Da sage noch jemand, Auto sei gleich Auto. Es gibt beim Vorwärtskommen mittlerweile fast nichts, was es nicht gibt. Von konventionell bis elektrisch und natürlich hybrid reicht die Antriebspalette. Es gibt Fahrzeuge in allen nur denkbaren Konfigurationen und Preislagen, von ganz klein bis ganz, ganz groß. Mit so einem Riesending, das noch dazu wie aus der Zukunft gebeamt ausschaut, waren wir unterwegs. Das futuristisch anmutende Fahrzeug stammt aus Korea, wurde von Hyundai-Ingenieuren kreiert und hört auf den Namen Staria.

Der Hyundai Staria ist mit fünfeinviertel Metern Länge ein recht ausgewachsener Großraumer. Besonders komfortabel geht es auf dem Lounge-Gestühl in der zweiten Reihe zu.
Foto: Stockinger

Beim Outfit überkommt einen eine vage Ahnung. Da war doch einmal was. Aus Transatlantien. Richtig! Pontiac Trans Sport! Futuristisch wie ein Raumschiff damals – wir reden von den 1990er-Jahren – das Außendesign, One Box à la Space Shuttle, retro die Technik, modellgepflegt aus den 1950er-Jahren oder so. Der Kunststoffkarosseriebomber, mit dem die Amis am Erfolg der ersten Minivans Chrysler Voyager und Renault Espace mitpartizipieren wollten, war eine ganz üble Gurke. Das Fahrwerk holprig und so weich, dass der Wagen vorn gern schon einmal in eine andere Richtung zeigte als hinten. Verwindungssteif wie ein Gummischlauch, lautete damals die Häme.

Von alledem kann beim Hyundai Staria keine Rede sein. Zwar löst er sein avantgardistisches optisches Versprechen im Antriebskapitel so nicht ein; man hätte da eher ein E-Mobil erwartet als ein konventionell angetriebenes, in dem Fall mit 2,2-Liter-Turbodiesel und Acht-Gang-Automatik. Als riesengroßes Vankonzept ist der Kleinbus, aber formidabel.

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Man sitzt, bildlich gesprochen, hoch zu Ross, wenn man das Fahrzeug einmal bestiegen hat. Anders als auf einem gesattelten Pferd sitzt man aber überaus bequem im nappaledernen Sitz – und hat viel freie Sicht rundum. Wenn es wo was nachzubessern gäbe, dann bei der Armlehne rechter Hand. Die ist ziemlich schmal geraten, ladet nicht wirklich zum Auflegen des Unterarms ein. Auf kurzen Strecken ist das kein Problem; bei längeren Fahrten aber, für die das Fahrzeug konzipiert ist, kann das schon nerven.

Foto: Stockinger

Das digitale Instrumentendisplay ist über dem Lenkradkranz positioniert, sodass die Anzeigen gut einsehbar sind. Vor dem Display ist der freie Platz für ein Ablagefach mit gummierter Oberfläche genutzt worden. Das Handy lässt sich in einer eigenen Ablage induktiv laden. Ein weiteres Fach öffnet sich per Knopfdruck hinter dem zentral angebrachten Instrumententräger. Als Fahrer würde man sich ein Display wünschen, das einem zugewandt statt mittig zentriert ist. Am Display selbst lassen sich unter anderem die Rücksitzkamera und das Rücksitz-Kommunikationstool für den sieben Personen fassenden Van aktivieren.

Unterstützung beim Abbiegen

Das ist insbesondere für Eltern mit Kindern von Vorteil, die ohne Verrenkung jederzeit sehen können, was der Nachwuchs treibt. Falls erforderlich, kann mittels Mikro ein Ordnungsruf erfolgen, ohne dass gebrüllt werden müsste. Das Lenkrad selbst ist angenehm groß, der Wendekreis trotz der 5,25 Meter Fahrzeuglänge überraschend klein. Auch mit anderen Innovationen geizen die Koreaner bei ihrem Van in Luxusausführung nicht (man kennt das aber schon von anderen Hyundais): Beim Abbiegen werden Kameras aktiviert, die in den Außenspiegeln angebracht sind. Das Bild wird in den Anzeigenschirm projiziert, sorgt so für zusätzliche Sicherheit.

Foto: Stockinger

Während es sich in der ersten Reihe sehr bequem sitzt, reist es sich in der zweiten Reihe geradezu fürstlich. Die zwei Loungesessel mit ausfahrbaren Fußstützen lassen sich per Knopfdruck in Liegeposition bringen, sind individuell in drei Stufen beheiz- bzw. kühlbar und sind in vier Richtungen verschiebbar. Etwas aufwendiger, weil durch den engen Mittelgang führend, ist es, in die dritte Reihe zu gelangen. Ist man erst einmal dort, gibt es auf den hintersten Sitzplätzen selbst für Erwachsene vergleichsweise viel Platz – dezente Ambientebeleuchtung inklusive. Verhältnismäßig bescheiden ist dann dafür der Kofferraum. Er fasst bestenfalls 431 Liter.

Und wie fährt es sich mit dem immerhin fast 2,5 Tonnen schweren Ufo? Durchaus entspannt, auch über weite Strecken. Unebenheiten auf der Straße kann die Federung allerdings nicht gut abfangen, dazu ist das Fahrwerk zu straff. Der Tank des Staria fasst 75 Liter. Das geht bei den aktuellen Spritpreisen ganz schön ins Geld. Mit einem Verbrauch um die zehn Liter je 100 km ist der stylische Van aus Korea aber auch nicht durstiger als andere in seiner Klasse. (Günther Strobl, 31.3.2022)