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Der äußerst gut erhaltene Schädel des vor wenigen Monaten entdeckten Säugetiers.
Foto: Sebastian Castaneda / Reuters

Dort, wo sich heute im peruanischen Distrikt Ocucaje eine Wüste erstreckt, schwamm einst ein "Seeräuber" durch das Meer, auf der Suche nach schmackhafter Beute. 36 Millionen Jahre später, Ende des Jahres 2021, stieß ein Forschungsteam auf den fossilen Schädel des Tiers, wie nun bekannt gegeben wurde. Ausgestellt im Naturhistorischen Museum von Lima, können ihn Neugierige nun aus nächster Nähe betrachten.

Bei dem Säugetier mit den langen, spitzen Zähnen dürfte es sich um einen Vertreter der Gattung Basilosaurus handeln, der zur Familie der Wale und Delfine zählt. Sein Name bedeutet allerdings "Königsechse", was fälschlicherweise auf ein Reptil hindeutet, weil Funde zunächst als Dinosaurier interpretiert wurden. Wobei zur Verteidigung der Namensgebenden gesagt werden muss, dass sich der längliche Körper des Tieres wohl ähnlich einer riesigen Schlange bewegte. Einer bis zu 20 Meter langen Schlange – länger als die größte bekannte Schlange Titanoboa, die auf 13 Meter geschätzt wird.

Haie und Thunfische auf dem Speiseplan

"Es war ein Monster des Meeres", sagt Rodolfo Salas Gismondi, Paläontologe am Naturhistorischen Museum Lima. Gefunden wurden Vertreter seiner Gattung bisher in verschiedenen Teilen der Erde, in den USA und in Ägypten beispielsweise. Das nun entdeckte Fossil könnte zu Lebzeiten mindestens zwölf Meter lang gewesen sein. Bei der Gattung Basilosaurus dürfte sich dem aktuellen Wissensstand nach um die größten Raubtiere ihrer Zeit handeln. Ernährt hat sich der Wal-Vorfahr von Sardinenschwärmen, Thunfischen, Haien und kleinen Walen, wie man aus dem erhaltenen Magen mancher Fossilien schließen konnte.

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Die Zähne des ausgestorbenen Tieres aus der Nähe.
Foto: Sebastian Castaneda / Reuters

Besonders ist beim neu entdeckten Exemplar der nahezu perfekte Erhaltungszustand des Schädels, das vollständige Gebiss und die Tatsache, dass sich alle Knochenteile anatomisch korrekt noch an der ursprünglichen Stelle befinden. Der Schädel dürfte dem Experten zufolge sogar zu einer bisher unbekannten Basilosaurus-Spezies gehören.

Vom Land ins Wasser

Bisher wird angenommen, dass sich die Familie der Wale aus an Land lebenden Säugetieren entwickelte. Dieser Prozess begann etwa vor 56 Millionen Jahren, also rund zehn Millionen Jahre, nachdem der Chicxulub-Asteroid neben vielen anderen Lebensformen auch die meisten Dinosaurier auf der Erde aussterben ließ – Vögel zählen zu entfernten Verwandten, die sich bis heute durchsetzen konnten. Bis vor 34 Millionen Jahre dauerte die Entwicklung von Land- zu Meerestieren an, seither dürfte es keine Walverwandten mehr an Land gegeben haben.

Amazing World

Der Schädel des Basilosaurus konnte sich aufgrund guter Konservierungsbedingungen bis heute erhalten. Salas Gismondi vermutet, dass das Skelett nach dem Tod rasch auf den Meeresboden hinabsank und bald von anderem Material überlagert wurde. "Zu dieser Zeit waren die Bedingungen für die Versteinerung in Ocucaje sehr gut", sagt der Experte. Und so dürfte das Seeungeheuer wohl auch nicht das letzte Relikt aus dieser Zeit sein, auf das man stoßen wird. (sic, 19.3.2022)