Bekannt wurde die 1946 in Belgrad geborene Künstlerin mit ihren intensiven – und teils verstörenden Performances.

Foto: AFP / JOEL SAGET

Die Aktion The Artist is Present gilt als ikonisch und machte die bekannte Performancekünstlerin Marina Abramović über das internationale Kunstpublikum hinaus berühmt: Anlässlich ihrer umfassenden Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art 2010 lieferte sich die aus Belgrad stammende Künstlerin intensive Blickduelle mit den Besuchern und Besucherinnen. Drei Monate lang, sechs Tage die Woche, sieben Stunden täglich nahm sie auf einem Holzstuhl im Ausstellungsraum Platz und starrte der Person gegenüber stumm in die Augen – insgesamt waren es knapp 1500 Menschen.

Dabei entstanden emotionale Momente: Teilnehmende brachen in Tränen aus und viele berichteten von einer lebensverändernde Erfahrung. Der bewegendste Moment war jedoch, als ihr langjähriger Ex-Partner Ulay an der Aktion teilnahm, mit dem sie auch lange zusammengearbeitet hatte. Nur dieses Mal brach sie ihre Regungslosigkeit und reichte ihm ihre Hände.

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Zwölf Jahre später kündigt die Mutter der Performance nun eine Wiederaufnahme dieser ikonischen Arbeit an – und zwar um die Teilnahme daran zugunsten humanitärer Hilfe für die angegriffene Ukraine zu versteigern. Zwei Performances werden in der New Yorker Galerie Sean Kelly, wo aktuell eine große Ausstellung von Abramović läuft, als Benefizauktion angeboten: Auf der Plattform Artsy können Interessierte bis 25. März einen Slot ersteigern. Aktuell liegen die Gebote bei 18.000 US-Dollar. (Anmerkung: Stand 23.3.)

"Angriff auf die Menschheit"

Noch am ersten Tag des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Ende Februar meldete sich die in den USA lebende Künstlerin in einer Videobotschaft zu Wort und sprach ihre Solidarität aus: "Ein Angriff auf die Ukraine ist ein Angriff auf uns alle. Er ist ein Angriff auf die Menschheit und muss gestoppt werden", sagte Abramović.

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Bekannt wurde die 1946 geborene Künstlerin mit ihren intensiven Performances ab den 1970er-Jahren, in denen sie persönliche Grenzen sowie die ihres Publikums ausreizte. In extremen körperlichen Erfahrungen fügte sie sich selbst Schnittwunden zu, bürstete sich 1975 für die Aktion art must be beautiful mit einem Metallkamm die Haare bis sie blutete, lag auf Eisblöcken oder solange in einem brennenden kommunistischen Stern bis sie vor Rauch ohnmächtig wurde und gerettet werden musste.

In den letzten Jahren experimentierte sie auch im Musik- und Opernbereich und brachte 2020 das Projekt 7 Deaths of Maria Callas auf die Bühne. Für 2023 ist eine große Ausstellung mit Werken der 75-Jährigen in der Royal Academy of Arts in London geplant. (Katharina Rustler, 24.3.2022)