Um den "Polizistentrick" geht es in einem Betrugsprozess gegen einen dreifach vorbestraften Angeklagten.

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Wien – Es gibt Trickbetrüger, denen man aufgrund ihrer Raffinesse durchaus Respekt zollen könnte. Nenad Z. gehört nicht dazu, gehört es doch zu den eher niederträchtigen Delikten, betagte Menschen um ihr Erspartes zu bringen. Der 39-Jährige ist wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs vor einem Schöffengericht unter dem Vorsitz von Philipp Schnabel. Z. soll im vergangenen Jahr zwischen Mai und Juli bei insgesamt acht Taten als falscher Polizist aufgetreten sein und von den Opfern fast 180.000 Euro erbeutet haben.

Staatsanwältin Viktoria Berente schildert, dass der Angeklagte nur ein Laufbursche war, der Hintermann sitzt in der Türkei, der dort Opfer aussucht, wenn möglich über sie recherchiert und dann auch anruft. Er gibt sich als Polizist aus und warnt die alten Menschen vor drohenden Einbrüchen in ihre Wohnung, daher werde ein Kollege vorbeikommen und Bargeld sowie sonstige Wertgegenstände "zur Sicherheit" in Verwahrung nehmen. In zumindest einem Fall begleitete Z., der sich mit einem gefälschten Polizeiausweis legitimierte, ein Opfer sogar zu deren Bank, wo sie Geld abhob.

"Drei Vorstrafen machen keinen sonderlich schlanken Fuß"

Kriminelle Erfahrung hat der 1986 nach Österreich gekommene Serbe, wie Berente in ihren Schlussworten anmerkt: "Drei Vorstrafen machen keinen sonderlich schlanken Fuß", sagt sie dem Senat. Die jüngste Vorverurteilung basiert auf derselben Betrugsmasche mit demselben Hintermann.

Verteidiger Rudolf Mayer kündigt an, dass sein Mandant sich vollinhaltlich geständig zeigen werde. "Es ist leider eine Drogenkarriere. Nach der zweiten Verurteilung, einem Suchtmitteldelikt, hat er erfolgreich eine ambulante Therapie absolviert, nach der dritten sollte ein stationärer Entzug folgen. Dann erkrankte seine Mutter schwer, und er griff wieder zu Kokain, als sich der Hintermann aus der Türkei wieder meldete."

Z. selbst sagt, er habe die stationäre Therapie nicht absolvieren können, da ihn die Fremdenpolizei nach seiner Haftentlassung zur Ausreise aufgefordert hatte. "Mir wurde eingeredet, dass ich nur zwei Jahre Aufenthaltsverbot bekomme, wenn ich freiwillig nach Serbien fahre, sonst zehn Jahre. Und meine Kinder sind ja hier", schildert der Arbeitslose.

"Ich war total durch den Wind"

Am 2. April kam er wieder nach Österreich, da seine Mutter ins Spital musste. "Ich war total durch den Wind", sagt der Angeklagte, daher habe er wieder Rauschmittel konsumiert. Bei den ersten Anrufen des Hintermanns habe er noch abgelehnt, neuerlich einen Polizisten zu spielen, dann wurden die Geldsorgen größer. "Ich weiß, es ist schlimm, aber ich habe mich dazu verleiten lassen." Von der Beute bekam er nicht einmal zehn Prozent. "13.000 bis 15.000 Euro habe ich mir behalten, den Rest habe ich abgeliefert."

Nach kurzer Beratung verurteilt das Gericht Z. zu vier Jahren unbedingter Haft. Vorsitzender Schnabel prangert in der Begründung die "außergewöhnlich hohe kriminelle Energie" an. Mayer sagt sofort, dass sein Mandant die Strafe akzeptiere: "Er wird das büßen und in Haft vom Gift endgültig wegkommen", verspricht der Verteidiger. Auch die Staatsanwältin ist einverstanden, die Entscheidung daher rechtskräftig. (Michael Möseneder, 24.3.2022)