"Dieses Auto wurde mit viel Schlauheit erfunden." David ist sieben Jahre alt, da bringt man die Sachen noch ohne viel Gerede auf den Punkt, danke für deines Sohnes Zitat, Stephan, dem ist als Kernaussage wenig hinzuzufügen. Da wäre zum Beispiel dieses – wie benennt man es am besten – Multifunktionsdingens zwischen den Vordersitzen. Banaler Dreifachbecherhalter im Eckformat, mit Staufächern? Schon. Auch. Lässt sich aber hochfahren, und wenn du dann die zwei darin verborgenen Tische ausfährst, entsteht ein (Jausen-)Tisch, der via Schienensystem nach hinten verschoben werden kann, zwischen zweite und dritte Reihe. Ohne viel Aufwand lässt sich auch eine "Ich schau dir in die Augen, Kleines!"-Situation mit den Sitzen herstellen, großes Kino, meine Damen, meine Herren, meine Kinder. Sitze übrigens, die um ein Viertel leichter sind als bisher. Wenn die das noch dreimal machen, wiegen sie gar nichts mehr. Oder habe ich mich da verrechnet?

Erstmals steht der VW-Bus auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) des Konzerns. Bringt Vorteile bei Kosten (für VW) und Paket (für die Kunden). Plug-in-Hybrid? Elektrisch sind bis zu 50 km drin.
Foto: Stockinger

Der ID.Buzz ist raus, der elektrische Erbe des Originals, des Bullis, er startet im Herbst. Da sind natürlich alle ganz aus dem Häuschen. Aber ganz ehrlich? Ich reite später auf der Euphoriewelle und konzentriere mich auf das Hier und Jetzt. Bei allem Aufholprozess, der Mercedes mit der V-Klasse gelungen ist, bei aller überraschend hohen Güte des koreanischen Konkurrenten Hyundai Staria: Der VW-Bus ist und bleibt ein eigenes Kapitel. Sauteuer, klar, aber in der Summe seiner Eigenschaften unerreicht. Qualitätseindruck: sagenhaft. Funktionalität: unschlagbar. Atmosphäre: ein Typ wie ein echter Kumpel.

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Gewichtige Argumente

Ein Diesel mit 1000 Kilometern Reichweite würde optimal dazu passen. Aus nachvollziehbaren Gründen hat VW aber erst einmal Varianten wie den Plug-in-Hybrid lanciert, sozusagen die Übergangslösung zum Buzz, zum Anstecken und für 46 bis 50 elektrische Kilometer gut, woraus real winters so um die 30, 35 werden. Die 218 PS Systemleistung, die sich aus 150 ottonischen und 116 elektrischen Pferden speisen, kommen problemlos mit dem Multivan zurecht. Allrad gibt es bei Plug-in aber nicht, nur Frontantrieb, und die Schalt-"Warze" für das Sechs-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ist ganz vorn rechts neben dem Lenkrad positioniert, wie beim Porsche Taycan. Die zusätzliche Masse des doppelten Antriebskonzepts schlägt bei einem so großen Fahrzeug weniger zu Buche als bei einem kleineren, und damit Sie wissen, von welcher Größenordnung die Rede ist: 2258 kg. Kein Fliegengewicht, klar, aber nicht unerwartet, und trotzdem noch leichter als so manches Elektromobil deutlich kompakteren Zuschnitts.

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Bei all den SUVs kommen die Minivans, die ihre große Zeit in den 1990ern und 2000ern hatten, immer mehr in Bedrängnis. Bald sind sie alle weg. Ausnahmen gibt es nur in Japan, wo sich das Genre eigenständig weiterentwickelt hat, Sie würden staunen, und eben diesen Vans des Multivan-Kalibers, zu denen man früher (Klein-)Bus gesagt hat.

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Früher einmal, da kam in meiner Heimatgemeinde am Wochenende der Augendoppler-Greißler mit seinem damals schon betagten, klassisch bikoloren – weiß-rostroten – "Läuft und läuft und läuft"-VW-Bus bei den Fußballspielen an den Sportplatz. Ein beliebtes mobiles Versorgungskommando mit Wurstsemmeln, Kracherl und Bier. Seitdem ist viel Wasser die Donau hinabgeflossen, hat sich die Transporterbaureihe von VW abermillionenfach verkauft, und jetzt kommt die schlechte neben der guten Nachricht, welche wäre, dass es den Bulli überhaupt noch konventionell motorisiert gibt, und das erstmals auf Basis des im Konzern multipel bewährten Modularen Querbaukastens (MQB).

Werbesujet aus einer anderen Zeit, einer anderen Welt: Der Bulli, der VW-Bus, war das Idealgefährt für die Wirtschaftswundergeneration.
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Die schlechte Nachricht nämlich lautet: Die Nutzfahrzeugversionen abseits MQB werden gar keine echten Volkswagen mehr sein, sondern Fords. Transits mit VW-Logo. Ein Traditionsbruch übelster Sorte, aber wenn es um Gewinnmaximierung geht, ist einer heutigen Manager- und Womanagergeneration eben so gut wie alles recht.

Sei’s drum, erfreuen wir uns des "mit viel Schlauheit erfundenen" Multivans, dieses Traditionalisten auch beim Design, der in der Generationenfolge T7 heißen müsste, dies aber nicht darf, da markenrechtlich Volvo vorbehalten. Ein Auto, das fast alles kann, in das man Zeugs unterbringt für den ganz, ganz großen Urlaub oder Freizeitlebensstil, in dem man komfortabel haust und fährt, in dem man mittlerweile mit der ganzen Welt verbunden ist, Vernetzung und so, und an dem man neben dem Preis nur eines kritisieren mag: diese elende Touchscreen-Manie. (Andreas Stockinger, 1.4.2022)