Begriffe der LGBTQI-Community fallen der Tiktok-Zensur zum Opfer.

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Wer sich wundert, warum manche Kommentare zu Videobeiträgen auf Tiktok niemals veröffentlicht werden, könnte Opfer des dort eingesetzten Wortfilters geworden sein. Wie Recherchen der deutschen "Tagesschau" ergeben haben, finden sich darunter nicht nur zahlreiche Wörter, die aus Jugendschutzgründen beim Ausfiltern anstößiger Kommentare helfen, sondern auch diverse Begriffe, die der LGBTQI-Community zugerechnet werden.

Tiktok gibt Fehler zu

Neben der gerade genannten Abkürzung sind offenbar auch harmlose Begriffe wie "gay", "homo", "homophob", "homosexuell", "schwul" und "queer" auf der Liste gelandet. Das bedeutet, dass Kommentare, in denen eines dieser Wörter vorkommt, automatisch zensiert werden. Auch die Begriffe "transsexuell" und "heterosexuell" sind auf Tiktok verpönt bzw. werden im Normalfall herausgefiltert.

Auf Rückfrage der Sendeanstalten NDR und WDR gibt Tiktok zu, mit derartigen Listen zu arbeiten, spricht gleichzeitig aber von einem "nicht zielgerichteten Vorgehen". Der automatische Mechanismus soll überarbeitet werden. Ziel sei es, potenziell schädliche Kommentare automatisiert herauszufiltern, was etwa auch Begriffe wie "Porno", "Pornografie", "Prostitution" und "Sex" erklärt.

Tennisspielerin Peng Shuai verpönt

Erklärungsbedarf gibt es aber auch bei anderen Wörtern und Begriffen. So darf man in einem Kommentar "Auschwitz" oder "Nationalsozialismus" ebenso wenig erwähnen wie den Namen der chinesischen Tennisspielerin "Peng Shuai". Diese hatte einen chinesischen Spitzenpolitiker im November 2021 wegen sexuellen Missbrauchs beschuldigt, dies in inszeniert wirkenden Interviews später aber wieder bestritten.

Dass der Name im deutschsprachigen Raum auf Tiktok gesperrt ist, wirft ebenso einige Fragen auf wie der Umstand, dass auch das Wort "Exilregierung" teilweise verbannt ist. Nach den Anfragen der deutschen Nachrichtensender, die ursprünglich eher zufällig auf die Problematik gestoßen waren, wurden einige Begriffe wieder freigegeben. Wie viele Worte die Liste umfasst, ist unklar. (red, 23.03.2022)