Modell des Stadions, das das Land Oberösterreich und die Stadt Linz dem LASK hinstellen wollen.

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Selten werden sportliche Zusammenhänge so klar wie im schönen Land Oberösterreich und in der schönen Stadt Linz. Dort gilt der eine Fußballverein (LASK) als türkis oder halt schwarz, und der andere (FC Blau-Weiß Linz) gilt als rot. Möglicherweise ist damit auch schon erklärt, wie die Dinge im Zusammenhang mit zwei neu zu errichtenden Fußballstadien gelaufen sind und weiterhin laufen. Dass sowohl im Stadtsenat unter Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) wie auch in der Landesregierung unter Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) so gut wie alle Parteien vertreten sind, kommt noch dazu. Da tut man sich selten richtig weh. Umso größer ist die Überraschung, wenn dann einmal doch etwas aus dem Ruder läuft.

Kürzlich ist es gewaltig aus dem Ruder gelaufen, vor allem aus Sicht der ÖVP. Ihr und dem für Sport zuständigen Landesrat Markus Achleitner galt eine Kritik des Landesrechnungshofs (LRH), die man kaum anders als vernichtend bezeichnen kann. 29,9 Millionen Euro investiert das Land in ein neues LASK-Stadion auf der Gugl, dazu kommen drei Millionen für eine neue Arena des Zweitligisten Blau-Weiß Linz. LRH-Direktor Friedrich Pammer bekrittelt, "dass keine Alternativen überlegt wurden" und die Verantwortlichen der Stadt, des Landes und des LASK in "politischen Gesprächen" alles ausgemacht hätten. Diese Gespräche seien noch dazu nicht dokumentiert. "Eine gemeinsame Nutzung" eines Stadions sei international durchaus üblich und "hätte Mehrkosten für die Steuerzahler gespart".

Ist das möglich?

Achleitners Rechtfertigung war insofern bemerkenswert, als er darauf hinwies, der LASK – ja, der LASK! – habe doch eine ganze Reihe möglicher Alternativen geprüft, bevor es zu diesen politischen Gesprächen kam. "Aufgrund internationaler Erfahrungen und auch aus sportfachlicher Sicht", hielt Achleitner fest, brauche ein Topverein "ein eigenes, modernes Stadion". Und der Landesrat verwies auf einstimmige Beschlüsse in der Landesregierung und im Landtag.

In der Regierung, wie gesagt, sind fast alle Parteien vertreten. So gesehen hat es bei einigen überrascht, wie flott sie aufgesprungen sind auf den LRH-Zug. Die SPÖ sieht einen "sorglosen Umgang mit Geld im Sportressort", die Grünen wünschen sich "einen strategischen Sportstättenplan". Mag sein, die Neos können sich vergleichsweise glaubwürdig präsentieren, weil sie eben weder in der Stadt noch im Land an verantwortlichen Stellen sitzen. "Wir weisen seit Jahren auf diese Missstände hin", sagt Klubchef Felix Eypeltauer dem STANDARD. Die LRH-Kritik würde er noch um die Tatsache ergänzen, dass das ursprüngliche, auch Leichtathletik-taugliche Gugl-Stadion erst in den Jahren 2010 bis 2012 um nicht weniger als 32 Millionen Euro hergerichtet worden war. "Und auch dieses Geld ist jetzt einfach weg."

War das sauber?

Eypeltauer spricht von "stillen Sportfreunde-Gesprächen im Hinterzimmer". Im Gegenzug für das Nachgeben der Stadt beim LASK-Stadion investiere das Land drei Millionen ins Blau-Weiß-Stadion. Linzer Bürgermeister Luger ist erklärter Blau-Weiß-Fan. "Da spricht ja auch nichts dagegen", sagt Eypeltauer. "Aber umso sauberer und professioneller müsste dann der Prozess der Förderung ablaufen. Das Gegenteil war der Fall. Die Herren haben sich das einfach ausgeschnapst. Es ist nur noch zum Haareraufen. Nicht einmal Mindestanforderungen werden erfüllt. Man kommt sich wie in einer Folge der TV-Serie 'Braunschlag' vor."

Eypeltauer wäre nicht überrascht, sollten die zwei neuen Stadien in Linz den Steuerzahler am Ende mehr kosten als in Wien die Stadien von Rapid und der Austria. Ein Baustopp auf der Gugl dauerte zuletzt nur wenige Tage. Zuvor waren laut Bürgermeister Luger "merkliche und relevante" Planabweichungen registriert worden, laut Oberösterreichischen Nachrichten war die Unterkellerung der Haupttribüne schlicht um 500 Quadratmeter zu groß.

Ein LASK-Sprecher führte dies auf "Planungsversehen" und "technisch unausweichliche Änderungen" zurück. "Wenn du so etwas als Privater machst, kriegst du Riesenprobleme", sagt Eypeltauer. Auf der Gugl ging der Bau nach kurzem weiter. Die Pläne für den nicht genehmigten Keller sollen nachgereicht werden, dann passt das schon. Im Februar 2023 wird das LASK-Stadion fertiggestellt, das ist der Plan. (Fritz Neumann, 25.3.2022)