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Wer darf Dreadlocks tragen? Das Foto zeigt Hanley Ramírez, Shortstop im US-amerikanischen Baseball-Team Cleveland Guardians.

Foto: AP/David Goldman

In der Nacht auf Mittwoch postete die deutsche Musikerin Ronja Maltzahn auf ihrem Instagram-Profil Screenshots einer Unterhaltung, die sie offenbar mit der Fridays-for-Future-Ortsgruppe Hannover geführt hatte. "Hallo Ronja, es tut uns sehr leid, dass diese Nachricht so spontan kommt und wir dir leider absagen", schreibt die Klimaschutzorganisation zu Beginn. Im Lauf der Nachricht wird ausgeführt, dass Maltzahn nicht wie ursprünglich geplant auf einer Demonstration der Klimaschützerinnen auftreten soll, weil sie als weiße Person Dreadlocks trägt. Dreadlocks bei weißen Menschen seien eine Form der kulturellen Aneignung, also der "Cultural Appropriation", und gerade bei einem globalen Streik wolle man auf ein antikolonialistisches und antirassistisches Narrativ setzen, so die Nachricht. Daher sage man der Musikerin ab.

"Schade, dass wir aufgrund von äußerlichen Merkmalen davon ausgeschlossen werden", kommentiert die Musikern selbst die Screenshots, und ihre Fans sind offensichtlich derselben Meinung. "Tja, hier zeigt sich leider das mittlerweile immer häufiger in diesen Kreisen anzutreffende reaktionär-autoritäre Gedankengut", kommentiert einer, "Unfassbar" jemand anderes. 5.000-mal wird der Post gelikt, 3.000-mal kommentiert, der "Spiegel" berichtet. Später nimmt die Musikerin in einem weiteren Video Stellung, in dem sie erklärt, dass ihre Gruppe selbst Musik in sieben verschiedenen Sprachen mache und ein "buntes Team" aus 15 Musikern sei, das für Toleranz stehe.

Fridays for Future Hannover nahm am Mittwoch selbst dann auch noch Stellung zu dem Thema. Die Nachricht sei unsensibel formuliert gewesen, ist in dem Text zu lesen. Man kenne die Beweggründe Maltzahns, warum sie Dreadlocks trägt, nicht, es handle sich aber um kulturelle Aneignung, wird in dem Statement unterstrichen. "Dreadlocks wurden erst durch die Versklavung Schwarzer Menschen aus afrikanischen Ländern und Indien in die USA gebracht, wo sie später in Bürgerrechtsbewegungen Schwarzer Menschen zum Widerstandssymbol wurden", so der Text. Mit dem Tragen von Dreadlocks sei also Unterdrückung einhergegangen. Wenn eine weiße Person nun Dreadlocks trage, handle es sich um kulturelle Aneignung, "da wir als weiße Menschen uns aufgrund unserer Privilegien nicht mit der Geschichte oder dem kollektiven Trauma der Unterdrückung auseinandersetzen müssen", so das Statement der Klimaschützer. (red, 23.3.2022)