Unbekannte und furchteinflößend aussehende Aliens greifen einen Rebellen-Außenposten auf dem Planeten Madrigal an. Die Verteidiger sind chancenlos, der Reihe nach fallen sie den Maulklauen der fast drei Meter großen Angreifer zum Opfer. Als die Situation ausweglos erscheint, fliegt ein grünes Schiff durch den Himmel, und heraus fällt eine kleine Kugel, die sich, als sie per Dreipunktlandung auf dem Boden aufschlägt, als ein Soldat in grüner Rüstung entpuppt.

Protagonist John, besser bekannt als der Master Chief.
Foto: Sky

Zugegeben, das klingt generisch, und doch löst es, zumindest bei manchen Leuten, Gänsehaut aus. Denn der Soldat ist nicht irgendein Kanonenfutter, sondern der Master Chief, der Protagonist der traditions- und erfolgreichen Halo-Videospielreihe.

Es ist das 26. Jahrhundert. Zwischen dem United Nations Space Command (den Menschen) und der Covenant-Allianz (den Aliens) herrscht Krieg. Gegen die übermächtig scheinenden Außerirdischen hilft nur ein Mittel: die sogenannten Spartans. Eine Truppe genmanipulierter Supersoldatinnen und -soldaten, die von Kindesbeinen an darauf gedrillt wurden, die Besten der Besten der Besten zu sein. Ihr Anführer: der Master Chief.

Und wie gut ist John, so sein Vorname, getroffen? Der Soldat mit der Kennnummer 117 wirkt in seinem grünen Panzer mit goldenem Visier mächtig, seine Aktionen hingegen sind geschmeidig – so wie das bei einem Supersoldaten eben sein sollte.

Bitte was?!

Die Spartans landen also zur Rettung der Rebellenkolonie auf Madrigal, das Sterben von 150 Zivilistinnen und Zivilisten können sie allerdings nicht verhindern. Nur ein junges Mädchen überlebt, Quan Ah.

In dieser Geschichte ist der Master Chief nicht ganz auf sich alleingestellt – anfangs zumindest.
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Als die Eingreiftruppe nach dem Grund für das Auftauchen der Aliens sucht, wird sie in einer Höhle in der Nähe fündig. John findet ein Alien-Artefakt, nach dem die Covenant scheinbar gesucht hat. Er fasst es an und bekommt Erinnerungen an seine Kindheit – die bis dato gelöscht waren. Daraufhin begibt sich John zusammen mit Quan Ah auf die Reise nach dem Ursprung des Artefakts und seiner eigenen Vergangenheit.

So weit, so normal. Zumindest für Fans der Videospielreihe. Wenn man sich als solcher fragt, wo genau die Serie ansetzt, kann man den Gedanken auch gleich wieder verwerfen. Denn die Serie soll nichts mit den Videospielen zu tun haben, sondern ihre eigene Geschichte erzählen. So viel sei gesagt: Der Planet Reach, Hauptquartier der UNSC, ist noch bevölkert, der Master Chief ist nicht allein, KI-Dame Cortana gibt es noch nicht.

Cortana dürfte erst im Laufe der ersten Staffel eine Rolle spielen.
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Und die Macher (Kyle Killen, Steven Kane) zeigen gleich, dass sie es ernst meinen. Denn sie brechen in der ersten Folge mit einer fast heiligen Regel und nehmen dem Master Chief den Helm ab. In den Videospielen ist das bis dato nicht passiert, man sah den Master Chief nie ohne seine Rüstung. Ein großes Ding!

Verneigungen vor der Vorlage

Die Covenant-Aliens sehen ziemlich cool aus.
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Freilich wusste man schon vorher, dass Pablo Schreiber (Criminal Squad) den Master Chief verkörpern würde. Den Fans sein Gesicht aber bereits nach circa 40 Minuten aufs Auge zu drücken ist schon eine mutige Entscheidung. Sein etwas dümmlich-dreinschauendes Gesicht passt aber ziemlich gut. Er spielt eben einen Supersoldaten, der sein Leben lang nichts anderes gemacht hat, als seine Feinde zu eliminieren. Denken ist da wohl eher ein Hindernis.

KinoCheck

Zu loben sind die verschiedenen Verneigungen vor der Videospielvorlage. Als der Master Chief auf Madrigal getroffen wird und seine Schilde Schaden erleiden, ist das ikonische Piep, Piep, Piep aus dem Spiel zu hören. Ebenso das wohltuende Summen der Wiederaufladung. Auch Abschnitte in der Ego-Perspektive gibt es, ähnlich wie in der Doom-Verfilmung von 2005. Die sind aber weniger gelungen und hätten mehr Liebe vertragen. Und die ikonische Titelmelodie gibt es nur kurz zu hören. Stattdessen hat man sich zum Großteil für eine andere entschieden. Verschenkt.

In Österreich ist die Serie ab Donnerstag auf Sky zu sehen, kann aber auch über den Anbieter Paramount+ bezogen werden. Wöchentlich wird es eine neue, rund 60 Minuten lange Folge geben. Die erste Staffel hat neun Folgen, eine zweite ist bereits angekündigt und soll 2024 kommen. (Thorben Pollerhof, 24.3.2022)