Die Finnen sind besonders glückliche Menschen, heißt es im World Happiness Report.

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Die Pandemie hat nicht nur Schmerz und Leid, sondern auch eine Zunahme an gegenseitiger Unterstützung, Solidarität und Wohltätigkeit gebracht. Das ist die wichtigste Aussage des World Happiness Report, herausgegeben vom UN Sustainable Development Solutions Network. Auf Grundlage globaler Umfragedaten wird darin darüber berichtet, wie Menschen in mehr als 150 Ländern der Welt ihr eigenes Leben bewerten. Er erscheint heuer zum zehnten Mal in Folge.

Seit seiner ersten Veröffentlichung basiert der World Happiness Report auf zwei Kerngedanken: dass Glück oder die Bewertung des Lebens durch Meinungsumfragen gemessen werden kann sowie dass man die wichtigsten Determinanten des Wohlbefindens identifizieren und damit die Muster der Lebensbewertung in den verschiedenen Ländern erklären könne. Diese Informationen wiederum können Ländern helfen, politische Maßnahmen zu entwickeln, die auf eine glücklichere Gesellschaft abzielen.

Glück in den Mittelpunkt

Jeffrey Sachs, Direktor des UN Sustainable Development Solutions Network sowie Direktor des Earth Institute an der Columbia University, erklärt den Ursprung und den Zweck des World Happiness Reports wie folgt. "Vor einem Jahrzehnt äußerten Regierungen auf der ganzen Welt den Wunsch, das Glück in den Mittelpunkt der globalen Entwicklungsagenda zu stellen. Sie verabschiedeten zu diesem Zweck eine Resolution der UN-Generalversammlung". Der World Happiness Report sei aus dieser weltweiten Entschlossenheit, den Weg zu einem größeren "globalen Wohlbefinden" zu finden entstanden, sagt er und hält fest: "Jetzt, in Zeiten von Pandemien und Krieg, brauchen wir solche Bemühungen mehr denn je."

Eine Lektion der letzten zehn Jahre sei, dass soziale Unterstützung, Großzügigkeit untereinander und Ehrlichkeit in der Regierung entscheidend für das Wohlbefinden sind. "Die führenden Politiker der Welt sollten dies beherzigen. Die Politik sollte so ausgerichtet sein, wie es die großen Weisen vor langer Zeit gefordert haben: auf das Wohlergehen des Volkes, nicht auf die Macht der Herrschenden", sagt Sachs.

Vertrauen macht Widerstandsfähig

In früheren Berichten wurde der Zusammenhang zwischen dem Vertrauen der Menschen in Regierungen und Institutionen und dem Glück untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass Gemeinschaften, die ein hohes Maß an Vertrauen haben, glücklicher und widerstandsfähiger sind, wenn es um Krisen geht.

Dies lässt sich auch auf die Corona-Pandemie umlegen. "Die große Überraschung war, dass es weltweit einen sehr großen Anstieg bei allen Formen der Wohltätigkeit gab, nach denen in der Gallup World Poll (die die Basis des Reports darstellt, Anm.) gefragt wird", sagte John Helliwell, einer der drei Gründungsredakteure des Berichts, gegenüber CNN Travel.

Helfen in der Not

Spenden für wohltätige Zwecke, Hilfe für Fremde und Freiwilligenarbeit hätten zugenommen, "insbesondere die Hilfe für Fremde im Jahr 2021, im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie oder zu 2020, und zwar in allen Regionen der Welt", sagte Helliwell, der emeritierter Professor an der Vancouver School of Economics der Universität von British Columbia ist. Dem Bericht zufolge wird der globale Durchschnitt der drei Maßnahmen (Spenden, Hilfe, Freiwilligenarbeit) im Jahr 2021 um etwa 25 Prozent höher liegen als vor der Pandemie. Dieser Anstieg des Wohlwollens, der vor allem bei der Hilfe für Fremde zu verzeichnen war, sei ein aussagekräftiger Beweis dafür, dass die Menschen anderen in Not helfen und dadurch die Empfänger glücklicher machen, anderen ein gutes Beispiel geben und sich selbst ein besseres Leben ermöglichen.

Andere in der Not zu helfen, dieses Bedürfnis zeige sich auch in den Reaktionen der Welt auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine, sagt Helliwell. Sowohl die Ukraine als auch Russland fallen in der Weltrangliste für Glück im Jahr 2022 in die untere Hälfte, die Ukraine auf Platz 98 und Russland auf Platz 80. Die Erhebungen, auf denen das Ranking basiert, wurden freilich lange vor der Invasion durchgeführt.

Das Glück liegt im Norden

Welches sind nun die glücklichsten Länder der Welt? Zum fünften Mal in Folge steht Finnland an der Spitze der glücklichsten Länder der Welt. In diesem Jahr lag es deutlich vor den anderen Nationen in den Top Ten. Dänemark liegt weiterhin auf dem zweiten Platz, während Island von Platz vier im letzten Jahr auf Platz drei in diesem Jahr aufgestiegen ist. Die Schweiz liegt auf Platz vier, gefolgt von den Niederlanden und Luxemburg. Die Top Ten werden durch Schweden, Norwegen, Israel und Neuseeland vervollständigt.

Auf den nächsten fünf Plätzen liegen Österreich, Australien, Irland, Deutschland und Kanada, in dieser Reihenfolge. Dies bedeutet einen erheblichen Rückgang für Kanada, das vor zehn Jahren noch auf Platz fünf lag.

Zu den übrigen Top 20 gehören die USA auf Platz 16 (gegenüber Platz 19 im letzten Jahr), das Vereinigte Königreich und Tschechien auf den Plätzen 17 und 18, gefolgt von Belgien auf Platz 19 und Frankreich auf Platz 20, seinem bisher besten Platz.

"Ganz unten in der Rangliste finden wir Gesellschaften, die unter Konflikten und extremer Armut leiden, insbesondere sehen wir, dass die Menschen in Afghanistan die Qualität ihres eigenen Lebens mit nur 2,4 von zehn Punkten bewerten", erklärt Jan-Emmanuel De Neve. Dies sei ein deutlicher Hinweis auf die materiellen und immateriellen Schäden, die ein Krieg seinen vielen Opfern zufüge. Der belgische Ökonom und Professor an der University of Oxford, wo er das Wellbeing Research Centre leitet, hob die grundlegende Bedeutung von Frieden und Stabilität für das menschliche Wohlergehen hervor. (red, 21.3.2022)

Die 20 glücklichsten Länder der Welt 2022 im Überblick

  1. Finnland
  2. Dänemark
  3. Island
  4. Schweiz
  5. Niederlande
  6. Luxemburg
  7. Schweden
  8. Norwegen
  9. Israel
  10. Neuseeland
  11. Österreich
  12. Australien
  13. Irland
  14. Deutschland
  15. Kanada
  16. USA
  17. Großbritannien
  18. Tschechien
  19. Belgien
  20. Frankreich