etwa so aus, dass beim Wetter gleich auch eine Vorschau auf die kommenden Tage angezeigt wird. Zudem können solche Geräte allerlei andere Dinge wie die Wiedergabe von Musik, Podcasts oder in diesem Fall auch Videos. Und natürlich kann so ein Gerät auch als Zentrale für das smarte Zuhause dienen, also etwa passende Lampen steuern.

Widgets

So einen großen Bildschirm ausschließlich dafür zu nutzen, die Ergebnisse von Sprachbefehlen aufzubereiten, wirkt aber dann schnell verschwenderisch. Also hat sich Amazon noch ein Widget-System einfallen lassen. Darüber können diverse Informationen dauerhaft am Homescreen dargestellt werden. Die Palette reicht von einem Kalender-Widget bis zur Anzeige von Notizen und To-do-Listen.

Die Widget-Auswahl ist gering, die Umsetzung schlecht.
Foto: Proschofsky / STANDARD

An sich eine gute Idee, die Umsetzung ist aber auch hier verblüffend schlecht geworden. Es gibt gerade einmal zwei fixe Widget-Größen, wobei allerdings nur jeweils ein großes Widget verwendet werden darf. Die zugehörige Oberfläche zur Konfiguration ist umständlich zu bedienen, extrem unflexibel und voller Fehler.

Individuelle Ergebnisse

Eine wichtige Rolle spielt bei alldem auch die Individualisierung. Über eine im linken oberen Eck eingebaute 5-Megapixel-Kamera kann das Gerät nämlich erkennen, wer gerade davorsteht, und so jeweils passende Inhalte anzeigen, also etwa den eigenen Kalender statt den von wem anderen. Die Einrichtung dieser "visuellen ID" ist auch sehr einfach vorgenommen.

Das war es dann aber auch schon mit den positiven Punkten, denn auch dieses System wirkt wieder unfertig. So ist etwa eine der zentralen Beschränkungen, dass alle Personen die exakt gleiche Widget-Anordnung verwenden müssen, es werden lediglich die Inhalte ausgetauscht. Und wer sich dadurch einen Privatsphärenschutz erhofft, der sollte sich das gleich wieder abschminken. Es reicht nämlich, das Foto einer Person vor das Gerät zu halten, um ihre privaten Inhalte einsehen und bearbeiten zu können.

Bildschirmsteuerung

Der Touchscreen lässt sich aber auch nutzen, um einzelne Dienste ganz ohne Sprachsteuerung anzusprechen. Das dafür genutzte User Interface fällt minimalistisch, aber leider nicht immer sonderlich logisch aus. Einen Zurückknopf gibt es etwa nicht, was die Oberflächennavigation mühselig macht. Jedenfalls können über eine Wischbewegung vom oberen Bildschirmrand ausgehend zentrale Funktionen aufgerufen werden – von diversen Einstellungen bis zum Aufruf von Musik, Videos oder anderen Services.

Das Menü zum Touch-Zugriff auf zentrale Funktionen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Eine der Stärken des Echo Show 15 ist dabei fraglos der Einsatz als digitaler Fotorahmen. Dafür gibt es auch einen eigenen Modus, bei dem dann die eigenen Bilder ganz ohne Ablenkungen durch andere Anzeigen in einer Slideshow präsentiert werden. Das sieht hübsch aus, und hier passt dann das gewählte Design auch wieder.

Musik und Videos

Zudem lassen sich Musik und Videos aus allerlei Quellen wiedergeben. Bei Letzterem werden etwa direkt Amazons Prime Video und Netflix unterstützt, während Youtube über einen mobilen Browser aufgerufen wird. Besonders auffällig ist dabei, wie schlecht die gebotene Touch-Oberfläche für Prime Video ist. Statt sich hier an der Fire-TV-Oberfläche zu orientieren, gibt es einfach eine Topliste der derzeit beliebtesten Titel auf der gesamten Plattform, erst etwas versteckt findet sich dann die eigene Watchlist. Zumindest gibt es bei der gesamten Videoübersicht des Geräts ein etwas besseres UI mit empfohlenen Titeln in gewohnter Kachelansicht, das dafür aber extrem langsam agiert.

Generell muss gesagt werden: Es ist zwar nett, dass all das geht, eine echte Empfehlung für die Wiedergabe von Filmen oder auch Musik ist der Echo Show 15 aber nicht. Das liegt zum Teil daran, dass die Bildqualität überschaubar ist, vor allem aber enttäuscht die Tonqualität. Alles klingt hier irgendwie blechern, Bass ist kaum vorhanden. Verblüffenderweise ist der Klang damit sogar schlechter als der von kleineren Geräten der Echo-Show-Reihe, was bei dem Volumen des Geräts dann doch irgendwie eine Leistung ist.

Prime Video: Die Oberfläche ist kein Highlight.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Überwachung und mehr

Die bereits erwähnte Kamera kann natürlich noch für andere Dinge als die Personenerkennung genutzt werden. So können darüber auch Videokonferenzen abgehalten werden, wobei ehrlich gesagt werden muss, dass die gebotene Bildqualität nicht sonderlich berauschend ist. Dasselbe Problem steht auch einem anderen Feature im Weg: der Nutzung des Echo Show 15 als Überwachungskamera.

Über die Alexa-App kann von außen auf die Kamera des Geräts zugegriffen werden, um mal nachzusehen, was die eigenen Katzen gerade so anstellen. Das ist ein nettes Extra, die meisten, die so etwas wollen, sind aber mit einer echten Kamera viel besser dran. Beim Echo Show 15 ist es so, dass selbst das durch die Fenster hereinkommende Licht Teile des Geschehens überstrahlt, was dem Sinn solch eines Systems irgendwie im Wege steht.

Privatsphäre

Zumindest hat sich Amazon etwas überlegt, damit das nicht zu einem Privatsphärendesaster wird. Einerseits lässt sich die Kamera über einen Schieberegler deaktivieren, wodurch dann auch das Loch im Rahmen optisch geschlossen wird. Zudem zeigt das Display an, wenn jemand von außen auf die Kamera zugreift. Die Sprachbefehle werden zwar weiter teilweise in der Cloud von Amazon verarbeitet, zumindest ist die dauerhafte Speicherung dieser Eingaben nicht mehr von Haus aus aktiviert, wie es früher einmal der Fall war. Trotzdem gilt wie immer bei solchen Geräten: Wem smarte Lautsprecher und Displays mit ihren Kameras und Mikrofonen Unbehagen bereiten, der sollte sich sich schlicht so etwas nicht kaufen.

Mit einem Schieberegler an der Oberseite kann die Kamera abgedeckt werden.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Smart Home

Eigentlich ist die Smart-Home-Steuerung eine traditionelle Stärke der Echo-Devices. Und per Sprache geht das auch alles wie gewohnt gut, das grafische Interface dazu wirkt hingegen ebenfalls unfertig und nicht durchdacht. So wird an dieser Stelle dann etwa widersinnig die Kamera des Echo Show 15 selbst angezeigt – was aber nur zu einer Fehlermeldung führt. Auch sind die Infos über den Status verbundener Geräte – also etwa ob ein Licht an oder aus ist – oftmals falsch.

Performance

Die nötige Rechenleistung für all das soll ein Amlogic Pop1 liefern, ein Achtkern-Chip, der zusätzlich mit Amazons AZ2-Engine für Maschinenlernen erweitert wurde – vor allem um die Spracherkennung zu verbessern. Klingt gut, das Ergebnis ist trotzdem enttäuschend.

Selbst so einfach Dinge wie die Überblendungen zwischen Bildern und die Animation von Schriften am Homescreen ruckeln deutlich. Auf Touch-Eingaben reagiert das Gerät immer wieder verzögert, und über die "Performance" der Prime-Video-Oberfläche reden wir lieber einmal gar nicht.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Im Vergleich zu so manch anderem smartem Display ist das noch immer besser – etwa Googles Nest-Hub-Serie. Aber wenn sich wer so etwas schon an die Wand hängt, dann sollte erwartet werden können, dass wenigstens die Basisfunktionen wie die Bilder-Slideshow butterweich funktionieren – das können nämlich andere dann sehr wohl besser.

Die Basics passen

Bevor das ganz untergeht: Die von anderen Echos gewohnten Funktionen sind natürlich alle vorhanden und funktionieren auch gut. Auch die Spracheingabe klappt sehr gut und flott. Aber wer nur das haben will, der findet in der Produktpalette von Amazon erheblich günstigere – und besser klingende – Geräte. Insofern ist das also kein Argument für den Echo Show 15.

Verfügbarkeit

Kommen wir endlich zu einer der wichtigsten Frage bei jedem Kauf: Der Echo Show 15 kostet bei Amazon selbst derzeit 250 Euro, die erwähnte Standhalterung kommt dann noch einmal auf 30 Euro. Offiziell ist das Gerät seit ein paar Wochen lieferbar, in der Realität wird derzeit aber ein Liefertermin erst für Ende Mai angegeben.

Da der Autor von einer Wandmontage lieber abgesehen hat, hier ein Bild von Amazon, wie das Ganze dann aussieht.
Foto: Amazon

Fazit

Das mag jetzt brutal klingen, aber manchmal ist es eben auch notwendig, deutliche Worte zu finden: Eigentlich ist es schon fast frech, in welchem Zustand Amazon den Echo Show 15 verkauft. Die Software wirkt unfertig, das Design lieblos, der Ton überraschend schlecht. Der Bildschirm ist für den Preis zwar ganz gut, das rettet das Gesamtpaket aber auch nicht mehr.

Dabei ist die Idee, ein smartes Display an die Wand zu hängen, an sich keine schlechte. Ein gutes Konzept ist aber das eine – und dessen Umsetzung noch einmal etwas anderes. So wirkt der Echo Show 15 wie ein schnell zusammengeschusterter Prototyp – und kein fertiges Produkt. So ist das nur etwas für jene, die wirklich um jeden Preis exakt so ein Gerät haben wollen und dafür bereits sind, auch einmal beide Augen zuzudrücken. (Andreas Proschofsky, 19.3.2022)