Bild nicht mehr verfügbar.

Mittelfristig haben 40 Prozent noch keinen fixen Plan für die Organisation der Arbeitsorte ihrer Mitarbeitenden.

Foto: Getty Images

Extern und intern sind in fast allen Unternehmen die altbekannten Gefüge in den vergangenen Monaten ins Wanken gekommen – von der Lieferkette über die mentale Gesundheit bis zur selbstverständlichen Fünftagewoche und ausreichend "Nachschub" im Arbeitsmarkt. Wir haben gemeinsam mit dem Netzwerk HR Circle Ende Februar rund 200 Personalverantwortliche in Österreichs Unternehmen zu ihren Arbeitsschwerpunkten befragt.

Mehr als ein Drittel benennt die Personalnot als "groß". Über 60 Prozent sagen, der Mangel an Fachleuten sei "mittelgroß". Im Zentrum der Personalnot, so die Expertinnen und Experten in den Personalabteilungen, stehe die IT mit verschiedensten Fachpositionen, aber auch im Personalbereich selbst, im Rechnungswesen und für die Bilanzbuchhaltung seien nach wie vor kaum oder keine Fachleute zu bekommen. Je nach Branche spannt sich die Personalnot allerdings von Bautechnikerinnen über den Einkauf bis zu Sales.

Interessant dabei: Zwar meint mehr als die Hälfte der Befragten, der Mangel liege daran, dass "einfach keine Fachleute am Markt" seien. Immerhin ein Viertel gibt allerdings zu Protokoll, dass die jeweiligen Jobangebote und ihre Rahmenbedingungen "nicht zu den Kandidatenwünschen" passen.

Mehr Teilzeitstellen

Rund ein Fünftel bietet daher nun mehr Teilzeitbeschäftigung an, über 40 Prozent versuchen, intern zu reorganisieren. Eine Umstellung auf eine generelle Viertagewoche gibt in dieser Befragung keine Personalabteilung als Maßnahme gegen die Personalnot an.

Ein Drittel freut sich über höhere Budgets für die Personalabteilung, und die große Mehrheit sieht sich durch fortschreitende Digitalisierung der Human Resources, vor allem in Sachen Administration, Recruiting, Training und bei Shared Services, entlastet. Die solcherart "gewonnene" Zeit investieren die Personalfachleute hauptsächlich in die Unterstützung von Führungskräften, sagen sie.

Foto: Der Standard

Immerhin ein Viertel sieht gesteigertes Interesse in der Belegschaft an Weiterbildung, 64 Prozent sagen, dies sei "gleich" geblieben. Über zehn Prozent geben zu Protokoll, dass sich in ihrem Unternehmen eine gewisse Unwilligkeit zur ständigen Weiterbildung breitmache. Das größte Interesse an Weiterbildung orten die Personalverantwortlichen im Bereich Persönlichkeit, Digitalisierung und Managementtrainings. In den Personalabteilungen selbst steht Führungskräfteentwicklung demnach weiter ganz oben auf der Prioritätenliste.

Hybrides Arbeiten

Die angesagte Mischung aus Homeoffice und Büro, das hybride Arbeiten, haben laut dieser Befragung 87 Prozent verwirklicht. Rund zehn Prozent waren Ende Februar noch ganz im Homeoffice, die wenigsten ganz im Büro.

Mittelfristig haben allerdings 40 Prozent noch keinen fixen Plan für die Organisation der Arbeitsorte ihrer Mitarbeitenden. Allerdings wollen die meisten Homeoffice dabei haben, prüfen die Umgestaltung der Büros in Richtung bessere Meetingmöglichkeiten und loten gerade von Desk-Sharing bis zu den tatsächlich benötigten Arbeitsplätzen im Büro die Möglichkeiten und Bedürfnisse aus.

Cornelia Dankl, Obfrau der Branchenplattform HR Circle: "Die Rückkehr in die ‚normale‘ Arbeitswelt wird sicher spannend. Viele von uns haben sich an das Arbeiten zu Hause gewöhnt und sehen gar keinen Sinn mehr, ins Büro zu kommen. Andere waren auch jetzt im Büro, weil sie zu Hause nicht arbeiten können oder wollen. Die Frage wird sein: Welche Arbeiten werden wir auch künftig von zu Hause machen können? Und andererseits: Wie muss ein Arbeitsplatz, wie muss ein Unternehmen ausschauen, damit die Menschen gerne ins Büro kommen und den neuen Anforderungen gerecht werden können? Es bringt auf jeden Fall auch eine Änderung der Unternehmenskultur mit sich, Herausforderungen an die digitale Führungskompetenz und die eigene Selbstführung."

Herausforderungen

Wohin die Personaler wollen, ist klar. Befragt zu den Toptrends und Topherausforderungen nennt eine große Mehrheit New Work und Agilität. Recruiting steht in Zeiten schwindender Arbeitskräfte natürlich ebenso ganz oben wie digitales Leadership und die Integration neuer Technologien, etwa Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz.

Stark priorisiert werden die Führungskräfteentwicklung, der Einsatz neuer Technologien in der Personalarbeit sowie New Work, also die weitere Flexibilisierung und Individualisierung der Arbeitsorte und der Arbeitsformen. (Karin Bauer, 24.3.2022)