Der Hadrianstempel an der Kuretenstraße, eine der ältesten Straßen der antiken Stadt Ephesos.
Foto: Niki Gail/ÖAW-ÖAI

Nach zweijähriger Unterbrechung können österreichische Archäologen heuer wieder in der antiken Stadt Ephesos in der heutigen Türkei graben. Sabine Ladstätter, Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), bestätigte der APA einen entsprechenden Bericht in der Tageszeitung "Die Presse". Ihr zufolge hat nach bilateralen Spannungen und der Pandemie 2020 und 2021 nur das türkische Archäologenteam in Ephesos gearbeitet.

Diplomatische Spannungen

Das ÖAI ist seit 1895 für die Grabungen in Ephesos in der Nähe des heutigen Selcuk verantwortlich, muss aber jedes Jahr um eine entsprechende Grabungsgenehmigung ansuchen. Bereits im September 2016 mussten die österreichischen Archäologen nach diplomatischen Spannungen zwischen Wien und Ankara auf Anordnung des türkischen Außenministeriums ihre Arbeit einstellen.

Hintergrund waren damals Forderungen Österreichs, die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei abzubrechen. Bei einem Besuch der damaligen Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) Anfang 2018 in Istanbul kam es dann zur Entspannung und die Grabungsgenehmigung wurde wieder erteilt.

Im Mai geht's los

2018 und 2019 konnten daher die österreichischen Archäologen mit ihren türkischen Kollegen wieder in Ephesos graben, ehe im Oktober 2019 die Grabungsgenehmigung neuerlich widerrufen wurde. "Aufgrund bilateraler Spannungen und der Corona-Pandemie hat 2020 und 2021 nur das türkische Grabungsteam in Ephesos gearbeitet", sagte Ladstätter am Mittwoch. Sie freue sich darauf, mit ihrem Team im Mai wieder weitermachen zu können.

Panoramablick über Ephesos.
Foto: Niki Gail/ÖAW-ÖAI

Laut "Presse" haben die Präsidenten Österreichs und der Türkei, Alexander Van der Bellen und Recep Tayyip Erdogan, Anfang des Monats in einem Telefonat das Fundament für den diplomatischen Durchbruch gelegt. Die Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und Mevlüt Cavusoglu hätten dann am 11. März am Rande des Diplomatieforums in Antalya die Übereinkunft finalisiert, berichtet die Zeitung unter Berufung auf das Außenministerium.

Ort eines Weltwunders

Ephesos war eine der bedeutendsten Städte des Altertums, die mit dem Heiligtum der Artemis eines der Sieben Weltwunder der Antike besaß. Ihre erste Blüte erlebte die Stadt unter den Griechen, die Römer machten sie zur Metropole, und für die Christen war sie Ziel der ersten Wallfahrten. Vor der Pandemie zog die Ausgrabungsstätte jährlich rund zwei Millionen Touristen an. (APA, 23.3.2022)