Am 3. März demonstrierten Mitglieder von Fridays for Future in Wien gemeinsam mit der Gesellschaft ukrainischer Jugend in Österreich gegen den Krieg in der Ukraine.

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Wien/österreichweit – Die österreichischen Fridays-for-Future-Bewegungen begehen an diesem Freitag die bereits zehnte weltweite Auflage des Klimastreiks. In Wien begann die Aktion um 13.30 Uhr in der Wiener City beim Stubentor, von wo aus der Demozug in Richtung Praterstern führt, um 16 Uhr war die Abschlusskundgebung in der Venediger Au angesetzt und soll noch bis 20 Uhr laufen. Auch in den anderen Bundesländern – Ausnahme ist das Burgenland – wird wieder für den Klimaschutz auf die Straße gegangen. Insgesamt nahmen 20.000 Menschen in ganz Österreich am weltweiten Klimastreik teil, 10.000 davon allein in Wien, so die Veranstalter.

Diesmal demonstrieren die Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future (FFF) nicht nur für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels, sondern auch in Solidarität mit der Ukraine. Bereits um 10.30 Uhr ging es ganz im Westen los: In Bregenz zogen rund 300 Personen, vor allem Jugendliche, unter Parolen wie "Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Hitze" und "Climate justice now" durch die Innenstadt bis vor das Vorarlberger Landhaus. Man verlange von der Politik, endlich die Klimaversprechen von Paris 2015 und Glasgow 2021 umzusetzen. Seit dem letzten weltweiten Klimastreik hätten sich die Dinge bewegt, aber nicht grundlegend geändert. Das 1,5 -Grad-Ziel liege noch in weiter Ferne, so Johannes Hartmann von "Fridays for Future Vorarlberg" bei der anschließenden Kundgebung mit Reden und Musik.

Klimaschutz nicht auf Einzelne abschieben

Die Maßnahmen dürften nicht auf Einzelne abgeschoben werden, schließlich verursachten hundert Konzerne 70 Prozent des CO2-Ausstoßes. Deren Interessen müsse man entgegenwirken. Die Politik solle sich an das Motto der Demo "People, not profit" erinnern: "Kümmert euch um die Menschen und nicht ums Geld!", so der Appell des Aktivisten. Angesichts des Ukraine-Krieges zeige sich einmal mehr, dass fossile Brennstoffe keine Zukunft hätten. "Ein schneller Ausstieg ist wichtiger denn je", betonte Hartmann. Angesichts der vielen Krisen sei es derzeit schwierig, optimistisch zu bleiben, "aber Aufgeben kommt nicht infrage". Der Druck der Straße müsse aufrecht bleiben.

In Wien sammeln sich die Demonstrantinnen am frühen Freitagnachmittag auf der Ringstraße.
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Bereits zum vierten Mal wird außerdem ein österreichisches Klimaschutzgesetz gefordert, denn "seit 450 Tagen gibt es so keine Klimaziele", erinnerte Daniel Shams von FFF Austria. Als dritter Punkt steht beim Klimastreik die soziale Gerechtigkeit auf der Agenda.

"Kein Kernöl auf einem kaputten Planeten" – dieser Slogan kann natürlich nur auf der Demonstration in der steirischen Landeshauptstadt Graz auftauchen.
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Importstopp für Öl und Gas aus Russland gefordert

Etwas später gingen Aktivistinnen und Aktivisten in der steirischen Landeshauptstadt auf die Straße. In Graz startete der Klimastreik um 12 Uhr am Tummelplatz und soll in der Franz-Graf-Allee mit Redebeiträgen und Musik enden.

Die Rednerinnen und Redner in Graz haben Bezug zum Krieg in der Ukraine genommen: "Es macht uns wütend, dass Kriege wegen Macht gestartet werden – wie nun in der Ukraine." Ein Importstopp für Öl und Gas aus Russland wurde gefordert. Außerdem wurde kritisiert, dass durch den Krieg Infrastruktur zerstört wurde, für deren Wiederaufbau viel Ressourcen und Energie nötig sein wird. "Wir brauchen mehr saubere Energien" und "Steueroasen müssen abgeschafft werden" lauteten die Schlagworte.

"Es gibt viel zu tun, wir haben keine Zeit für Krieg." Auf den Schildern der laut Polizei rund 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration war unter anderem zu lesen: "Burn Fat not Oil", "Don't Fuel War – Let's Bike" und "For Peace and Trees". Mitten im Demonstrationszug war auch eine Volksschulklasse dabei, die zusammen in Zweierreihe marschierte und im Chor sang: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut."

In Niederösterreich streikten die FFF-Bewegungen am Freitag zum zweiten Mal gemeinsam in St. Pölten. Die Schätzungen über die Zahl der teilnehmenden Menschen gingen recht weit auseinander: Laut den Veranstalterinnen und Veranstaltern wurden um die 2.000 Personen, die mitdemonstrierten, gezählt, laut Polizei waren es rund 500.. Der St. Pöltner Demozug setzte sich u. a. unterstützt von Trommlerinnen und Trommlern kurz vor 13.00 Uhr vom Hauptbahnhof Richtung Regierungsviertel in Bewegung. Nach einer Zwischenstation mit Reden und dem Auftritt eines Beatboxers beim Landhaus wurde die Kundgebung auf dem Rathausplatz mit weiteren Musik-Acts und Rednern abgeschlossen.

Viele Junge an Covid erkrankt und zu Hause

Auch in Innsbruck wird demonstriert. Dort startete die Aktion um 13 Uhr am Marktplatz. Die Fridays-for-Future-Bewegung in Tirol ist seit Jahren sehr stark und brachte vor der Pandemie im Jahr 2019 rund 20.000 junge Menschen auf die Straße. Die Mobilisierung für den Protest am Freitag lief gut, wie FFF-Tirol-Sprecherin Sofia Scherer sagt.

Allerdings seien viele der jungen Aktivistinnen und Aktivisten derzeit an Corona erkrankt oder in Quarantäne. Angemeldet wurde der Protest für 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Inhaltlich wird der Krieg Russlands gegen die Ukraine ein zentrales Thema sein, wie Scherer sagt: "Wir fordern einen sofortigen Stopp der Öl- und Gasimporte, damit die Energiewende beschleunigt wird." Angesichts des Kriegs und Leids der Menschen in der Ukraine will FFF darauf aufmerksam machen, dass die Klimakrise und die Gewalt in der Ukraine miteinander verwoben sind. "Russlands Aggression kann nur durch den Verkauf von Gas und Öl finanziert werden. Ein konsequenter Ausstieg aus fossilen Energieträgern hilft nicht nur dem Klima, sondern bereitet uns langfristig den Weg für Frieden", erklärt dazu Pauline Hölzer von FFF Innsbruck.

FFF-Demo am Innsbrucker Marktplatz.
Foto: Carlos Ponce

Auch die Initiativen Parents for Future und Scientists for Future werden in Innsbruck an der Demonstration teilnehmen. Sie unterstützen zum Beispiel die Forderungen der Jugendlichen nach einem Gesetz für erneuerbare Energie. "In Gesprächen mit Wissenschaftern haben diese uns versichert, dass die Wende schaffbar ist", sagt Scherer und fordert von der Politik konkrete Taten statt Absichtserklärungen.

In Tirol ist eine dieser Forderungen von FFF, dass im Rahmen der Nachhaltigkeits- und Klimakoordination des Landes mehr konkrete Maßnahmen beschlossen und umgesetzt werden. Die Politik habe gezeigt, dass sie in Krisen handeln kann und auch bereit ist, dafür viel Geld in die Hand zu nehmen, sagen die Aktivistinnen. Doch in der Klimakrise suche man bis heute vergeblich nach konsequenten und engagierten Bemühungen der Bundes- wie auch Landesregierungen. "Es fehlt der Wille, grundlegend etwas an den bestehenden Strukturen zu verändern. Hier braucht es ein schnelles Umsteuern, bevor Kipppunkte im Klimasystem und dem gesamten System Erde überschritten werden", betont Ole Struppert von FFF Innsbruck. (ars, APA, red, 25.3.2022)