"Eagle Huntress"

"Damel hatte den Vormittag damit verbracht, sich um ihren Adler zu kümmern, ihn zu trainieren und zu füttern. Ich hatte sie gebeten, für eine Porträtsitzung in eine der Jurten zu kommen. Sie verbringt ihre Tage mit Arbeiten, die rund um das Gehöft anfallen, und umsorgt Menschen und Tiere. Sie ist ein schönes Beispiel für eine junge Seele, die die Traditionen annimmt, sie weiterführt und sich in unserer modernen Zeit zurechtfindet", erklärt Fotografin Audrey Jeane, die diese Aufnahme in der Mongolei gemacht hat.

Foto: Audrey Jeane/Portrait of Humanity

"Marianna"

"Signorina Marianna, meine Großtante, hat nie geheiratet, aber sie erzählte mir, dass sie zwei große Lieben in ihrem Leben hatte: das Landleben und die Bienenzucht. Durch Marianna entdeckte ich eine neue Sichtweise auf diese vertraute Welt des Bauernhofs und meiner Familie. Sie half mir, die Gegenwart aus der Vergangenheit heraus zu verstehen und mich näher an die Menschen und den Ort, an dem ich aufgewachsen bin, heranzuführen. Das hat mir ein tieferes Verständnis davon gegeben, wie das Leben früher war und welche Traumata und Privilegien meine Familie zu dem machten, was sie heute ist", sagt Chiara Luxardo, die diese bemerkenswerte Frau porträtiert hat.

Foto: Chiara Luxardo/Portrait of Humanity

"Brittany Ferries, 2021"

Fotograf Emli Bendixen über diese Aufnahme: "Meine Familie verabschiedet sich von Frankreich."

Foto: Emli Bendixen/Portrait of Humanity

"Perfilada"

Marisol Mendez porträtierte die Bolivianerin Paola Albornoz, die Opfer sexueller Gewalt wurde: "Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist in Bolivien weitverbreitet, eines von drei Mädchen erfährt vor dem 18. Lebensjahr sexuelle Gewalt. Paola Albornoz ist eines von ihnen. Sie beschloss, ihre Geschichte zu erzählen, um anderen zu helfen. Das Bild ist Teil des Projekts 'Madre'. Das Projekt ist bestrebt, den tief verwurzelten Machismo in meinem Heimatland Bolivien infrage zu stellen und die katholischen Dogmen darüber, wie Weiblichkeit zu definieren ist", schildert Marisol Mendez.

Foto: Marisol Cochabamba/Portrait of Humanity

"Lady Dancing, Hampstead Heath, London"

"Er erinnere sich deutlich an diesen Tag", sagt Matt MacPake, als er diese Frau gesehen habe, die allein im Park zu Musik tanzte. "Sie sah anmutig und elegant aus, und ich bewunderte ihr Selbstvertrauen. Sie tanzte allein im Park, weil sie wollte. Zuerst ging ich weg, aber dann kehrte ich zurück und fragte, ob ich ein paar Fotos machen könnte", schildert der Fotograf. "Wir sprachen nicht dieselbe Sprache, aber wir konnten uns verstehen." Diese Begegnung habe ihm deutlich gemacht, wie wunderbar London, diese offene, multikulturelle Stadt sei.

Foto: Matt MacPake/Portrait of Humanity

"Off To Market"

Aus einer dreitägigen Reise nach Gokarna wurden Wochen, schildert Richard Pilnick, der dieses Foto in Gorkana, Indien, aufgenommen hat: "Ich war gefesselt von den Einheimischen und den westlichen Reisenden, die dieses Dorf für drei bis sechs Monate im Jahr besuchen. Ich beschloss, ein Studio am Strand einzurichten, um die Essenz dieses Ortes einzufangen. Dieser Mann ging den Strand entlang, um seinen morgendlichen Fang auf dem Markt zu verkaufen."

Foto: Richard Pilnick/Portrait of Humanity

"Queen of Soho"

Diese Aufnahme stammt von Rory Langdon-Down. Fotografiert in London.

Foto: Rory Langdon-Down/Portrait of Humanity

"Jesus Alexander"

Rui Camilo über dieses Foto, das er in Twentynine Palms, USA, aufgenommen hat: "Jesus Alexander hat all die amerikanischen Flaggen auf seinem Wagen, damit die Marinesoldaten vom nahe gelegenen Stützpunkt ihn nicht belästigen. Das hat nicht immer geklappt. Er nennt sich selbst einen amerikanischen Patrioten."

Foto: Rui Camilo/Portrait of Humanity

"Aaron and Eralissa"

Scott Rossi hat diese Aufnahme im Central Park in New York City gemacht. Er erinnert sich: "Als ich mit Aaron sprach, mussten wir flüstern. Denn seine Tochter Eralissa schlief in seinen Armen. Während wir über seine Tochter und den Park sprachen, bemerkte ich das Foto, das Aaron als Halskette trug: Es zeigt ihn, wie er das Kind über seinem Kopf hält. Das hat mich sehr berührt."

Foto: Scott Rossi/Portrait of Humanity

"Sencirk Senegal"

Aus einer Serie von Porträts der Zirkustruppe Sencirk in Dakar, Senegal: "Im Jänner 2021 reiste ich mit einer Schweizer Hilfsorganisation dorthin, um die Übergabe ihrer Spende zu fotografieren: einen Container voller Zirkusausrüstung", berichtet Claudia Gschwend.

Im Jahr 2010 erhielt Sencirk seinen offiziellen Status: Die erste Zirkusschule im Senegal war geboren. Sencirk wurde von Modou Touré gegründet, einem ehemaligen Bettlerkind, das nun anderen in einer ähnlichen Situation helfen möchte. Denn, so schildert Claudia Gschwend: "Jedes Jahr werden viele junge senegalesische Kinder in die Städte geschickt, um den Koran zu studieren, und sehen sich dann gezwungen, auf der Straße um Geld und Essen zu betteln. Das ist einer der Gründe, warum er etwas geschaffen hat, das unglaublich vielen Kindern die Möglichkeit gibt, Selbstvertrauen zu gewinnen und ein paar unbeschwerte Stunden zu verbringen."

Heute sei Sencirk ein sehr wichtiger Ort, fast dreißig Künstler trainierten jeden Tag in dem Zelt in Dakar. "Modou und seine Leute leiten auch viele verschiedene Projekte in Krankenhäusern und in verschiedenen Einrichtungen wie dem L'Empire des Enfants oder La Maison Rose", sagt sie.

Dort leben Frauen mit ihren Kindern, die meist aus einem schwierigen Umfeld kommen. Auch andere Programme mit Straßenkindern oder Minderjährigen aus Koranschulen laufen. Es sei eine Gemeinschaft, die auf Resilienz aufgebaut ist – eine Gruppe junger Menschen, die ein gemeinsames Trauma verarbeiten und durch ihr Potenzial, dieses gemeinsam zu überwinden, gestärkt werden, sagt die Fotografin.

Foto: Claudia Gschwend/Portrait of Humanity

"Products of Conception"

In ihrer Fotoserie "Products of Conception" befasst sich Florence Babin-Beaudry mit spontanen Fehlgeburten.

"Jedes Jahr kommt es weltweit zu 23 Millionen Fehlgeburten – das ist eine von fünf Schwangerschaften", erklärt die Fotografin. Trotz der Tatsache, dass Schwangerschaftsverluste häufig vorkämen, wird über dieses Phänomen weiterhin geschwiegen. "Es bringt einen Schmerz mit sich, der oft missverstanden und im Stillen erlitten wird. Viele Frauen sagen, es sei ein seltsames Gefühl, jemanden verloren zu haben, ohne genau zu wissen, wen sie betrauern sollen. Es ist ein einzigartiges und unangenehmes Gefühl der biologischen Einsamkeit", sagt Florence Babin-Beaudry.

Hier porträtiert sie Frauen, die diese Tortur durchlebt haben, begleitet von Samen, Früchten und Gemüse, die die "Restprodukte der Empfängnis" symbolisieren sollen. Jede Woche der Schwangerschaft bringe einen neuen Vergleich. In der achten Woche sei der Fötus so groß wie eine Himbeere, in der 24. Woche wie ein Maiskolben und in der 39. Woche wie eine Wassermelone.

Foto: Florence Babin-Beaudry/Portrait of Humanity

"Head Nurse Rebeccajuli"

Hannah Maule-ffinch hat dieses Porträt einer Oberschwester in einem Spital in Kampala, Uganda, aufgenommen. Sie erzählt: "Schwester Rebecca arbeitet seit 20 Jahren im Krankenhaus von Butabika. Sie fing dort an, als es noch an vielem mangelte: Es gab kein fließendes Wasser, keinen Strom und nur wenige Betten. Ihr lebenslanges Engagement im Kampf für Menschen mit psychischen Problemen und der damit verbundenen Stigmatisierung hat die Station zu dem gemacht, was sie heute ist. Sie unterstützt die von ihr betreuten Patienten, die mit psychischen Problemen konfrontiert sind und die oft nicht als Mitglieder der Gesellschaft angesehen werden. Niemand ist allein auf der Station von Schwester Rebecca."

Foto: Hannah Maule-ffinch/Portrait of Humanity

"What happens when we die?"

Jonathan Liechti geht in seiner Porträtserie der Frage nach, was geschieht, wenn wir sterben.

Für viele sind Sterben und Tod unangenehme und schwer zu fassende Themen, befindet der Fotograf. Für andere bedeutet es Alltag. "Wenn ein Mensch stirbt, betrifft das nicht nur seine Angehörigen, sondern eine ganze Gruppe von Menschen, die täglich mit dem Tod zu tun haben. Vom Intensivmediziner und dem Seelsorger, die Menschen bis zum Tod betreuen, über die Bestatter und Krematoriumsmitarbeiter, die sich um einen würdevollen Trauerprozess bemühen, bis zum Küster der Friedhofskapelle, der die Trauerzüge begleitet und die Gräber pflegt."

In der Schweiz folge der Sterbeprozess einem geregelten und institutionalisierten Ablauf. "Im Jahr 2020 hat die Pandemie dieses Thema in den Fokus der Gesellschaft gerückt", sagt er. "Begrenzte Besucherzahlen, soziale Distanzierung und verhüllende Schutzanzüge schaffen Distanz. Das Abschiednehmen wird schwieriger und wird manchen sogar ganz verwehrt. Corona führt zu einer noch stärkeren Institutionalisierung und wirft die Frage auf, wie wir als Gesellschaft mit Sterben und Tod umgehen: Was geschieht, wenn wir sterben?" (max, 23.3.2022)

Alle Gewinnerfotos und viele mehr gibt es hier zu entdecken: British Journal of Photography – Portrait of Humanity Volume 4

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Foto: /Portrait of Humanity