Google passt sich den Realitäten an.

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So schnell kann es gehen: Noch Mitte vergangenen Jahres wollte Google die Nutzung alternativer Bezahlsysteme im Play Store einschränken. Künftig sollten Android-Entwickler nicht nur für Spiele – wie schon bisher –, sondern für sämtliche Apps verpflichtend die Systeme von Google zur Abwicklung von Bezahlvorgängen benutzen.

Doch es sollte anders kommen: Die Wettbewerbsbehörden mehrerer Länder – allen voran Südkorea – nahmen die Regeln von Google und dessen Konkurrenten Apple ins Visier. Nun folgt die komplette Kehrtwende – zumindest bei dem Android-Hersteller.

Öffnung statt Schließung

Google hat unter dem Namen "User Choice Billing" ein Pilotprogramm für die Öffnung des Play Stores für alternative Bezahldienste angekündigt. In dessen Rahmen soll es zunächst einer kleinen Anzahl ausgewählter Entwickler ermöglicht werden, den Nutzern zwei Bezahlwege anzubieten: einen eigenen sowie den Dienst von Google, beide sollen gleichberechtigt nebeneinanderstehen.

Der erste große Partner soll dabei Musikstreaming-Anbieter Spotify sein. Erklärtes Ziel des Pilotprogramms ist es, Erfahrungen zu sammeln, um festzustellen, wie so ein System für alle Beteiligten am besten funktioniert, während die Sicherheit für die Nutzer gewährleistet bleibe. Die aktuelle Ankündigung versteht sich nur als erster Schritt, in den kommenden Monaten sollen weitere Informationen bekanntgegeben werden.

Spurensuche

Details dazu, wie das dann in der Praxis aussehen wird, verrät Google bislang noch nicht. Allerdings verweist man darauf, dass die Lösung ähnlich zu jener sein wird, die seit kurzem in Südkorea zum Einsatz kommt. Dort hatten die Regulatoren Google zur Öffnung der Plattform gezwungen.

Die dort gefundene Lösung dürfte allerdings nicht alle Kritiker verstummen lassen. Das Unternehmen verlangt nämlich in Südkorea jetzt einfach eine Servicegebühr auf alle Transaktionen und verdient so weiter mit. Diese Rate soll dem Vernehmen nach auch nur vier Prozentpunkte niedriger sein als die sonst bei via Google Play kassierten 15 bis 30 Prozent.

Google argumentiert damit, dass dies notwendig sei, um die Kosten für die Android-Entwicklung zu decken. Immerhin trage das Unternehmen diesen Aufwand fast alleine, stelle das Ergebnis dann aber kostenlos zur Verfügung.

Apple

Die Ankündigung dürfte auch Apple weiter unter Druck bringen, wo man bislang partout keine alternativen Bezahlmethoden zulassen will. Zumal der iPhone-Hersteller diese Regel schon länger sowohl für Apps als auch Spiele anlegt.

Dass Google das Testprogramm ausgerechnet mit Spotify startet, ist zusätzlich ein ziemlich unverhohlener Schuss vor den Bug vor Apple. Gehört doch Spotify zu den schärfsten Kritikern von Apple und dessen strikten App-Store-Regeln. Auch über die Google-Gebühren hatte sich Spotify bei der EU beschwert, dieses Thema dürfte mit der Kooperation aber wohl abgehakt sein. (Andreas Proschofsky, 24.3.2022)