Der Boden staubt ganz grauslich", sagt Lorenz Mayr. Seit einigen Tagen sät der Landwirt in Steinabrunn im Weinviertel Zuckerrüben auf den trockenen Äckern aus. Fast stündlich kontrolliert er den Wetterbericht. Regen ist nicht in Sicht. Dementsprechend angespannt ist die Stimmung.

Ohne Wasser keimen die Samen nicht. Neben Zuckerrüben betrifft das bald auch Zwiebel, Sonnenblumen und ab Mai Soja und Mais. Lediglich 25 Liter habe es seit Anfang des Jahres geregnet. Die erhofften Winterniederschläge sind ausgeblieben, die Wasserreserven im Boden fast aufgebraucht.

Dass die langen stabilen Hochwetterphasen zunehmen, hat der Landwirt bereits in den vergangenen Jahren bemerkt. Trotzdem sei es heuer extrem. Drei Millimeter Regen hat die Wetterstation am Feld vergangene Woche gemessen; Mayr hofft, dass das vorerst genügt. Denn eines ist klar: Die Landwirte müssen jetzt säen.

Nach Wochen ohne Regen sind Österreichs Böden trocken.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Im März habe es auf jeden Fall "deutlich zu wenig" geregnet, bestätigt Klaus Haslinger, Klimatologe an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Auch in den Monaten davor war es bereits trocken: Im Verlauf des Jahres gab es in Österreich nur 58 Prozent des Niederschlags, den man eigentlich erwarten würde, erklärt Haslinger.

Die anhaltende Trockenheit ist durch die Hochdruckwetterlage bedingt, Tiefs vom Atlantik werden quasi blockiert. "Es kommt keine Feuchtigkeit zu uns", erklärt der Experte. Während der ausbleibende Regen also durchaus auf Wetterphänomene zurückzuführen ist, begünstigen die steigenden Temperaturen durch die Klimakrise die Trockenheit: Hohe Temperaturen bedingen mehr Verdunstung. Die Vegetation beginnt früher, aktiv zu werden – und dem Boden wird entsprechend früher Feuchtigkeit entzogen.

Waldbrände im März

Viel Trockenheit macht der Flora zu schaffen. "Die Feuchtigkeit ist jetzt für das Pflanzenwachstum essenziell", sagt der Klimatologe. Zudem erhöht sich das Risiko für Waldbrände. Vor einer Woche brannte es in Tirol, vor wenigen Tagen in Niederösterreich und der Ramsau. Für Aufsehen sorgte auch ein Brand in Südtirol: Statt in Schnee war das Skigebiet Karersee aufgrund eines Waldbrands in dicke Rauchwolken gehüllt.

Bereits der vergangene Frühling war ungewöhnlich trocken. In der 163-jährigen Messgeschichte brachten März und April in Österreich laut ZAMG nur dreimal weniger Niederschlag als im Jahr 2021. Eine Entwicklung, der schon eine Weile anhält: Seit Beginn der 2000er-Jahre gab es laut den Meteorologen immer weniger Niederschlag in den Frühlingsmonaten. Ob sich der heurige Frühling zu jenen extremen Jahren gesellen wird, ist noch offen. Im April könnte sich das Blatt noch wenden. Zwar sei die Prognose noch unsicher, heißt es bei der ZAMG, ab nächster Woche könnte es jedoch endlich wieder regnen.

Schutz vor Verdunstung

Darauf wartet Lorenz Mayr sehnlich, auch wenn sein Boden noch eine gewisse Trockenperiode aushält. Der Landwirt hat auf die veränderten Klimabedingungen der vergangenen Jahre reagiert und begrünt seine Äcker mittlerweile ganzjährig. Das schützt den Boden vor Verdunstung, und Regentropfen versickern gebremst in die Erde.

Foto: APA, ZAMG

Zudem bearbeitet der Bauer seine Felder nur minimal. Ein Pflug ist seit Jahren nicht in die Nähe seiner Felder gefahren. "Durch das grobe Umgraben geht zu viel Feuchtigkeit verloren", sagt Mayr. Stattdessen greift er zum Spaten. Die Folge: Der Acker staubt dieser Tage oberflächlich, die Zuckerrübensamen können aber Wasser aus dem feuchten Boden ziehen. Sie werden also keimen. Trotzdem brauchen die jungen Pflanzen in den nächsten Wochen Regen. Gerade Ende April und Mai seien Niederschläge wichtig, damit sich Ertrag und Qualität entsprechend ausbilden können.

Das sei auch bitter nötig, immerhin haben sich die Betriebsmittel enorm verteuert. Die Preise seien um 300 bis 400 Euro je Kultur gestiegen. "Da wir zudem nicht wissen, wann es regnet, blicken wir der aktuellen Situation mit Schrecken entgegen", sagt der Landwirt. Die langen Trockenperioden ziehen zudem Schädlinge wie Borkenkäfer, Rüsselkäfer oder Drahtwürmer an.

Laut dem Agrarmeteorologen Josef Eitzinger von der Boku Wien müssen Landwirte durch den aktuellen Klimawandel mit zunehmenden Ertragsschwankungen rechnen. Spätfrostschäden im Frühjahr, Trockenheiten, Hitzewellen und Starkregen werden intensiver ausfallen.

Über kurz oder lang werden sich laut Eitzinger wärmeliebendere, trocken- und hitzeresistentere Nutzpflanzensorten wie Hirse oder Amaranth stärker etablieren. Für bisher kaum genutzte Nutzpflanzen müsse sich dann aber erst ein Markt entwickeln. (Julia Beirer, Nora Laufer, 24.3.2022)